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Chip-Krise bei Nexperia: Kann Audi in Neckarsulm weiter produzieren?

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Die Chip-Krise um den Hersteller ist nach wie vor ungelöst. Aktuell haben vor allem Firmen wie Bosch Probleme. In der Autoindustrie läuft die Fertigung. So ist die aktuelle Lage bei Audi.


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Es sind verrückte Tage in der Automobilindustrie. Die deutschen Autobauer kämpfen mit der Absatzschwäche auf dem größten Einzelmarkt China, den hohen US-Zölle und den dadurch schrumpfenden Gewinnen. Ausgerechnet in dieser schwierigen sorgt nun auch noch die Chip-Krise um den Lieferanten Nexperia für weiteren Ärger. Zumal: Eine Einigung ist aktuell nicht in Sicht.

Chip-Krise um Nexperia: Warnung vor weiteren Störungen in den Lieferketten

EU-Handelskommissar Maroš Šefčovič (59) hatte am vergangenen Montag zwar „Fortschritte“ in den Gesprächen zwischen der niederländischen und der chinesischen Regierung verkündet. Die Arbeit an einer dauerhaften Stabilität ohne Exportkontrollen werde fortgesetzt.

Am Dienstag nahm das chinesische Handelsministerium der aufkeimenden Hoffnung aber schon wieder den Wind aus den Segeln. Das Ministerium warf den Niederlanden vor, nicht mit Peking zusammenzuarbeiten, um den Streit um die Enteignung Nexperias durch die niederländische Regierung beizulegen, und warnte infolgedessen vor weiteren Störungen in den Lieferketten. Wegen fehlender Chips droht beim Autozulieferer Bosch in zwei deutschen Werken Kurzarbeit

Audi: Produktion in Neckarsulm und Ingolstadt läuft weiterhin wie geplant

Kurzarbeit ist den Autoherstellern selbst bisher erspart geblieben. Allerdings kann das derzeit bei keiner Marke ausgeschlossen werden, da sich die Lage teilweise innerhalb weniger Stunden ändert. So auch bei Audi. „Zu einer verantwortungsvollen Unternehmensführung gehört, dass wir uns auf alle Szenarien einstellen“, wird Jochen Haberland, Leiter Arbeitsbeziehungen, Grundsatzfragen, HR Compliance, vom Unternehmen im Intranet in einer Mitteilung zitiert, die der Heilbronner Stimme vorliegt. „Dazu zählt auch das Instrument der Kurzarbeit, für das wir nun gemeinsam mit den Arbeitnehmervertretungen der Standorte die rechtlichen Voraussetzungen geschaffen haben.“

Aktuell im Dauereinsatz: Gerd Walker verantwortet im Audi-Vorstand die Produktion, kommissarisch führt er derzeit auch das Ressort Beschaffung.
Aktuell im Dauereinsatz: Gerd Walker verantwortet im Audi-Vorstand die Produktion, kommissarisch führt er derzeit auch das Ressort Beschaffung.  Foto: Audi

In Ingolstadt und Neckarsulm beobachte man die Lage genau, täglich komme der Krisenstab teilweise mehrfach zusammen. Wie unsere Zeitung aus Unternehmenskreisen erfahren hat, geht man aktuell davon aus, dass die Produktion an den deutschen Standorten auch in der kommenden Woche wie geplant stattfinden kann.

Für das Werk in Neckarsulm bedeutet das aktuell drei Schichten bei den neuen Modellen A5 und A6 sowie jeweils eine Schicht beim Topmodell A8 und beim E-Auto E-Tron GT aus den Böllinger Höfen in Heilbronn.  „Allerdings ist die Lage sehr dynamisch und wir müssen kurzfristig auf Änderungen reagieren“ sagt eine Audi-Sprecher. 

Marken des VW-Konzerns suchen im Verbund nach Alternativen zu Nexperia

Über alle Marken hinweg suchen die Beschaffungsteams des VW-Konzerns nach alternativen Optionen zu Nexperia und arbeiten eng mit potenziellen Lieferanten zusammen, um die Auswirkungen auf die Lieferkette zu minimieren. Zum Hintergrund: Nexperia stellt Massenware her, die bei Autos einfache Funktionen wie zum Beispiel das Öffnen und Schließen von Fenstern steuert. Im Fqachjargon werden diese Bauteile „diskrete Halbleiter“ genannt. In einem Audi-Modell sind unseren Informationen zufolge mehr als 2000 Bauteile von Nexperia verbaut. Bei der Suche nach Alternativen also eine ziemliche Herausforderung, zumal Nexperia einen Marktanteil von rund 40 Prozent hat.

„Aufgrund unserer Erfahrungen aus Krisen, wie beispielsweise der Corona-Pandemie und dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine, haben wir unsere hochkomplexen Lieferketten an vielen Stellen abgesichert“, sagt Audis Produktionsvorstand Gerd Walker. „Dadurch sind wir zwar resilienter aufgestellt, können aber trotzdem nicht sämtliche Risiken vollständig eliminieren. 

Autoexperte Dudenhöffer: Chip-Krise könnte bis zu 18 Monate andauern

Die Automobilindustrie und andere Branchen hatten bereits während der Corona-Pandemie vehement mit einem Chip-Mangel zu kämpfen, da die Lieferketten weltweit nachhaltig gestört waren. „Die aktuelle Lage ist nicht vergleichbar mit der Chip-Krise während Corona“, sagt Experte Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des Center Automotive Research (CAR) in Bochum. „Der Auslöser sind nach meiner Einschätzung eher willkürliche, unberechenbare politische Entscheidungen und Zwänge, wie wir sie schon bei Zollkriegen und anderen Dingen aus USA erlebt haben. Resilienz scheitert in so einem Zusammenhang.“ Die Krise könnte sich seiner Meinung nach im schlimmsten Fall über zwölf oder gar 18 Monate hinzuziehen.

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