Audi, Mercedes, BMW und Co.: So stemmen sich die Autobauer gegen die Krise
Mit neuer Formensprache, technologischen Sprüngen und bezahlbarer Elektromobilität wollen die deutschen Autobauer gegen die Konkurrenz aus China bestehen. Das Heimspiel bei der Messe Mobility in München soll zum Befreiungsschlag werden.
An schlechte Nachrichten aus der Automobilindustrie hat man sich mittlerweile fast schon gewöhnt. Kaum eine andere Branche trifft die Wirtschaftskrise mit einer größeren Wucht. Innerhalb eines Jahres wurden bei den Autoherstellern in Deutschland rund 51.500 Jobs oder fast sieben Prozent der Arbeitsplätze abgebaut, zeigt eine Analyse der Beratungsgesellschaft EY. Hohe Kosten für die Transformation zur Elektromobilität, schwacher Absatz auf dem wichtigen chinesischen Markt und der Zollstreit mit den USA lassen die Gewinne dahinschmelzen.
VW setzt bei der Elektromobilität auf bezahlbare Autos für die breite Masse
Die Branchenschau bei der IAA in München, die bis 19. September läuft, gilt daher vielen nun als Gradmesser dafür, ob die deutschen Autobauer auch in Zukunft noch vorne mitmischen. So schwer sich der VW-Konzern aktuell in China tut - in Europa war das Unternehmen im ersten Halbjahr Marktführer bei vollelektrischen Fahrzeugen. „Nun werden wir im nächsten Schritt die Elektromobilität einer breiten Masse zugänglich machen“, sagt VW-Markenchef Thomas Schäfer. „Mit klarem Design, hoher Qualität und Technik aus höheren Klassen.“

Bis 2027 sollen insgesamt fünf kleine E-Autos von Volkswagen, Skoda und Cupra auf den Markt kommen. Technisch basieren sie allesamt auf einer weiterentwickelten Version des Modularen Elektro-Baukastens (MEB+). Den Anfang macht der VW ID.Polo, den die Marke in München noch getarnt zeigt. Die Serienversion soll im Mai 2026 gezeigt werden und um die 25.000 Euro kosten. Die spanische Schwestermarke Cupra bringt ebenfalls im neuen Jahr den Raval auf den Markt.
VW setzt auf bewährte Namen und einen Einstiegs-Stromer für 20.000 Euro
Der ID.Polo macht bei VW nur den Anfang. Als kleines SUV startet im Spätsommer 2026 der ID.Cross als vollelektrisches Pendant zum T-Cross mit Benzinmotoren. In München ist der Wagen als seriennahe Studie mit Frontantrieb und 155 kW/211 PS Leistung zu sehen. Zur Batterie macht der Hersteller keine Angaben, laut VW soll das Elektro-SUV aber rund 420 Kilometer weit kommen. Preislich dürfte der ID.Cross in der Serie in der Basisversion um die 28.000 Euro kosten. Das Pendant von Skoda startet ebenfalls 2026 und heißt Epiq.

Eigentlich sollte der Elektro-Kleinwagen von VW mal ID.2 heißen, doch nun setzen die Wolfsburger auf Altbewährtes. „Unsere Modellnamen sind in den Köpfen der Menschen fest verankert“, sagt VW-Markenchef Thomas Schäfer. „Daher werden wir unsere bekannten Namen in die Zukunft tragen.“ Daher wird es Ende 2026, spätestens 2027 auch einen ID.Golf geben.
Groß sind die Erwartungen auch an das fünfte Fahrzeug im Bunde der kleinen E-Autos des VW-Konzerns: Dabei handelt es sich um den künftigen Einstiegs-Stromer der Kernmarke Volkswagen, für den ein Preis um die 20.000 Euro veranschlagt ist. Noch trägt der Wagen den Projektnamen ID.1. Ob er in der Serie dann eventuell ID.Up heißt, ist offen.
Audi-Chef Döllner glaubt an den Durchbruch der Elektromobilität
Preislich in ganz anderen Dimensionen bewegt sich der künftige Elektro-Sportwagen von Audi, der ab 2027 in den Böllinger Höfen in Heilbronn gebaut wird. Die Studie Concept C ist in München erstmals für die Öffentlichkeit live sichtbar. Wie aus dem Unternehmen zu hören ist, hat die Berichterstattung über den Zweisitzer innerhalb einer Woche mehr als 300 Millionen Menschen weltweit erreicht. „Das Feedback ist sehr positiv“, freut sich Audi-CEO Gernot Döllner.
Der 56-Jährige will bei der Elektromobilität keine Zeit verlieren: 2026 kommt das vollelektrische Einstiegsmodell mit den vier Ringen auf den Markt - ein Jahr früher als ursprünglich geplant. Bei dem Wagen handelt es sich nach Informationen unserer Zeitung um ein kompaktes SUV, das von der Größe her dem heutigen A3 entspricht. Gebaut wird das Modell am Stammsitz in Ingolstadt.
„Ich bin fest davon überzeugt, dass Elektromobilität sich perspektivisch weltweit durchsetzt“, hat Audi-Chef Döllner im Interview mit der Heilbronner Stimme gesagt. „Schauen Sie sich nur mal die Innovationsgeschwindigkeit im Bereich des Elektroautos an. Da bewegt sich in kurzer Zeit unglaublich viel.“ Um in China Boden gut zu machen, hat Audi seine Schwestermarke AUDI gegründet, die mit Hilfe des einheimischen Partners SAIC E-Autos speziell für das Reich der Mitte anbietet.
BMW rüstet mit der Neuen Klasse technologisch deutlich auf
Vor allem die Konkurrenz aus China macht Audi, BMW, Mercedes und Co. das Leben schwer und schneidet sich immer größere Stück am weltweiten Verkaufskuchen ab. Doch in München ist Aufbruchstimmung zu spüren. „Wir sind noch da und spielen auch in Zukunft vorne mit“, scheinen die Manager der deutschen Autobauer kollektiv zu rufen. Beim Heimspiel in München trumpft vor allem BMW auf. Der neue iX3 (ab 68.700 Euro) als erster Vertreter der „Neuen Klasse“ ist vielleicht die wichtigste Neuheit der Messe in der bayerischen Metropole. Denn BMW zeigt mit dem Elektro-SUV, wie es um die Innovationskraft der deutschen Autoindustrie steht: Batteriezellen mit 25 Prozent mehr Energiedichte, laden mit bis zu 400 kW, 800 Kilometer Reichweite.
„Die Neue Klasse von BMW ist ein wichtiger Schritt in die Zukunft. Die Neue Klasse ist ja nicht nur ein Fahrzeug, sondern eine komplett neue Fahrzeug-Architektur für die zukünftigen Elektromodelle von BMW“, sagt Autoexprte Ferdinand Dudenhöffer. Interessant seien vor allem die vier zentralen Computer-Chips – von den Ingenieuren Domain Controller genannt - die das Fahrzeug steuern. BMW nennt das etwas heroisch „Superhirne“.

Die großen Trends, die das Auto von morgen prägen - Autonomes Fahren und Smart Cockpit“- hätten damit ein stabiles Fundamen“, so Dudenhöffer. „Die Nagelprobe für die Fahrzeuge auf der Neuen Klasse wird China sein“, sagt der Direktor des CAR - Center Automotive Research - in Bochum. „China ist der größte Automarkt der Welt und die Heimat des Elektroautos. Wenn BMW da die Trendumkehr schafft, ist es ein gewaltiger Sprung.“
Mercedes setzt sein meistverkauftes Modell in der neuen Generation unter Strom
Mercedes lässt dem neuen BMW iX3 die IAA-Bühne nicht allein: Als direkten Konkurrenten rollen die Stuttgarter den elektrischen GLC ins Rampenlicht. Mit neuem Chromgrill, der insbesondere der chinesischen Kundschaft gefallen dürfte und neuer Elektro-Plattform samt 800-Volt-Technik will die Marke mit dem Stern bei den Stromern den Anschluss schaffen. Der Schuss muss sitzen, schließlich ist der GLC das meistverkaufte Auto von Mercedes.
Über 700 Kilometer Reichweite, Laden mit bis zu 350 kW und Preise aum die 70.000 Euro kündigt der Autobauer an. Zwar etwas weniger als bei der Konkurrenz aus München, aber um Welten mehr als bei den bisherigen Stromern. Am Ende entscheidet der Kunde. Und da gehen sowohl Mercedes als auch BMW auf Nummer sicher: Beide Marken lassen bei ihren SUVs eine Verbrenner-Version parallel weiterlaufen.
Im neuen Jahr legt BMW mit dem i3 nach, der elektrischen Version der Dreier-Baureihe. Und Mercedes setzt die C-Klasse unter Strom. Gut ein Jahr früher als geplant wird dann 2027 die elektrische E-Klasse auf den Markt kommen. Ebenfalls bestätigt für 2027 ist eine kleine G-Klasse, ebenfalls rein elektrisch. Zudem hat die sportliche Tochter AMG eine Limousine und ein SUV in Planung. Damit nicht genug. „Wir haben noch ganz viel mehr in der Pipeline“, sagt Mercedes-Chef Källenius. „Wir sind bereit, wenn der Markt es ist. Egal, wo auf der Welt.“

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