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Gewerbesteuer von Audi sinkt – weniger Geld für Ingolstadt und Neckarsulm

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Die Stadt Ingolstadt kämpft mit leeren Kassen. Das liegt vor allem daran, dass der Autobauer Audi kaum zur Gewerbesteuer beiträgt. Auch in Neckarsulm geht die wichtige Einnahmequelle in die Knie.


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Mit knapp 40.000 Beschäftigten ist Audi der größte Arbeitgeber in Ingolstadt. Am Stammsitz fertigt der Autobauer derzeit die beiden Verbrenner-Modelle A3 und Q2 sowie die E-Autos A6 E-Tron und Q6 E-Tron. Im neuen Jahr kommt das vollelektrische Einstiegsfahrzeug der Marke mit den vier Ringen hinzu.

Trotz der Krise in der gesamten Autobranche hat Audi in den ersten neun Monaten des Jahres noch einen Nachsteuergewinn von etwas mehr als zwei Milliarden Euro erzielt. Das hilft der klammen Haushaltskasse Ingolstadts aber nicht. Denn die bayerische Stadt, die in erster Linie von Audi und Zulieferern geprägt wird, kassiert aktuell kaum Gewerbesteuer von Audi.

Audi-Gewinne gehen zum größten Teil an die Konzernmutter Volkswagen

Angesichts des Steuergeheimnisses gibt es keine offiziellen Zahlen. Aber in Ingolstadt und Umgebung ist es ein offenes Geheimnis, dass die schwache Finanzlage der Stadt vor allem den geringen Gewerbesteuereinnahmen von Audi geschuldet ist. Maßgebend dafür ist der Gewinnabführungsvertrag, den Audi mit der Konzernmutter VW geschlossen hat.

Damit hat sich Audi verpflichtet, sämtliche Gewinne des Unternehmens an die Volkswagen AG abzuführen. Im Gegensatz verpflichtet sich VW aber auch, alle Verluste der Ingolstädter zu übernehmen. Audi ist in Deutschland nicht die einzige Tochter von VW. Die Wolfsburger haben noch eine ganze Reihe weiterer Tochterunternehmen im Verbund: Porsche, die Softwareschmiede Cariad, die VW Bank und viele mehr. VW wirft alle Gewinne und Verluste der Töchter in einen Topf – und erst dieser Gesamttopf wird versteuert.

VW-Konzern: Am Ende werden alle Tochtergesellschaften miteinander verrechnet

Verteilt wird die Gewerbesteuer über die Lohnsumme. Die Lohnkosten aller Unternehmen werden dafür herangezogen. Wenn der Lohnkostenanteil von Audi in Ingolstadt beispielsweise zehn Prozent aller Gesellschaften in der gesamten Organisation der deutschen Tochtergesellschaften des VW-Konzerns beträgt, dann würden zehn Prozent der Gewerbesteuer hier bezahlt. Das Problem für Ingolstadt allerdings: Im VW-Konzern sitzen auch Gesellschaften mit hohen Verlusten.

Audi selbst hat zwar für einen Nachsteuergewinn von 4,2 Milliarden Euro ausgewiesen. Die Verluste, die VW aufgrund des Ergebnisabführungsvertrags für andere Unternehmen übernehmen muss, gleichen die Gewinne fast vollständig aus. Das Gesamtergebnis für das vergangene Jahr geht in Richtung Null - somit wird auch keine Gewerbesteuer fällig. In der Theorie geht es aber freilich auch anders: Sollte Audi Verluste einfahren, VW aber Gewinne machen, gäbe es wieder Gewerbesteuer für Ingolstadt. So lange aber Audi mehr Gewinn macht als die anderen Töchter, wird Ingolstadt vergleichsweise wenig Gewerbesteuer erhalten.

In Neckarsulm bricht die Gewerbesteuer ebenfalls dramatisch ein

Ob in Ingolstadt oder auch am zweiten deutschen Audi-Standort Neckarsulm hält man sich bedeckt, um welche Firmen es geht, wenn es um den Rückgang der Gewerbesteuer geht. Schon jetzt ist klar, dass die Gewerbesteuer 2027 in Neckarsulm auf die Hälfte einbrechen wird. Nach dem Rekordergebnis in diesem Jahr von über 100 Millionen Euro werden in zwei Jahren die Umlagen deutlich steigen, das weiß Kämmerer Matthias Herrmann jetzt schon sicher. 

Wegen „struktureller Veränderungen bei den Haupt-Gewerbesteuerzahlern“ werden sich die Einnahmen mittelfristig auf einem niedrigeren Niveau von etwa 54 Millionen Euro einpendeln. „Damit wird sich das Gewerbesteueraufkommen 2027 im Vergleich zum laufenden Haushaltsjahr nahezu halbieren.“ Das zwingt die größte Stadt des Landkreises Heilbronn zum Sparen. 

Audi: Personalabbau bis Ende des Jahrzehnts wirkt sich ebenfalls negativ aus

Ein weiterer Punkt könnte sich mittelfristig zusätzlich negativ auf die Gewerbesteuereinnahmen in Ingolstadt und Neckarsulm auswirken. Audi muss massiv sparen: Bis Ende 2029 sollen beim Autobauer 7500 Stellen sozialverträglich abgebaut werden. Betroffen sei dabei ausschließlich der indirekte Bereich, wie das Unternehmen mitteilt – also alle Bereiche außerhalb der Produktion.

Der Abbau soll über Altersteilzeitprogramme und Vorruhestandsregelungen erfolgen. Durch den Personalabbau sinken folglich auch die Lohnkosten. Damit wird auch der Lohnkostenanteil von Audi im VW-Konzern kleiner, folglich schrumpft der Gewerbesteueranteil weiter. 

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