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Marke in der Krise
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Strategiewechsel bei Mercedes-Benz: Autobauer will zurück in die Erfolgsspur

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Mercedes steckt in der Krise: Der Gewinn ist zuletzt abgestürzt, in China schwächelt das Geschäft und viele E-Autos kommen bei den Kunden nicht an. Nun ändert der Stuttgarter Autobauer seine Strategie.


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In kleiner Runde wird Ola Källenius derzeit sehr direkt, berichten Insider. „Die Lage ist ernst, wir müssen bis nächstes Jahr die Wende schaffen“, soll der Chef von Mercedes seinen Topmanagern immer wieder eindringlich sagen.

Wie tief der Stuttgarter Autobauer in die Krise gerutscht ist, zeigt ein Blick auf das erste Halbjahr: Der Gewinn ist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 55,8 Prozent von rund 6,1 Milliarden Euro auf rund 2,7 Milliarden Euro abgerutscht.

Mercedes-Chef Ola Källenius steht in der Kritik. Der 56-Jährige versucht nun, das Steuer mit einer deutlich veränderten Strategie herumzureißen.
Mercedes-Chef Ola Källenius steht in der Kritik. Der 56-Jährige versucht nun, das Steuer mit einer deutlich veränderten Strategie herumzureißen.  Foto: Bernd Weißbrod

Probleme bei Mercedes: Schwäche in China und stockende E-Mobilität

Besonders schmerzhaft dabei sei der Rückgang der S-Klasse um 25 Prozent, die E-Klasse gab um 15 Prozent nach, sagt Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des CAR – Center Automotive Reasearch in Bochum.

Beide Modelle werfen mit die größten Gewinne pro Fahrzeug ab. Mercedes kämpft vor allem mit dem schwächelnden chinesischen Markt und dem stockenden Hochlauf der Elektromobilität.

Design und Technik der Stromer schneiden im Vergleich bisher nicht gut ab. Vor Jahren verkündeten die Stuttgarter, mehr denn je auf Luxus setzen zu wollen. A- und B-Klasse dagegen wurden gestrichen. 

Mercedes mit Strategiewechsel: „Bauen die begehrenswertesten Autos der Welt“

Von der Luxusstrategie hat man sich in Stuttgart nun aber verabschiedet. In der Kommunikationsabteilung ist man bemüht zu betonen, dass es die so nie wirklich gegeben habe. Offiziell heißt es nun: „Mercedes-Benz steht seit jeher für das Besondere. Das haben wir mit der Überschrift unserer Strategie Ende 2020 auf den Punkt gebracht: ’Wir bauen die begehrenswertesten Autos der Welt.“

Intern sei die Rede davon, wieder breitere Käuferschichten anzusprechen. Bestes Beispiel ist das neueste Elektroauto, der CLA. Während viele andere Stromer mit dem Stern seither floppten, fährt die Marke mit dem Stern Sonderschichten für die windschnitte Limousine, die mehr als 700 Kilometer weit fahren soll mit vollem Akku und extrem schnell lädt. Und da der neue CLA auf einer Mischplattform steht, wird es ihn auch als Verbrenner für Preise um die 45.000 Euro geben.

Für den vollelektrischen CLA fährt Mercedes sogar Sonderschichten. Den Wagen wird es aber auch als Verbrenner geben.
Für den vollelektrischen CLA fährt Mercedes sogar Sonderschichten. Den Wagen wird es aber auch als Verbrenner geben.  Foto: Mercedes-Benz AG – Communicati

Mercedes: Nächste Generation des Bestsellers GLC kommt als E-Auto

Mercedes muss nun aber vor allem zeigen, dass die Marke auch die Elektromobilität beherrscht. Mit dem CLA ist der Anfang gemacht, doch nun schlägt in etwas mehr als zwei Wochen bei der Messe IAA in München die Stunde der Wahrheit, wenn die Stuttgarter den neuen GLC enthüllen.

Das meistverkaufte Mercedes-Modell kommt in der nächsten Generation rein elektrisch. Vor kurzem hat die Marke ein erstes Foto veröffentlicht, das das neue Markengesicht von Mercedes zeigt. Da die Stromer bisher vor allem wegen des Designs in der Kritik standen, geht der Autobauer jetzt neue Wege.

Der neue Grill weckt Reminiszenzen an die traditionelle verchromte Front, die Mercedes-Limousinen bis in die Achtziger Jahre prägten.

Der neue Mercedes-Kühlergrill hat eine Chrom-Umrandung, einen großen Stern in der Mitte und optional bis zu 942 Leuchtpunkten, die sich animieren lassen.
Der neue Mercedes-Kühlergrill hat eine Chrom-Umrandung, einen großen Stern in der Mitte und optional bis zu 942 Leuchtpunkten, die sich animieren lassen.  Foto: Mercedes-Benz AG

Doch kein „Electric only“ bei Mercedes: GLC weiter mit Verbrennungsmotoren

Vor ein paar Jahren noch galt „Electric only“ („Nur elektrisch“), doch nun fährt Mercedes weiterhin mit einer bunt gemischten Antriebspalette. Zwar kommt die neue Generation des GLC rein elektrisch, das bisherige Modell mit Verbrennungsmotoren wird weiterhin angeboten.

„Die elektrifizierten Hightech-Verbrenner werden länger laufen, als wir es ursprünglich erwartet hatten. Diese Kurskorrektur haben wir gemacht“, sagt Mercedes-Boss Källenius.

„Aber wir geben sprichwörtlich auch Strom, nicht nur Gas. Ich halte es in der jetzigen Situation für die rationalste Vorgehensweise, als etablierter Hersteller beides zu machen und nicht eine Technologie zu vernachlässigen.“

So könnte die elektrische C-Klasse von Mercedes (Start: 2026) aussehen. Auffällig ist die neue Designsprache mit großen, üppig verchromten Kühlergrills.
So könnte die elektrische C-Klasse von Mercedes (Start: 2026) aussehen. Auffällig ist die neue Designsprache mit großen, üppig verchromten Kühlergrills.  Foto: Illustration: Schulte Design

Mercedes bietet neue Plattform, neue Batterien und schnelles Laden für E-Autos

„Aber“, so betont der 56-jährige Källenius immer wieder intern, „der Gradmesser für die Zukunftsfähigkeit sind die künftigen Elektroautos“. Auf den Markt kommen soll der Elektro-GLC im ersten Quartal 2026. Ebenfalls für das neue Jahr ist die vollelektrische C-Klasse als weiteres Volumenmodell in Planung. Zur Technik sind nur wenige Details bekannt bisher. Allerdings sickern aus Unternehmenskreisen erste Informationen durch.

Technisch fahren die Autos Insidern zufolge mit neuen Batterien und Schnellladetechnik vor. Dem Vernehmen nach sollen 350 Kilometer Reichweite in nur 15 Minuten nachgeladen werden können. Gut ein Jahr früher als geplant wird 2027 die elektrische E-Klasse auf den Markt kommen. Alle Stromer stehen auf einer neuen E-Plattform.

Ebenfalls bestätigt für 2027 ist eine kleine G-Klasse, ebenfalls rein elektrisch. Zudem hat die sportliche Tochter AMG eine Limousine und ein SUV in Planung. Damit nicht genug. „Wir haben noch ganz viel mehr in der Pipeline“, sagt Mercedes-Chef Källenius. 

Mercedes: Größere Wertschöpfung vor Ort für den chinesischen Markt

Und auf dem größten Automarkt der Welt? „Wir werden in Zukunft eine größere Wertschöpfung in China haben, das geht in Richtung 100 Prozent“, sagt ein Produktionsplaner im Gespräch mit der Stimme.

„Mehr Wertschöpfung vor Ort bedeutet deutlich niedrigere Kosten.“ China ist für die deutschen Premiumhersteller der wichtigste Markt. Branchenexperten beobachten, dass sich das Kaufverhalten der Kundinnen und Kunden im Reich der Mitte verändert hat.

„Made in Germany ist nicht mehr das, was es noch vor ein paar Jahren war“, sagt Dudenhöffer. „Mittlerweile kaufen die Chinesen bevorzugt auch einheimische Fahrzeuge.“ 

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