Große Versprechen, Streitpunkt Wohnungen: Wie geht es weiter mit dem Heilbronner Wollhaus?
Seit langem herrscht mal wieder Aufbruchstimmung rund um das ungeliebte Wahrzeichen. Die Pläne für das Heilbronner Wollhauszentrum lassen auf Großes hoffen. Es gibt aber auch Skeptiker.

Abriss oder Umbau? Das sind die seit Jahren diskutierten Alternativen für das Heilbronner Wollhauszentrum. Im Sommer haben Investor und Architekten Pläne für eine Umgestaltung der wuchtigen Immobilie präsentiert und begeisterte Reaktionen erfahren. Skeptische Stimmen gibt es freilich auch.
Es ist ein bisschen wie bei der Bescherung an Weihnachten, dabei ist Hochsommer: Im Juli stellen Architekt Benjamin Blocher und Klaus Striebich, Berater des Wollhaus-Eigentümers Arthur Neufeld, dem Gemeinderat die Pläne für das Wollhaus vor. "Geflasht" zeigt sich Stadtrat Thomas Aurich, die anderen Reaktionen fallen nicht weniger überschwänglich aus.
Wollhaus-Pläne: Das große Versprechen – überwiegend begeisterte Reaktionen
Fraglos: Was der Eigentümer, das Oedheimer Wohnbauunternehmen Neufeld, mit dem ungeliebten Klotz in bester City-Lage vorhat, ist ein großes Versprechen für Heilbronn. Wohnungen, Büros, Markthalle, Fitness, Restaurant, Grünflächen und ein Hotel: Das alles soll auf dem Areal entstehen, ohne den 1975 im Stil des Brutalismus errichteten Komplex mit der Abrissbirne platt zu machen.
Die Rede ist von einer Investitionssumme von 100 Millionen Euro. Ab 2026 soll gebaut werden, 2028 ist die Einweihung geplant. Das markante Hochhaus soll um vier Stockwerke in die Höhe wachsen. Die Statik gebe das her, versichern die Plane. Schon die Ursprungspläne hätten einen höheren Turm vorgesehen.
Wie viel geförderter Wohnraum entsteht am Wollhaus?
Auch Hotel und Wohnungen satteln auf das Bestandsgebäude auf. Wie genau die Herberge sich ins Heilbronner Hotel-Gefüge einordnen soll, darüber gibt es noch keine Aussage. Kritiker monieren, Heilbronn brauche kein weiteres Hotel. Vorgesehen sind 70 bis 90 Wohnungen, angeordnet in L-Form. Hier bekam der Investor schon bei der Präsentation im Gemeinderat einen Vorgeschmack auf eine Debatte, die Heilbronns Kommunalpolitik bei jedem Neubauvorhaben beschäftigt.
Es geht um den Anteil an gefördertem Wohnraum, der dem Investor abverlangt wird. Beim Neckarbogen waren es 20 Prozent. Die Diskussion verspricht spannend zu werden. Trotz vereinzelter Skepsis, ob das Ganze überhaupt zu stemmen ist, überwiegt in der Stadt die Zuversicht: Diesmal könnte es etwas werden mit dem Wollhaus.
Zwischennutzung ist derzeit angesagt
Das renommierte Stuttgarter Architekturbüro Blocher Partners stand bei der Präsentation an Neufelds Seite. Später zeigten sich die Architekten verwundert, dass sie noch nicht grünes Licht für die Entwurfsplanung und damit den nächste Schritt erhielten. Gerüchten über ein Zerwürfnis traten beide Seiten entgegen. "Wir arbeiten an der nächsten Phase", sagt der Investor. Bevor die Entscheidung über die weitere Zusammenarbeit fällt, seien Einzelthemen zu klären.
Die aktuelle Phase heißt derweil: Zwischennutzung. In Teilen der ehemaligen Kaufhof-Fläche ist ein Supermarkt eingezogen. Im dritten Stock, der ehemaligen Schlecker-Filiale, will eine Agentur eine Anlage für den Trendsport Parkour aufziehen. Der große Wollhaus-Wurf bleibt vorerst ein Versprechen.