Weniger Fehler, mehr Punkte: Sport-Union Neckarsulm reist mit klaren Zielen nach Halle
Anders als am ersten Spieltag vor einer Woche möchte der Neckarsulmer Handball-Bundesligist seinen eigenen Ansprüchen an der Saale gerecht werden. Das Auftaktspiel hat dafür einige Erkenntnisse geliefert.

Mit ihrer größeren Erstliga-Erfahrung sowie der Kaderqualität in Spitze und Breite will die Sport-Union Neckarsulm am Samstagabend (19 Uhr) in Halle (Saale) ihren frustrierenden Saisonstart vergessen machen. „Diese Dinge müssen wir dort aufs Feld bringen“, betont Sport-Union-Trainer Thomas Zeitz.
In Sachsen-Anhalt wartet mit Aufsteiger SV Union Halle-Neustadt ein auf dem Papier dankbarer Gegner auf den Bundesligisten. „Das ist kein Fallobst, sondern eine Hürde – aber eine, die wir mit unseren Ansprüchen überspringen wollen und müssen“, sagt Zeitz vor dem Duell in der SWH.arena klar.
Das bislang letzte Aufeinandertreffen beider Mannschaften an einem ungewohnten Sonntag im April 2024 in der Ballei (32:21) hatte bei den Gastgebern aus dem Osten einen faden Beigeschmack hinterlassen, waren sie zwei Wochen zuvor doch tatenlos wieder abgereist, weil der Boden in der Ballei seinerzeit nach Reinigungsschäden nicht bespielbar gewesen war. Später folgte der Bundesliga-Abstieg der im vergangenen Mai umgehend wieder korrigiert wurde.
Die Hallenserinnen hatten am ersten Spieltag ebenso wie die Sport-Union ihrerseits gegen die HSG Bensheim/Auerbach (27:33) das Nachsehen. Bei der 25:32 (13:17)-Auswärtsniederlage gegen den Thüringer HC stimmten beim Liga-Neuling weder Treffer- noch Paradenquote. Und: Auch die Zahl der Technischen Fehler war sehr hoch. Baustellen, von denen auch den Neckarsulmerinnen einige bekannt vorkommen dürften.
Fünf Erkenntnisse des ersten Spieltags vor dem zweiten
Zahl der Technischen Fehler: An die 20 Ballverluste produzierte die Sport-Union am ersten Spieltag, was mit der Grund für die schlechte Anfangsphase und letztlich auch die Niederlage war. „Technische Fehler sind immer auch ein Verdienst der Abwehr, die Stress verursacht. Aber wir müssen in Halle unbedingt unsere Fehler ohne Gegnerdruck reduzieren“, sagt Thomas Zeitz.
Aufgabenverteilung im Rückraum: „Im Angriff haben wir teilweise viel zu kompliziert gespielt und das Angriffsspiel in der Trainingswoche daher etwas einfacher betrachtet.“ Was Zeitz damit meint: klarer Fokus, klare Aufgabenverteilung. Denn statt in Lücken zu stoßen und/oder Abschlusschancen zu ergreifen, spielten Munia Smits, Paulina Uscinowicz, Kamila Kordovská und Co. gegen Bensheim häufig noch einmal einen (zu) komplizierten Pass, was den Gästen die Abwehrarbeit und Balleroberungen erleichterten.
Bindung der Außen zum Spiel: Obwohl in der Vorbereitung immer wieder mit vielversprechenden Aktionen auffällig, blieben die drei Neckarsulmer Außenspielerinnen am ersten Spieltag häufig isoliert. Weniger, weil die Bensheimer Abwehr sie gezielt zugestellt hätte, sondern vor allem, weil Anspiele auf Iva van der Linden und Meret Ossenkopp auf Rechtsaußen beziehungsweise Antje Döll auf links ausblieben. Zudem stimmte die Trefferquote des Trios nicht: Zwei Tore von Rechtsaußen (dazu zwei vom Kreis) machten das rückraumlastige Neckarsulmer Spiel einfach ausrechenbar.
Schnelle Tore: Damit unmittelbar zusammenhängend war die geringe Zahl an schnellen Treffern. Während Bensheim gleich sechsmal das Momentum nach Ballgewinnen ausnutzte, erzielte die Sport-Union im Auftaktspiel ein mickriges Gegenstoßtörchen. Das hatte zur Folge, dass sich das Zeitz-Team oft im gebundenen Spiel wiederfand und sich darin (unter Zeitdruck) verzettelte.
Impulse von der Bank: „Wir müssen in Halle von Anfang an dagegenhalten. Die werden in ihrem ersten Heimspiel nach dem Aufstieg heiß sein“, betont Thomas Zeitz vor der Reise an die Saale. Seine Wechsel brachten die Sport-Union am ersten Spieltag zwar nicht auf die Siegerstraße, hatten aber dennoch positiven Einfluss auf das Neckarsulmer Spiel.
Torhüterin Johanna Fossum etwa rückte nach einer Schwächephase Lena Ivancoks zwischen die Pfosten und fand sich schnell ein; ihre 35 Prozent gehaltener Bälle waren ein ordentlicher Wert. Schon zuvor hatte die Hereinnahme von Annefleur Bruggeman das kopflose Neckarsulmer Auftreten in geordnetere Bahnen gelenkt. Die Niederländerin leistete sich zwar zwei ärgerliche Ballverluste, doch ihre Mitspielerinnen profitierten von ihrer Passqualität und Umsicht.
Und auch die Hereinnahme von Neuzugang Paulina Uscinowicz tat den Gastgebern in Angriff und Abwehr gut. Defensiv schränkte die Polin an der Spitze einer 5:1-Deckung den Wirkungskreis von HSG-Spielmacherin Meike Thomaier ein, offensiv war ihr wuchtiger Abschluss ein Türöffner.
Auf die Dienste Angunn Gudmestads hatte Thomas Zeitz hingegen 60 Minuten lang verzichtet und das im Nachgang damit erklärt, dass ihre Konkurrentinnen (im Zusammenspiel) im Training einen besseren Eindruck hinterlassen hatten als die Norwegerin. „Außerdem wollte ich einzelne Spielerinnen nicht nur für wenige Minuten ins Spiel werfen“, erklärte Zeitz, gab jedoch zu: „Im Nachhinein hätte man es probieren sollen, vielleicht sogar müssen.“ Es ist daher davon auszugehen, dass die 24-Jährige nun in Sachsen-Anhalt spielen wird.




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