Gewerbesteuer im Raum Heilbronn und Hohenlohe: Städte zwischen Rekordplus und Finanzsorgen
Die Haushalte der Kommunen in der Region Heilbronn und im Hohenlohekreis sind von den stark schwankenden Einnahmen abhängig. Noch geht es den Kreisstädten gut.
Die Haushalte der Kommunen stehen nach Aussage ihrer Spitzenverbände vor dem Kollaps. „Defizite in nie gekannter Höhe türmen sich auf“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung des Deutschen Städtetages, des Deutschen Landkreistages und des Deutschen Städte- und Gemeindebundes. Dabei stellt das Statistische Bundesamt Rekordeinnahmen bei den Gewerbesteuern für 2024 fest. Die Landeshauptstadt Stuttgart meldet hingegen einen Einbruch um 600 Millionen Euro bei der Gewerbesteuer.
Gewerbesteuer-Einnahmen in Heilbronn: Exakte Prognose nicht möglich
Die Stadt Heilbronn geht zum Stichtag Ende August von aktuell rund 161 Millionen Euro an Gewerbesteuern aus, so Pressesprecherin Suse Bucher-Pinell. „Bei der Gewerbesteuer ergeben sich aufgrund der Messbescheide des Finanzamts täglich Veränderungen nach unten und oben.“ Eine exakte Prognose sei „vor diesem Hintergrund der Volatilität nicht möglich“. Aktuell geht man bei der Stadt Heilbronn davon aus, dass noch geringfügige Verbesserungen beim Gewerbesteuerergebnis möglich sein werden.
Schwankende Gewerbesteuereinnahmen in Öhringen: Tägliche Veränderungen nach unten und oben
Die Große Kreisstadt Öhringen im Hohenlohekreis gehört zu den Städten, die mit zu den Rekordeinnahmen beitragen: Mit 40,12 Millionen Euro übertrifft das Ergebnis 2024 den Planansatz mehr als deutlich: Kalkuliert hatte die Kämmerei mit 20 Millionen Euro. Doch von der doppelt so hohen Einnahme bleiben bei der Stadt letztlich nur 25 bis 30 Prozent. Der Großteil wird die kommenden vier Jahre über verschiedene Umlagen weiterverteilt.
Für das laufende Jahr wurden 23 Millionen Euro geplant. Stand diese Woche sind bereits 23,2 Millionen Euro eingegangen. Vorsichtiger wird der Ansatz für 2026: „Aufgrund der allgemeinen wirtschaftlichen Lage und der vom Bundestag beschlossenen steuerlichen Entlastungen für die Unternehmen“, erklärt Kämmerer Patrick Müller, werde mit 19 Millionen Euro Gewerbesteuer kalkuliert.

Kreisstädte im Landkreis Heilbronn: Nachzahlungen aus den Vorjahren gleichen die Bilanz aus
Die Großen Kreisstädte im Landkreis Heilbronn geben – noch Entwarnung: In Eppingen ist die Gewerbesteuer im Ergebnis im Jahr 2024 mit 11,3 Millionen Euro fast genau im Planansatz. Auch im laufenden Jahr fließt die Gewerbesteuer wie erwartet. Dies sei aber auf Sondereffekte zurückzuführen, teilt Stadtsprecherin Vanessa Heitz mit.
Damit sind Nachzahlungen aus den Vorjahren gemeint. Dies bessert die Bilanz in Neckarsulm auf. Hier ist 2024 die Gewerbesteuer mit 104 Millionen Euro üppig ausgefallen. Kämmerer Matthias Herrmann bleibt bei der Einschätzung der Finanzlage aber vorsichtig: „Aufgrund des großen finanziellen Polsters aus den vergangenen Jahren können die voraussichtlichen negativen ordentlichen Ergebnisse in der mittelfristigen Finanzplanung durch Rücklagen kompensiert werden. Allerdings wird sich die finanzielle Ausstattung der Stadt in den kommenden Jahren voraussichtlich nicht verbessern, sodass weiterhin Handlungsbedarf besteht, den Haushalt zukunftsfähig aufzustellen.“
Bad Rappenau: Gewerbesteuer-Einnahmen nach Einbruch wieder etwas stabiler
In Bad Rappenau freut man sich über ein Plus von gut einer Million Euro. Die Kurstadt hat im Jahr 2024 rund zwölf Millionen Euro eingenommen, was aber zum Großteil Nachzahlungen aus 2019 bis 2023 in Höhe von rund zwei Millionen Euro waren. Nach einem massiven Gewerbesteuereinbruch von über 40 Prozent im Frühjahr 2025 habe sich die Gewerbesteuer im August wieder etwas stabilisiert. Zum Planansatz 2025 fehlen aber immer noch rund 2,3 Millionen Euro. „Durch die monatliche Berg- und Talfahrt bei den Steuerbescheiden lässt sich das Ergebnis 2025 jedoch noch nicht abschätzen.“
Bad Friedrichshall hatte im Jahr 2024 mit Gesamteinnahmen von 11,6 Millionen Euro ein Plus von rund zwei Millionen Euro bei der Gewerbesteuer. Auch hier waren Nachzahlungen aus den Vorjahren ausschlaggebend. Dieser Effekt werde wohl auch im laufenden Jahr dazu führen, dass der Planansatz von zehn Millionen Euro erreicht wird, ist Kämmerer Alexander Preuss vorsichtig optimistisch.
Gewerbesteuer: Hohenloher Kommunen mit schwankenden Gewinnen konfrontiert
Schwankend Anders als Öhringen hat Mulfingen keinen breiten Branchenmix. Die Vergangenheit hat die Auswirkungen schwankender Gewinne bei EBM-Papst bereits gezeigt. Der Gemeinderat hat bis 2028 durchgehend eine Summe von acht Millionen Euro bei der Gewerbesteuer vorgesehen. Das soll so beibehalten werden, sagt Kämmerin Sabine Menikheim-Metzger. Sie könne nicht mutmaßen, wie die großen steuerzahlenden Unternehmen mit diesen unsicheren Zeiten zurechtkommen. Auch Künzelsau wird für 2026 eher vorsichtig kalkulieren, sagt Sprecherin Elke Sturm.