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Neckarsulms OB Hertwig in der Kritik: „Klare Kommunikation“ gefällt nicht jedem 

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In Neckarsulm wächst die Kritik an Oberbürgermeister Steffen Hertwig – von der umstrittenen Innenstadtbelebung bis hin zum aktuellen Sparkurs bei Großprojekten. Bei der Einwohnerversammlung dürften diese Punkte deutlich zur Sprache kommen.


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Sprüche wie „Leute, das ist doch Quatsch!“, gehen Steffen Hertwig mitunter leicht von den Lippen. Mit diesen bei der Informationsveranstaltung zur geplanten Umgestaltung des Schlossplatzes im Sommer geäußerten Worten hat sich Oberbürgermeister (OB) Steffen Hertwig nicht nur bei der Bürgerinitiative (BI) unbeliebt gemacht. 

Vorwürfe von Einzelhändlern und Stadtrat zur Neckarsulmer Innenstadtentwicklung

Elternvertreter mit Sorgen zur Entwicklung der Kindergärten fühlen sich in der OB-Sprechstunde abgewürgt, der Arbeitskreis Innenstadt wirft Hertwig vor, er reagiere mit „Unverständnis und Hinhaltetaktik“ auf die konkreten Veränderungsvorschläge. „Hören Sie auf mit Vertrösten, Verschieben und Verhindern“, fordert Einzelhändler Simon Berthold den Neckarsulmer OB auf.

FDP-Stadtrat Gerald Friebe hatte Hertwig mitgeteilt, seine Art mit dem Problem Innenstadtentwicklung umzugehen sei „politisch unklug und kommunikativ ein Fehler“. Statt eigene Akzente zu setzen, gebe er für die Stadt nachteilige Meinungen einfach weiter. „Genau dieser Tonfall schadet dem gesellschaftlichen Zusammenhalt und trägt nicht zu einer konstruktiven Atmosphäre bei.“

Bei der Bürgerinformation zum geplanten Umbau des Schlossplatzes mussten sich Baubürgermeisterin Suzanne Mösel und Steffen Hertwig Kritik von Ronny Martschenko und Bernd Giering (von rechts) von der Bürgerinitiative anhören.
Bei der Bürgerinformation zum geplanten Umbau des Schlossplatzes mussten sich Baubürgermeisterin Suzanne Mösel und Steffen Hertwig Kritik von Ronny Martschenko und Bernd Giering (von rechts) von der Bürgerinitiative anhören.  Foto: Seidel, Ralf

Ralf Merkle, der 2008 selbst als Neckarsulmer Oberbürgermeister kandidiert hat, wirft Hertwig unter vielen anderen Dingen vor, ein „14 Prozent OB“ zu sein. Hintergrund ist die mit weniger als 20 Prozent vergleichsweise geringe Wahlbeteiligung bei Hertwigs Wiederwahl im September 2024, die trotz der fast 86 Prozent Zustimmung auf die gesamte Bürgerschaft gesehen zu einer Unterstützung von nur 14 Prozent geführt habe.

BI will gegen Fällung von Bäumen gegen die Stadt Neckarsulm vorgehen

Aktuell gibt es Kritik an der geplanten Fällung von fünf Bäumen auf dem Schlossplatz. Ob diese wirklich notwendig ist, wird von der BI angezweifelt. „Wenn sich herausstellen sollte, dass hier vorschnell gefällt wurde, werden wir gegen die Stadt, auch öffentlich, vorgehen“, schreibt Bernd Giering in einer Mail an den OB. 

Seine Amtsführung sei wenig visionär, Gewerbetreibende befürchten eine „leblose Vorstadtatmosphäre“. Neckarsulm entwickle sich immer mehr zum Vorort von Heilbronn, diese Witzelei bei Hertwigs Amtseinführung wird zunehmend zum Schreckgespenst.

Neckarsulms OB Steffen Hertwig weist Kritik zurück: Bin nicht dünnhäutig geworden

Ist Steffen Hertwig angesichts der Dauerkritik dünnhäutig geworden? „Nein“, sagt Hertwig, direkt darauf angesprochen. „Und ich stelle auch die offene Frage: Wie sieht es denn im Gegenzug mit Grenzverletzungen Richtung Amtsträgern aus?“ Er teile diese „individuellen Meinungen“ nicht. Die Neckarsulmer begegnen ihm „in der allergrößten Mehrheit sehr freundlich, konstruktiv und zuvorkommend“.

Im Gegenzug höre er den Menschen zu, betont Hertwig, „reagiere höflich und offen“. Als OB sei er aber auch „verpflichtet, klar zu kommunizieren und zu erläutern, weshalb Entscheidungen so getroffen wurden – auch wenn die Botschaft schwierig ist und nicht von jedermann geteilt wird“. 

Kritische Fragen Richtung Stadtverwaltung und Gemeinderat in Neckarsulm

Am Dienstagabend wird sich bei der Einwohnerversammlung zeigen, welche vielleicht kritischen Fragen Richtung Stadtverwaltung und Gemeinderat gestellt werden. Er scheue nicht, „auch mal ein ehrliches Wort“ zu sprechen, betont Hertwig. Zudem stelle er sich immer vor seine Mitarbeiter, wenn ungerechtfertigte Kritik geäußert werde.

Problematische Themen gibt es einige in Neckarsulm: Die Haushaltsstrukturkommission fordert 15 Prozent weniger Ausgaben über alle Bereiche hinweg. Einzelne Projekte, wie der eigentlich geplante Umbau in der Binswanger Straße für einen Radweg oder die Sanierung der Ballei, werden und wurden vom Gemeinderat bereits auf den Prüfstand gestellt – auch in finanzieller Hinsicht. Dabei will man aber auch mehr Grünflächen, genügend Wohnraum, Investitionen in Bildung und Klimaschutz.

Nach dem aus Sicht der Verwaltung verloren gegangenen Bürgerentscheid zum Schlossplatz hat Hertwig für sich die Lehre gezogen: „Die Neckarsulmer sollen bei wichtigen Projekten künftig früher und umfassender eingebunden werden.“ Bei großen Plänen, aber auch in „kleinen Alltagsfragen“ wolle man mehr Austausch und Beteiligung, wie zum Beispiel die Ideenwerkstatt für die Nachnutzung des Aquatoll. Die Stadtentwicklung dürfe aber nicht grundsätzlich in Frage gestellt werden. 

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