"Ein Schock": Schließung von Modehaus Palm löst Bestürzung in Heilbronn aus
Heilbronns Handel verliert eine Institution: Bestürzt haben Branchenvertreter auf die Ankündigung des Modehauses Palm reagiert, das Traditionsgeschäft in sechs Monaten zu schließen. Auch OB Harry Mergel äußert sich zu dem Paukenschlag.

Nach 220 Jahren ist Schluss: Für viele Beobachter völlig überraschend hat die Palm-Geschäftsführung am Freitag das Aus für den 30. Juni angekündigt. Betroffen sind 37 Mitarbeiter, die sich einen neuen Job suchen müssen. Palm galt als Magnet und Aushängeschild im Heilbronner City-Handel.
"Für mich war Palm immer ein starkes Stück Heilbronn, deshalb bedauere ich die angekündigte Schließung außerordentlich", sagt Oberbürgermeister Harry Mergel in einer ersten Reaktion. Grund sind für ihn vor allem "revolutionäre Veränderungsprozesse in der Modebranche", die auch vor Heilbronn nicht Halt machten und den bundesweiten Trend zu weniger Einzelhandelsflächen.
Modehaus Palm muss schließen – Geschäftsführung rügt Standort Heilbronn
Die Palm-Geschäftsführung hatte neben dem Verweis auf die Konkurrenz durch den Internethandel und die Probleme, Personal zu finden, deutliche Kritik am Standort Heilbronn geübt. „Viele Einzelhandelsgeschäfte haben in den vergangenen zehn Jahren aufgegeben und schließen müssen. Es wurde versäumt, der Innenstadt neue Attraktivität einzuhauchen“, sagte Senior-Chef Wolfgang Palm.
„Der Leerstand des Wollhaus-Zentrums seit über zehn Jahren – dessen Neueröffnung 2028 zu spät kommt – sowie das öffentliche Erscheinungsbild der Innenstadt haben zu einem massiven Frequenzverlust mit entsprechenden Umsatzverlusten geführt.“
OB Mergel: Lassen uns von Rückschlägen nicht entmutigen
OB Mergel sieht hingegen ermutigende Signale, dass die Transformation gelingen kann und nennt das Marrahaus, das Dinkelacker-Areal in der Sülmerstraße, Barthel und die Fleiner Strasse 17 – "und auch im Hinblick auf das Wollhaus gibt es ein überzeugendes Konzept", sagt Mergel mit Blick auf die ehrgeizigen Pläne des Eigentümers Neufeld, der das ungeliebte Areal mit Wohnen, Handel und einem Hotel umkrempeln will. Für Heilbronn bleibe die Entwicklung der Innenstadt "Top-Thema", betont Mergel. "Dabei lassen wir uns auch von unausweichlichen Rückschlägen nicht entmutigen."
Chef von Heilbronn Marketing verteidigt sich gegen Kritik
Die Generalabrechnung mit dem Standort Heilbronn will Steffen Schoch nicht stehen lassen. Die jüngsten Aussagen von Axel Palm über das maue Weihnachtsgeschäft hätten ihn verwundert, sagt der Geschäftsführer von Heilbronn Marketing. "Da hat mir etwas der Spirit gefehlt." In Heilbronn tue sich vieles, etwa mit dem KI-Park oder der Entwicklung auf dem Bildungscampus, so Schoch.
Jetzt müssten die Anstrengungen, die Innenstadt attraktiv zu halten, beschleunigt werden. Hier sind seiner Ansicht nach nicht nur Stadt und Marketing gefragt, sondern auch Gewerbetreibende und alle Bürger. Palm sei ein Stück Heilbronn, bedauert der HMG-Chef das nahende Aus: "Es ist immer ein Schock, wenn ein alteingesessenes Geschäft schließt."
Eppinger Händler: Kunden wenden sich von Heilbronn ab
"Total überrascht und sprachlos", zeigte sich Oliver Spiess von der Nachricht. Er betreibt ein Modegeschäft in Eppingen. Palm in Heilbronn sei eine Marke. "Da hat man immer hingeschaut." Spiess beobachtete zuletzt in seinem Geschäft vermehrt Kunden, die sich von Heilbronn abwendeten. Viele berichteten, sie fühlten sich beim Einkauf in der Stadt nicht mehr wohl.