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Sparpläne auch bei Bosch
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Nach Problemen bei Volkswagen: Krise in der Autoindustrie weitet sich aus

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Vielerorts sollen tausende Stellen wegfallen. Der VW-Betriebsrat hat massiven Widerstand gegen die Sparpläne angekündigt. Unterdessen verkürzt Bosch die Arbeitszeit an seinem Standort Abstatt.


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Rund 800.000 Arbeitsplätze hängen in Deutschland an der Autoindustrie. Aber ausgerechnet diese wichtige Branche rutscht immer tiefer in die Krise. Beim größten Autobauer VW stehen unter Umständen Werke und tausende Arbeitsplätze auf der Kippe. Anfang der Woche hat der Konzern aus Wolfsburg den Tarifvertrag zur Beschäftigungssicherung aufgekündigt. Damit sind ab Juli 2025 betriebsbedingte Kündigungen möglich. Bei der Konzerntochter Audi steht das Werk Brüssel so gut wie vor dem Aus. Am Montag soll es rund um die Fabrik in Belgien einen großen Protesttag geben.

"Wir werden uns gegen Werksschließungen und Massenkündigungen wehren mit allem, was wir haben - bis hin zum Arbeitskampf", sagte Volkswagens Betriebsratschefin Daniela Cavallo am Freitag dem "Focus". "Die Menschen machen sich große Sorgen. Es geht jetzt wirklich um alles." Cavallo sprach von einem "Ausnahmezustand bei Volkswagen".


Krise in Deutschland: Autobauer kämpfen mit schwachem Absatz und hohen Kosten

Die deutschen Hersteller kämpfen mit schwachen Absatzzahlen und den hohen Kosten für den Umstieg auf den E-Antrieb. Das lässt die Gewinne wegschmelzen. VW meldete im ersten Halbjahr 14 Prozent weniger Überschuss, bei BMW ging es um fast 15 Prozent nach unten, bei Mercedes-Benz um fast 16 Prozent.

Angesichts des immensen Kostendrucks setzen nahezu alle Unternehmen auf Sparprogramme, vielerorts sollen teils massiv Stellen eingespart werden. Der Zulieferer ZF Friedrichshafen AG etwa hält weiter an den Plänen fest, bis Ende 2028 zwischen 11.000 und 14.000 Stellen an seinen deutschen Standorten abzubauen. Bei Continental fallen rund 7000 Stellen weg, bei Bosch 1500 Jobs.

Autozulieferer Bosch kündigt weitere Arbeitszeitverkürzungen an – auch in Abstatt

Der Technologiekonzern Bosch hat unterdessen weitere Arbeitszeitverkürzungen für weitere Mitarbeiter am Standort Abstatt beschlossen. "Der Geschäftsbereich Vehicle Motion plant, die Verträge der Tarifmitarbeiter im Entwicklungsbereich am Standort Abstatt zum 1. Januar 2025 auf die tarifliche Arbeitszeit von 35 Wochenstunden zurückzuführen", erklärte eine Sprecherin auf Anfrage der Heilbronner Stimme. Die Mitarbeiter seien am Donnerstag, 12. September, informiert worden, betroffen sind 800 Beschäftigte. Zuvor hatten die Mitarbeiter 38- oder 40-Stundenverträge. "Die längere Arbeitszeit von 40 beziehungsweise 38 Stunden wurde unter wirtschaftlich anderen Rahmenbedingungen vereinbart", so die Sprecherin. Diese hätten sich deutlich verschlechtert, man müsse auf die reduzierte Auslastung reagieren.


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2025 verschärfen sich in der EU die Flottengrenzwerte für Neuwagen. Wer diese überschreitet, muss mit Strafzahlungen rechnen. VW-Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch hat die EU nun zur Lockerung der bisherigen CO2-Flottenziele für die Autobauer aufgefordert. "Wir wissen heute, dass die Nachfrage nach Elektroautos in Europa weit hinter den Erwartungen zurückbleibt", sagte Pötsch auf den Wiener Elektrotagen. "Deshalb müssen die CO2-Ziele für 2025, 2030 und 2035 adjustiert und an die Realität angepasst werden."

Autoindustrie: China-Speed versus Deutschlandtempo

Der deutschen Autoindustrie fehle derzeit die Angreifermentalität, bemängelt Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach im Gespräch mit unserer Zeitung. Vom China-Speed sei das Deutschlandtempo weit entfernt, meint Bratzel. "Wir sind zwar nicht schlechter geworden, aber die anderen sind schneller und besser geworden."

 


Audi Neckarsulm

Der Audi-Standort Neckarsulm hat in den vergangenen Jahren deutlich weniger Fahrzeuge produziert als möglich wäre. Ausgelegt ist das Werk in der Region auf eine Kapazität von 300.000 Fahrzeugen jährlich. In den vergangenen Jahren kam die Stückzahl aber lediglich auf etwas mehr als 50 Prozent. Der neue A5, der bereits gefertigt wird, sowie ab Spätherbst der neue A7, sollen eine Trendwende einläuten. In den kommenden beiden Jahren, sollen jeweils mehr als 200.000 Fahrzeuge in Neckarsulm gebaut werden, erwartet der Betriebsratsvorsitzende Rainer Schirmer.

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