Das Palm-Aus ist ein Fiasko für die Heilbronner Innenstadt
Mit Palm schließt eines der herausragenden Traditionshäuser des Heilbronner Handels. Für die Bemühungen um eine attraktive Innenstadt ist das ein herber Rückschlag, meint unser Autor.

Die Nachricht kam für viele völlig überraschend: Kurz vor dem Jahreswechsel verkündet das Heilbronner Modehaus Palm, dass es nur noch bis Juni weitergeht. Aus, vorbei nach 220 Jahren Firmengeschichte. Die Ankündigung sorgte bei der Stadt für tiefe Bestürzung. Die 37 Mitarbeiter müssen sich einen neuen Job suchen. Heilbronn verliert nicht irgendein Geschäft, sondern eine der wenigen inhabergeführten Qualitätsadressen und ein Stück Hoffnung, dass Handel in Citylagen überhaupt eine Zukunft hat.
Die Palm-Geschäftsführung verbindet die Hiobsbotschaft mit einer Breitseite gegen die Standortpolitik. Zu unattraktiv sei die Innenstadt, zu zäh die Entwicklung beim Wollhaus, das als großer Hoffnungsträger gilt. Die Verantwortlichen bei der Stadt verweisen wie so oft auf bundesweite Trends zum Wandel der Innenstädte, vor denen auch Heilbronn nicht gefeit sei. Tenor: Anderen geht es auch nicht besser.
Konkurrenz für Wollhaus-Vermarkter durch Palm-Immobilie
Die Wahrheit liegt wohl in der Mitte: Kein Unternehmen kommt nur durch äußere Einflüsse in die Bredouille. Gleichwohl ist die Lage in der City tatsächlich unbefriedigend. Zu viele alteingesessene Geschäfte schließen, zu viel Beliebiges, Austauschbares kommt nach. Beim Wollhaus ging jahrelang nichts voran. Ob die jetzt vorgelegten Pläne wirklich der große Heilsbringer sind, weiß niemand.
Die Wollhaus-Vermarkter bekommen nun zusätzliche Konkurrenz durch eine bald leer stehende Palm-Immobilie in Bestlage. Der Kaufhof blieb von den jüngsten Filialschließungen des schlingernden Konzerns verschont. Ob das Warenhaus dauerhaft bleibt, ist ungewiss.
Einkaufsstadt Heilbronn leidet an Schwindsucht
Heilbronn macht derzeit bundesweit Furore mit dem Bildungscampus und dem KI-Park, beides liegt am Stadtrand. Heilbronn sei wie ein Donut - innen leer, so formulierte es jüngst der Architekt Christoph Herzog.
Die Gefahr ist real. Erfolgreiche City-Entwicklung gibt es zweifellos, allen voran das Marrahaus. Dort ist aber nicht Handel der Trumpf, sondern Gastronomie. Die Einkaufsstadt Heilbronn leidet an Schwindsucht, mit dem 29. Dezember hat sie einen weiteren rabenschwarzen Tag erlebt.


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