Nach Wallraff-Reportage bei RTL: Kaufland öffnet Skandal-Filiale wieder
Die Sanierung des Kaufland-Standorts im saarländischen Homburg nach den aufgedeckten Hygiene-Missständen in der Wallraff-Reportage bei RTL neigt sich dem Ende zu. Dafür sind hohe Investitionen notwendig.
Knapp fünf Monate nach dem Bekanntwerden der massiven Hygienemängel in einer saarländischen Kaufland-Filiale zeichnet sich deren Wiedereröffnung ab. Ein Team um den Enthüllungsjournalisten Günter Wallraff hatte für den Sender RTL und die Zeitschrift „Stern“ unter anderem verdorbene Ware und Mäusebefall bei Kaufland nachgewiesen.
Daraufhin wurde der Standort geschlossen und eine sechsmonatige Generalsanierung angekündigt. Diese steht nun vor dem Abschluss, wie ein Unternehmenssprecher mitteilt.
„Die Wiedereröffnung unserer Filiale in Homburg mit einer Verkaufsfläche von rund 4500 Quadratmeter ist für den Herbst geplant“, erklärt er. „Das genaue Eröffnungsdatum werden wir in den kommenden Wochen bekannt geben.“
Kaufland-Filiale aus RTL-Beitrag wieder geöffnet: Diese Missstände wurden beseitigt
Kaufland habe alleine in Homburg einen zweistelligen Millionenbetrag investiert, berichtet er. Unter anderem sei ein neuer Fußboden im gesamten Objekt verlegt worden. Darüber hinaus sei die gesamte Rollsteige demontiert und die umliegende Fläche wieder ertüchtigt worden.
Momentan würden unter anderem die technischen Anlagen in der Filiale erneuert, Nebenräume im Lager- und Personalbereich entweder neu aufgebaut oder saniert und die WC-Anlagen modernisiert.
Am Ende werde Homburg „die modernste Kaufland-Filiale im Saarland“ sein – die Großflächensparte der Schwarz-Gruppe betreibt dort insgesamt neun Standorte und plant kommendes Jahr die Neueröffnung der 2022 schon einmal aufgegebenen Filiale Merzig.
Was geschah mit der Kaufland-Ware in der Skandal-Filiale nach dem RTL-Bericht?
Bei der Sanierung in Homburg, die in der RTL-Sendung im April am stärksten in der Kritik stand, sei es nicht alleine um die baulichen Mängel gegangen, berichtet der Kaufland-Sprecher weiter. Auch die Folgen des Schädlingsbefalls seien untersucht und bekämpft worden.
„Nach der Schließung haben unabhängige Lebensmittelhygiene-Sachverständige alle Artikel in der Filiale einer Prüfung unterzogen“, erklärt er. „Einen Großteil der Artikel konnten wir anschließend auf umliegende Filialen verteilen. Nur ein vergleichsweise kleiner Anteil wurde vorsorglich entsorgt.“
Nach Aufdeckungen in Wallraff-Reportage: Fast alle Kaufland-Mitarbeiter in Filiale blieben alle an Bord
Für die betroffenen Mitarbeiter, die von einem auf den anderen Tag vor verschlossenen Türen standen, gebe es bis zur Wiedereröffnung Übergangslösungen. Das bisherige Team werde auch in der neuen Filiale arbeiten, bekräftigt der Sprecher. Bis dahin haben die Mitarbeiter die Möglichkeit, in umliegenden Filialen eingesetzt zu werden.
„Bisher hat keiner der Mitarbeiter am Standort bei uns gekündigt.“ Nur einer musste gehen – der bisherige Filialleiter. „Es wird eine neue Filialleitung am Standort geben“, kündigt der Unternehmenssprecher an. So verfuhr Kaufland auch an der zweiten besonders kritisierten Filiale im bayerischen Bad Tölz, die aber nur wenige Tage geschlossen werden musste.
„Wir kontrollieren, investieren, schulen – systemisch, strukturell, persönlich, und zwar in allen Filialen“, versichert der Sprecher. Darüber hinaus unterstütze der Tüv Süd mit unabhängigen, externen Kontrollen – auch wenn die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg deren Unabhängigkeit infrage stellt.
Kaufland tauscht Kühlmöbel in 30 Filialen – nach RTL-Reportage über Missstände
Die Missstände waren für die Neckarsulmer unterdessen Anlass, die Modernisierung zu beschleunigen. „In 50 Filialen tauschen wir dieses Jahr die komplette Kühlung aus, im nächsten Jahr folgen weitere 60“, erklärt der Sprecher. Der Austausch dauere vier bis sechs Monate pro Filiale mit Baugenehmigung und Umbau.
Momentan liefen solche Arbeiten in 30 Filialen, insgesamt stehen 200 innerhalb von drei Jahren auf der Liste. Kaufland wolle dafür 500 Millionen Euro ausgeben.