Kritik an Audi-Chef Döllner – was der Betriebsrat dazu sagt
Audi kommt nicht zur Ruhe. Für Diskussionen sorgte zuletzt ein Medienbericht, in dem eine Umfrage unter Beschäftigten geleakt wurde. Nun melden sich die beiden Betriebsratschefs zu Wort.
Keine Frage: Die vier Ringe glänzten schon mal mehr. Audi kämpft aktuell wie viele andere Autobauer mit dem schwachen Geschäft in China und hohen Belastungen durch die US-Zölle. Von Januar bis September ist der Absatz trotz fast 20 neuer Modelle um fast fünf Prozent gesunken, der Gewinn ging 15 Prozent zurück. Dennoch hat die VW-Tochter in den ersten drei Quartalen immer noch einen Nachsteuergewinn von etwas mehr als zwei Milliarden Euro erwirtschaftet.
Konstanz zeichnete das Unternehmen zuletzt nicht mehr aus. Das liegt nicht zuletzt daran, dass das Unternehmen in nur fünf Jahren etliche Vorstandschefs verschlissen hat. Nach Rupert Stadler, Bram Schot und Markus Duesmann soll nun seit 2023 Gernot Döllner das Ruder herumreißen. Allerdings sorgen interne wie externe Störgeräusche immer wieder für Unruhe.

Audi in der Krise: Wirtschaftsmagazin veröffentlicht interne Umfrage
Geknirscht hat es nun wieder in dieser Woche wegen einer Geschichte im „Manager Magazin“. Im Zentrum der Kritik einmal mehr: CEO Gernot Döllner. Der 56-Jährige ist ein Mann der klaren Worte, zieht seine Strategie durch und dreht „den Laden einmal auf links“, wie es ein Mitglied des Topmanagement Kreises gegenüber unserer Zeitung formuliert. Bis Ende des Jahrzehnts sollen im Unternehmen 7500 Stellen wegfallen. Allein 2000 davon in der Technischen Entwicklung, dort und in den anderen Ressorts ist eine Führungsebene weggefallen. Wenig überraschend fällt eine interne Umfrage zur Stimmung unter den Entwicklern des Autobauers ziemlich negativ aus. Nun hat das „Manager Magazin“ die Ergebnisse abgedruckt.
Abgesehen davon enthält der Bericht viel längst Bekanntes, aber auch Falsches. So ist von einem „Showdown“ bei einer Audi-Aufsichtsratssitzung am 12. Dezember in Ingolstadt die Rede. Unseren Informationen zufolge hat an diesem Tag keine Sitzung des Kontrollgremiums von Audi stattgefunden. Viel mehr tagte in der betreffenden Woche an mehreren Tagen der Aufsichtsrat des VW-Konzerns, um Investitionen in Höhe von 160 Milliarden Euro für die nächsten fünf Jahre freizugeben.
Kritik an Audi-CEO Döllner wächst – Betriebsräte stärken ihm dennoch den Rücken
Die Unruhe ruft nun auch die Arbeitnehmervertreter auf den Plan. Jörg Schlagbauer, Vorsitzender des Audi Gesamtbetriebsrats aus Ingolstadt und sein Stellvertreter aus Neckarsulm, Rainer Schirmer, äußern sich in einer gemeinsamen Stellungnahme gegenüber der Heilbronner Stimme: „Wir haben bei Audi seit dem Abgang Rupert Stadlers im Jahr 2018 bis zum Antritt von Gernot Döllner eine schwierige und teils führungslose Zeit, ohne klare Strategie erlebt. Dabei ist die Innovation, der Vorsprung durch Technik, leider etwas auf der Strecke geblieben.“ Schlagbauer und Schirmer gehören beide dem Aufsichtsratspräsidium der Audi AG an.
„In dieser gewaltigen Umbruchsphase der gesamten Automobilindustrie, haben wir jetzt bei Audi einen Vorstand mit Gernot Döllner an der Spitze, der gemeinschaftlich einen klaren Blick hat und wieder eine klare Strategie zur Zukunft der vier Ringe vorgibt. Wir beide sind der Meinung, dass wir mit Gernot Döllner jemanden haben, der Tag und Nacht arbeitet, damit es mit Audi wieder voran geht“, so Schlagbauer und Schirmer. Ziel der Vorstände sei es, Audi gemeinschaftlich zu transformieren, präziser und effizienter zu machen.
„Wir erwarten uns als Betriebsräte, dass das mit der nötigen Wertschätzung und dem Respekt für die Menschen passiert. Daher liegt es jetzt auch an ihm und dem Vorstandsteam, Vertrauen, Begeisterung und Leidenschaft bei allen bei Audi zu entfachen“, äußern sich die beiden Betriebsratschefs gegenüber unserer Zeitung. „Von den Kolleginnen und Kollegen in der Produktion bis hin zu den Experten in den Fachbereichen und den Führungskräften. Wenn das gelingt, dann sind wir auf dem richtigen Weg, um wieder zu alter Stärke zurückzukommen und den Pioniergeist bei Audi zu wecken.“
Vertrag von Audi-CEO Döllner wurde um fünf Jahre verlängert
Erst im September war der Vertrag von Audi-CEO Döllner um fünf Jahre verlängert worden. Der neue Kontrakt hat nun eine Laufzeit bis 31. August 2031. „Die Verlängerung des Vertrags um fünf Jahre ist ein großer Vertrauensbeweis des Kontrollgremiums und der Eigentümerfamilien Porsche und Piëch“, heißt es aus dem Umfeld des Aufsichtsrats.
Döllner ist seit 1. September 2023 CEO von Audi, zuvor war er Chefstratege des VW-Konzerns. Nachdem es zuletzt immer wieder auch Kritik an der Innenraumqualität der neuen Modelle gab, hat Döllner Überarbeitungen für fünf Baureihen angekündigt. Zudem musste Qualitätschef Simon Bracco das Unternehmen verlassen.
CEO Döllner: „Haben als Audi-Team einiges zusammen erreicht“
Unlängst hat Gernot Döller über die ersten beiden Jahre als Vorstandsvorsitzender von Audi gesprochen. „Wir haben als Audi-Team einiges zusammen erreicht. An erster Stelle unsere Modelloffensive. Wir haben seit Frühjahr 2024 sehr viele neue Modelle an den Start gebracht. Ich bin stolz auf das gesamte Team“, sagte der 56-Jährige Im Interview mit der Heilbronner Stimme. „Wir werden bis Ende des Jahres das jüngste Modellportfolio im direkten Wettbewerb haben. Das war und ist immer noch ein Kraftakt für alle bei Audi. Aber wir müssen uns als Unternehmen weiter verändern, daran führt kein Weg vorbei.“
Man könne die Autos von morgen nicht in den Strukturen von gestern entwickeln. „Wie wir das Design unserer Fahrzeuge gestalten, so werden wir auch unser Unternehmen gestalten – mit dem Fokus aufs Wesentliche“, so Döllner. „Klarheit ist eine Haltung und der Kompass, der Audi durch diese nicht gerade einfache Zeit führt. Das verkörpert der Concept C eindrucksvoll, wie ich finde.“ Mit der Studie hat Audi nicht nur seine neue Designsprache gezeigt, sondern einen konkreten Ausblick auf den Elektro-Sportwagen gegeben, der ab 2027 in Heilbronn gefertigt wird.
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