Gewinn bei Audi bricht um 37,5 Prozent ein
Audi kommt nicht aus der Krise: Im ersten Halbjahr ist der Gewinn in des Audi-Konzerns deutlich geschrumpft. Die Kernmarke mit den vier Ringen kämpft mit Modellwechseln und Zöllen.
Die schlechten Nachrichten aus der deutschen Autoindustrie reißen nicht ab. Erst am vergangenen Freitag hat der VW-Konzern düstere Zahlen für das erste Halbjahr vermeldet. Der Nachsteuergewinnbrach um 38,5 Prozent auf 4,47 Milliarden Euro ein. Die Marge fiel damit auf gerade einmal 4,2 Prozent. Schlimm erwischt hat es unter anderem die erfolgsverwöhnte Markengruppe Progressive, zu der neben Audi auch Bentley, Lamborghini und Ducati gehören.
Hier stieg der Umsatz von Januar bis Juni zwar um 5,3 Prozent von 30,9 auf 32,6 Milliarden Euro, allerdings halbierte sich das operative Ergebnis nahezu von fast zwei Milliarden Euro im Vorjahreshalbjahr auf nun nur noch knapp 1,1 Milliarden Euro. Die operative Umsatzrendite lag bei nur noch 3,3 Prozent. Mittelfristig soll sie 13 Prozent betragen. Betrachtet man die Kernmarke Audi allein, sank die Rendite im ersten Halbjahr auf mickrige 1,8 Prozent.
Audi-Gewinn bricht ein: Belastungen durch US-Importzölle und Restrukturierung des Unternehmens
Mit 1,3 Milliarden Euro fiel der Gewinn zum Vorjahreszeitraum um 37,5 Prozent geringer aus. „Die Lage bleibt sehr anspruchsvoll. Neben der hohen Wettbewerbsintensität beeinflussen die drastisch erhöhten US-Importzölle und Aufwendungen für die Restrukturierung von Audi die finanzielle Performance im ersten Halbjahr“, sagt Finanzvorstand Jürgen Rittersberger. Allein die im Frühjahr erhöhten US-Zölle haben die Audi-Bilanz im ersten Halbjahr mit rund 600 Millionen Euro belastet, so Rittersberger. In den USA verzeichnete Audi von Januar bis Juni ein Absatz-Minus von neun Prozent. Der Hersteller denkt aktuell intensiv über ein eigenes Werk in den Staaten nach. Zudem verweist das Unternehmen darauf, dass in den USA noch nicht alle neuen Modelle verfügbar seien.
„Unser finanzielles Ergebnis macht deutlich, wie notwendig die eingeleitete Transformation ist.“ Audi baut bis Ende des Jahrzehnts an den deutschen Standorten bis zu 7500 Stellen ab. Dafür hat der Autobauer bereits Rückstellungen in Höhe von 600 Millionen Euro gebildet. Durch den Stellenabbau will das Unternehmen in Zukunft aber bis zu einer Milliarde Euro bei den Personalkosten sparen. Zudem kämpft Audi aktuell mit hohen Aufwendungen für die vielen Modellwechsel. Das Unternehmen bringt bis Ende des Jahres 20 Neuheiten auf den Markt.
Audi korrigiert Erwartungen für das Gesamtjahr nach unten
Für das Gesamtjahr hat der Audi-Vorstand angesichts der aktuellen Rahmenbedingungen seine Prognose nach unten korrigiert. Erwartet werden nun Umsatzerlöse in Höhe von 65 bis 70 Milliarden Euro, die operative Umsatzrendite wird in der Größenordnung von fünf bis sieben Prozent taxiert.
Audi-Absatz sinkt im ersten Halbjahr, Modelle aus Neckarsulm stark nachgefragt
Bei Audi sank die Zahl der Auslieferungen von Januar bis Juni im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 5,9 Prozent auf 783.531 Fahrzeuge. Den stärksten Rückgang verzeichnet die Marke mit den vier Ringen auf dem größten Einzelmarkt China mit minus 10,2 Prozent auf 287.600 Einheiten. „Dieser Rückgang lässt sich mit der weiter sehr intensiven Wettbewerbssituation vor Ort erklären“, sagt eine Sprecherin auf Anfrage. Im Reich der Mitte will Audi mit einer eigenen Marke und der Hilfe eines einheimischen Partners zurück zu alter Stärke.
Bei Audi läuft aktuell die größte Modelloffensive in der Unternehmensgeschichte. Bis Ende des Jahres bringt der Hersteller 20 neue Fahrzeuge auf den Markt. Besonders gut kommen die Neuheiten aus der Region an: Im ersten Halbjahr 2025 wurden rund 82.000 Modelle des Standorts Neckarsulm ausgeliefert, was einer Steigerung von 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht. Dieser Anstieg geht nach Angaben des Autobauers vor allem auf den Anlauf des neuen Audi A5 zurück, von dem in den ersten sechs Monaten 2025 mehr als 36.000 Fahrzeuge Kundenhand übergeben worden sind. Aktuell kommt der neue A6 in die Märkte.
Audi: Absatz für das Gesamtjahr soll das Ergebnis von 2024 übertreffen
Auch sonst zeige die Modelloffensive Wirkung, wie die Audi-Sprecherin mitteilt: „Über alle Antriebsarten hinweg sind die Auftragseingänge in Westeuropa im ersten Halbjahr um elf Prozent gewachsen. Die Modelloffensive wird weiter nach und nach volumenwirksam – bis Ende 2025 wird Audi das jüngste Portfolio im Benchmark haben.“ Über Absatzziele schweigt sich Audi aus, aber wie aus dem Unternehmen zu hören ist, will man den Absatz aus dem vergangenen Jahr auf jeden Fall übertreffen. Audi hat 2024 rund 1,67 Millionen Fahrzeuge weltweit ausgeliefert. Nach Informationen der Heilbronner Stimme plant der Autobauer intern mit rund 1,75 Millionen Einheiten. Das wäre eine Steigerung von 4,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Nicht so optimistisch ist allerdings Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer: „Audi ist fast schon Dauer-Sorgenkind im VW-Konzern“, sagt der Direktor des CAR - Center Automotive Reasearch in Bochum. „Eine schnelle Besserung ist nicht erkennbar. Bis heute hat sich Audi nicht von Dieselgate erholt.“