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Entscheidung am 25. Mai
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Vor Bürgerentscheid in Neckarsulm: Engagierte Diskussion um und auf dem Schlossplatz

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300 Teilnehmer erörtern das Für und Wider des geplanten Umbaus. Ja oder Nein beim Bürgerentscheid am 25 Mai wird mit Spannung erwartet.

Der geplante Schlossplatz in Neckarsulm war bei der Bürgerinformation gut gefüllt.
Der geplante Schlossplatz in Neckarsulm war bei der Bürgerinformation gut gefüllt.  Foto: Seidel, Ralf

Es gibt genug Schatten für die rund 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Info-Veranstaltung am Mittwochabend, die direkt auf dem gesperrten Parkplatz vor dem Neckarsulmer Zweiradmuseum und WG-Areal stattfindet. Um den Umbau zum „Schlossplatz“ geht es beim Bürgerentscheid am Sonntag, 25. Mai. 

„Wir reden heute darüber, wie dieser Platz in Zukunft aussehen soll“, führt Moderator Christian Gleichauf in die Thematik ein. Eine Viertelstunde lang dürfen die Vertrauensleute der Bürgerinitiative (BI) und der Stadtverwaltung ihre Standpunkte darstellen. Diese beginnt mit Oberbürgermeister Steffen Hertwig, der betont: „Die Neugestaltung ist viel mehr als ein Umbau – es ist eine Chance für Neckarsulm!“ Bisher sei der Platz „ohne Seele: Viel Asphalt, wenig Leben“. 

Parkplätze oder Platz mit Seele? Darum geht es beim Bürgerentscheid in Neckarsulm

Baubürgermeisterin Suzanne Mösel will im historischen Deutschordensensemble mehr Aufenthaltsqualität schaffen. Es gebe über 1500 Parkplätze in der Innenstadt, da könne man auf 21 am Schlossplatz verzichten. 

Ronny Martschenko von der BI kontert, dass man besser den Karlsplatz zum Bürgerpark umgestalten solle: „Der Marktplatz, das Wohnzimmer der Stadt, hat am 1. Mai schon die 40-Grad-Marke geknackt. Warum sorgt man nicht hier für mehr Schatten?“

Das WG-Areal sei bereits „heute ein ruhiger, beschatteter Raum“, so Martschenko. Ein Brunnen „als Ersatz für ein Freibad“ gebe es schon an der Ballei und im Stadtpark, spielt er auf die geplanten Wasserspiele an. Der 69-jährige Bernd Giering meint: „Die ältere Bevölkerung braucht kurze Fußwege. Die Parkplätze müssen erhalten bleiben!“ 

Bei Hochzeiten in der Museumskapelle gebe es bereits jetzt ein Verkehrschaos, betont ein Anwohner. Samstags komme man mit dem Auto teils nicht mehr durch die Urbanstraße, in der Salinenstraße beim Ärztehaus sei es ähnlich. Die wichtige Verkehrsachse – fast wie auf Bestellung muss die Feuerwehr zu einem Einsatz – werde aber weder verkehrsberuhigt noch für die Bauzeit gesperrt, so Hertwig auf eine Frage von Svenja Zeitz vom „HerzMahl“.

Gegner des Umbaus protestierten auf der gegenüberliegenden Seite der Urbanstraße.
Gegner des Umbaus protestierten auf der gegenüberliegenden Seite der Urbanstraße.  Foto: Seidel, Ralf

Ob die geplante Rasenfläche als Spielwiese vom Verkehr abgegrenzt werden müsse, oder wie genau das Regenwasser von den Dachflächen künftig zur Bewässerung der Bäume eingesetzt wird, das seien Detailfragen, die in der weiteren Planung noch geklärt werden, so Suzanne Mösel auf entsprechende Fragen. 

Frühester Baubeginn sei 2026, sofern das Projekt beim Bürgerentscheid nicht durchfällt. Einige Argumente bezeichnet Hertwig als „Quatsch“ und sagt schon zu Beginn: „Es geistern viele falsche Annahmen durch die Stadt.“ 

Das liege auch daran, dass man noch keine Konzepte gesehen habe, zum Beispiel, wie das Ganzhornfest nach dem Umbau aussehen soll. „Warum dürfen wir die Pläne nicht sehen?“, fragt Simon Berthold. „Die Vereine wie die Concordia, der SC Amorbach oder der Sängerbund bangen um ihre Plätze.“ Suzanne Mösel versichert: „Wir bringen alle unter.“ Für die Bühne, die für die Info-Veranstaltung aufgebaut worden ist, gebe es trotz Wasserspiel genügend Platz. 

Kritik und Zustimmung bei der insgesamt „gesitteten“ Diskussion

In den Wortbeiträgen aus dem Publikum gibt es aber nicht zur Kritik, sondern auch Zustimmung zu den Umbauplänen. Wilfried Huber plädiert pro Umbau: „Das Deutsche Zweiradmuseum ist ein touristischer Anziehungspunkt, und wir haben einen Schandfleck davor.“ 

Auf der Bühne im Gespräch: Die Vertrauensleute Bernd Giering und Ronny Martschenko, von der Stadtverwaltung Steffen Hertwig und Suzanne Mösel (von links).
Auf der Bühne im Gespräch: Die Vertrauensleute Bernd Giering und Ronny Martschenko, von der Stadtverwaltung Steffen Hertwig und Suzanne Mösel (von links).  Foto: Seidel, Ralf

Thomas Lang meint: „Kritisieren ist leicht. Wie soll der Marktplatz gegen Hitze geschützt werden?“, fragt der Obereisesheimer Richtung BI. Man sei gegen den Baubeschluss Schlossplatz, betont Martschenko. 

Ideen für den Marktplatz gebe es, von Sonnenschirmen, wie sie die Verwaltung aufstellen will, bis hin zu Hochbeeten, was Ralf Merkle einbringt. „Wir brauchen den Marktplatz für Veranstaltungen“, stellt Hertwig fest. 

Die Info-Veranstaltung ist wie die zwölfseitige Broschüre, die an alle Haushalte verteilt wurde, Teil der 38000 Euro kostenden Kampagne zur Durchführung des Bürgerentscheids am Sonntag, 25. Mai. Der „gesittete Austausch von Argumenten“ sei ein Teil der Diskussionskultur, meint OB Hertwig am Ende. „So macht Demokratie Spaß“, pflichtet Moderator Christian Gleichauf bei. 

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