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Lage in SLK-Kliniken: Betriebsrat widerspricht Oberbürgermeister Harry Mergel

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Heilbronns Oberbürgermeister Harry Mergel sagte kürzlich, größere Probleme oder eine allgemein schlechte Stimmung in den SLK-Kliniken könne er nicht erkennen. Jetzt äußert sich der Betriebsrat – und widerspricht.


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Wie steht es wirklich um den kommunalen SLK-Verbund und um die Kommunikation zwischen Klinik-Mitarbeitern und dem SLK-Aufsichtsrat? Ist SLK „ein führendes Klinikum im Land“, wie der Aufsichtsratsvorsitzende und Heilbronner Oberbürgermeister Harry Mergel meint? Diese Aussage hatte Mergel im Interview mit unserer Redaktion getätigt, nachdem durch Stimme-Recherchen bekannt geworden war, dass es Wechsel auf gleich drei Führungspositionen in der Verwaltung gibt.

Situation an SLK-Kliniken: Betriebsratschef Mohr widerspricht OB Mergel deutlich

Auf mögliche Unruhe in der Belegschaft angesprochen, hatte Mergel darin auch gesagt, Personalwechsel in einem Unternehmen dieser Größenordnung seien normal, wesentliche Auswirkungen auf Stimmung oder Arbeitsqualität könne er nicht erkennen: „schlechte Stimmung im gesamten Unternehmen, die kann ich mit Sicherheit ausschließen“. Der Aufsichtsrat bekomme „auch keine entsprechenden Hinweise vom Betriebsrat, der wichtiger Teil des Aufsichtsgremiums ist“, so Mergel weiter. 

 Dieser Darstellung tritt der Betriebsrat der SLK-Kliniken nun in einer schriftlichen Stellungnahme entgegen: „Dieser Aussage widersprechen wir als Betriebsrat vehement!“, heißt es in einer Mail des Betriebsratsvorsitzenden Jens Mohr an unsere Redaktion.


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Die Mitglieder des Betriebsrats informierten in fast jeder Aufsichtsratssitzung über die bestehenden Probleme des Unternehmens: „Deshalb ist das Zitat von Herrn Mergel ’wir als Aufsichtsrat bekommen keine entsprechenden Hinweise vom Betriebsrat...’ schlichtweg haltlos.“ Die Aufsichtsräte seien über die Themen informiert und machten sich zum Teil selbst ein Bild über die Lage an den SLK-Kliniken.

SLK-Betriebsrat: Personelle Wechsel haben zu Unruhe in der Belegschaft geführt

Auch zur Frage, ob die personellen Wechsel für Unruhe innerhalb der Belegschaft geführt hätten, vertritt Mohr eine andere Meinung als der Aufsichtsratschef. So heißt es: „Die kürzlich erschienene Berichterstattung in der Zeitung über die personellen Veränderungen in der Geschäftsführung hat innerhalb der Belegschaft verständlicherweise zu Unruhe geführt – insbesondere, da die Information nicht zuerst intern, sondern ausschließlich über externe Medien bekannt wurde. Uns ist bewusst, dass diese Situation für viele emotional belastend ist und möglicherweise das Vertrauen in gewohnte Abläufe erschüttert.“ 

Schon 2023 beklagte der SLK-Betriebsrat „riesige Arbeitsbelastung“

Mohr nimmt zudem Bezug auf ein Interview, das er und die stellvertretende Betriebsrats-Vorsitzende Andrea Großkopf unserer Redaktion im März 2023 gegeben hatten. Darin hatten beide eine „riesige Arbeitsbelastung“ durch großen Personalmangel beklagt und gesagt, unter diesen Bedingungen könne die Qualität der Patientenversorgung nicht mehr im selben Maße wie früher gewährleistet werden.

Jens Mohr ist Betriebsratsvorsitzender der SLK-Kliniken Heilbronn GmbH.
Jens Mohr ist Betriebsratsvorsitzender der SLK-Kliniken Heilbronn GmbH.  Foto: Veigel\, Andreas

An dieser Situation und der Haltung der Betriebsratsvorsitzenden dazu habe sich nichts geändert: „Die Arbeitsbelastung in den Bereichen ist hoch, und der Mangel an qualifiziertem Personal ist eine riesige Herausforderung für uns alle. Die Beschäftigten machen einen super Job, kommen aber an ihre Grenzen und manchmal auch darüber hinaus.“ Zudem gebe es „Rückmeldung aus der Belegschaft, dass die Wertschätzung arbeitgeberseits gegenüber den Beschäftigten eine bessere sein könnte“.

Verwunderung bei SLK-Mitarbeitern über Aufsichtsrat: „Das sind teilweise Fluchten“

Spricht man mit früheren oder aktuellen SLK-Mitarbeitern, hört man vielfach Verwunderung über die Wahrnehmungen aus dem Aufsichtsrat: „Das sind teilweise Fluchten“, sagt eine frühere Führungskraft aus dem Medizinbereich zur Personalfluktuation. „Da werden wertvolle Leute in die Pampa geschickt, und als Resultat verlassen ganze Führungsmannschaften die Abteilung.“


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Auch dass die Personaldirektion nach dem Ausscheiden des früheren Direktors Michael Hatt im Oktober 2023 noch nicht wieder besetzt worden sei, sei nicht zu verstehen, heißt es von anderer Seite: „In Zeiten, in denen Personalmangel das größte Problem ist.“

Durch die Stimme-Berichterstattung war bekannt geworden, dass auch Personalleiterin Julia Kreuzer das Unternehmen verlassen wird. Thorsten Reinhardt, kaufmännischer Direktor am Gesundbrunnen, ist nach weniger als einem Jahr ausgeschieden. Geschäftsführer Harald Becker, eingestellt als designierter Nachfolger von SLK-Chef Thomas Weber, wird nach Entscheidung des Aufsichtsrats nicht Webers Nachfolge antreten. Ob er im Unternehmen bleibt, ist unklar. Auf Anfrage wollte er sich nicht äußern.


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Kommentare

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Helga Grünwald am 13.06.2025 13:35 Uhr

Sehr geehrte Redaktion,

die aktuellen Entwicklungen bei den SLK-Kliniken geben Anlass zu ernsthafter Sorge. Der öffentliche Widerspruch des Betriebsrats zu den Aussagen von Oberbürgermeister Harry Mergel zeigt deutlich, wie groß die Diskrepanz zwischen politischer Außendarstellung und innerbetrieblicher Realität ist.

Während Herr Mergel betont, es gebe keine Hinweise auf eine schlechte Stimmung oder strukturelle Probleme, berichtet der Betriebsrat von massiver Arbeitsbelastung, Personalmangel und Vertrauensverlust innerhalb der Belegschaft und das nicht erst seit gestern. Auch dass zentrale Informationen, etwa über Führungswechsel, nicht zuerst intern, sondern über externe Medien bekannt werden, verstärkt das Gefühl der Entfremdung zwischen Klinikleitung, Aufsichtsrat und Mitarbeiterschaft.

Als Mitglied des Bündnisses Sahra Wagenknecht sehe ich in diesem Zustand den Ausdruck eines grundsätzlichen Problems: Die zunehmende Ökonomisierung des Gesundheitswesens, auch im kommunalen Bereich, führt dazu, dass wirtschaftliche Kennzahlen über das Wohl von Mitarbeitenden und Patienten gestellt werden. Personal wird ausgedünnt, Führungswechsel bleiben intransparent, und die Sorgen der Beschäftigten verhallen obwohl sie seit Jahren auf Missstände hinweisen.

Die SLK-Kliniken sind keine privatwirtschaftlichen Konzerne, sondern Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge. Hier darf es nicht um Gewinnmaximierung gehen, sondern um gute Versorgung und faire Arbeitsbedingungen. Wer wie der Betriebsrat kontinuierlich auf Probleme hinweist, sollte ernst genommen und nicht öffentlich widersprochen werden zumal dokumentiert ist, dass die Themen in Aufsichtsratssitzungen regelmäßig angesprochen wurden.

Wir fordern:

1. Eine unabhängige und ehrliche Analyse der Situation vor Ort,

2. eine transparente Kommunikation gegenüber der Belegschaft,

3. Investitionen in Personal, Führung und Arbeitsbedingungen,

4. eine Abkehr von betriebswirtschaftlichem Denken hin zu patienten- und mitarbeiterorientierter Klinikpolitik.

Gute Pflege braucht stabile Teams, klare Strukturen und Respekt gegenüber denen, die tagtäglich über ihre Grenzen hinaus arbeiten. Die Beschäftigten der SLK-Kliniken verdienen nicht nur Dank, sie brauchen politische Unterstützung und strukturelle Verbesserungen.

Mit solidarischen Grüßen
Helga Grünwald, Bündniss Sahra Wagenknecht (BSW)
Heilbronn, 12. Juni 2025

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