„Ekelhaft“: RTL-Recherche deckt Hygienemängel bei Kaufland auf
Reporter des TV-Senders RTL enthüllen zahlreiche Missstände bei Kaufland. Darunter Hygienemängel und hoher Druck auf Mitarbeiter. Mäusekot, Schimmelbildung und ein Klima der Angst decken die Journalisten in der am Donnerstag veröffentlichten Sendung auf. Das Unternehmen verspricht Besserung.
Herrschen in Filialen des Neckarsulmer Handelsunternehmens Kaufland untragbare Hygienemängel? Diesen Eindruck erweckt eine RTL-Reportage des Teams Wallraff – Reporter Undercover, die am Donnerstagabend ausgestrahlt wurde. Die Reporter waren im vergangenen Jahr in 50 Kaufland-Filialen in ganz Deutschland unterwegs, teilweise auch als Kaufland-Mitarbeiterinnen – und haben dabei hygienische Missstände aufgedeckt.
Hygienemängel bei Kaufland: Mäusekot in einigen Kaufland-Filialen entdeckt
Mäusekot, Schimmelbildung, Tricksereien mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum und ein Arbeitsklima, das von Druck und Angst geprägt ist – so sieht das Ergebnis der Wallraff-Reporter in mehreren Kaufland-Filialen aus. In der Kaufland-Filiale in Homburg etwa scheint das Thema Mäusebefall ein dauerhaftes Problem zu sein.
Die Reporter und auch Kaufland-Mitarbeiterinnen berichten von Mäusekot auf dem Boden und in den Backwarenbehältern, angefressenen Toastbroten und Chipstüten. Mit einer Spezialkamera filmt das Wallraff-Team nachts unter dem Keks- und Kuchenregal rege Mäusetätigkeit. „An manchen Morgen begrüßen sie mich“, sagt eine Mitarbeiterin über die ungebetenen Gästen. Und schiebt ein „ekelhaft“ hinterher.
Wallraff-Recherche über Kaufland: Schimmel in den Kühlregalen
Auch Schimmelbildung, insbesondere in den Kühltheken und Tiefkühltruhen weisen die RTL-Reporter in vielen Kaufland-Filialen nach. Häufig deuten zudem gelb-schwarze Aufnahmebänder für Wasser darauf hin, dass die Kühlgeräte nicht dicht sind. In 20 von 50 besuchten Kaufland-Filialen fanden die Reporter solche Auffangbänder. Teilweise wurde das Wasser auch mit Lappen oder Papiertüchern abgedeckt. Für die Verbraucherschützerin Britta Schautz eine klare Gesundheitsgefahr für die Kunden, vor allem, wenn Lebensmittel nicht mehr richtig gekühlt werden.
Kaufland, mit den Vorwürfen konfrontiert, teilte mit, dass man die Kühlmöbel regelmäßig reinige, kontrolliere und warte. Ältere Geräte würden schrittweise ausgetauscht. Mittlerweile wurde bekannt, dass Kaufland Konsequenzen gezogen und die Führung zweier Filialen ausgetauscht hat.
Hygienemängel bei Kaufland: Keimbelastetes Geflügelfleisch entdeckt
Die Undercover-Reporter von RTL ließen auch Geflügelfleisch von Kaufland im Labor untersuchen. Ergebnis: In 15 der 30 Proben wurden Bakterien nachgewiesen, unter anderem antibiotikaresistente Keime. Kaufland betont, man lasse das Geflügelfleisch regelmäßig kontrollieren, es habe im von RTL genannten Zeitraum keine Beanstandungen gegeben. Zudem seien die Fleischersteller für die Sicherheit der Produkte verantwortlich, nicht der Verkäufer.
Weggeworfen werde daher bei Kaufland kaum etwas, heißt es in der Sendung. Abgelaufene Salate, Wurst oder Käse an der Frischetheke werden demnach neu verpackt und zugeschnitten und dann im SB-Bereich verkauft – versehen mit einem verlängerten Mindesthaltbarkeitsdatum. Die in einem Kaufland-Markt in Bad Tölz eingeschleuste Reporterin filmt etwa, wie abgelaufener Garnelen-Kürbis-Salat und riechende Weißwürste trotzdem verkauft werden. Für Verbraucherschützerin Schautz eine klare Verbrauchertäuschung. “Wir müssen das machen. Sonst bekommen wir Ärger“, wird eine Kaufland-Mitarbeiterin zitiert.
Kaufland-Mitarbeiter sprechen in TV-Reportage von Druck
Doch nicht nur Hygienemängel decken die Journalisten bei Kaufland auf. Der Druck des Konzerns, so wird es in der Reportage geschildert, sei extrem. Krankheit werde nicht geduldet, alles drehe sich nur um die Zahlen, die stimmen müssten. Ein ehemaliger Kaufland-Hausleiter zitiert in dem Film einen Vorgesetzten mit den Worten: „Ihr seid mein Brummkreisel. Ich muss immer wieder draufhauen, damit ihr euch dreht.“
Kaufland betont, dass man großen Wert auf ein gutes Arbeitsklima lege und den Mitarbeitern mit Wertschätzung und Respekt begegne.
DHBW-Professorin spricht von extrem Druck der Schwarz-Gruppe
Auch auf dem Heilbronner Bildungscampus waren die Wallraff-Reporter unterwegs. Dort haben sie eine DHBW-Professorin gesprochen, die anonym von einem Klima der Angst und des Drucks in der Schwarz-Gruppe spricht. Auch an den Bildungseinrichtungen, die zum Großteil von Lidl-Gründer Dieter Schwarz finanziert wurden, dürfe man nichts sagen, was die Schwarz-Gruppe verärgern könnte. Sie habe innerlich gekündigt, arbeite nur noch für ihr gutes Gehalt, sagt die Professorin.
Günter Wallraff stellt immer wieder die Frage, wie solche Zustände in einem Unternehmen des reichsten Deutschen, nämlich Dieter Schwarz, möglich seien. Zum Ende der Sendung räumt der Investigativ-Journalist ein, dass Kaufland Besserung versprochen habe. Und kündigt zugleich eine Fortsetzung der Recherchen an.