Stimme+
Eskalation in Wolfsburg
Lesezeichen setzen Merken

VW kündigt Beschäftigungssicherung – "Historischer Tabubruch"

   | 
Lesezeit  2 Min
Erfolgreich kopiert!

VW setzt seine Drohung um: Der Autobauer hat die Beschäftigungssicherung gekündigt. Dies löst heftige Reaktionen aus. Wann erste betriebsbedingte Kündigungen jetzt möglich sind.


Externer Inhalt

Dieser externe Inhalt wird von einem Drittanbieter bereit gestellt. Aufgrund einer möglichen Datenübermittlung wird dieser Inhalt nicht dargestellt. Mehr Informationen finden Sie hierzu in der Datenschutzerklärung.

Der Streit bei VW um Einsparungen eskaliert. Europas größter Autobauer hat die noch bis 2029 laufende Vereinbarung mit dem Gesamtbetriebsrat zur Beschäftigungssicherung beim Wolfsburger Autokonzern gekündigt. Das entsprechende Schreiben ging am Dienstag bei der IG Metall in Hannover ein. Zuvor hatten beide Seiten die Vereinbarung seit 1994 über einen Zeitraum von 30 Jahren immer wieder fortgeschrieben.

Mit diesem Schritt sind für den Konzern ab Juli 2025 betriebsbedingte Kündigungen möglich. Das war zuvor ausgeschlossen.

Vorsitzende des VW-Gesamtbetriebsrates: "Das ist ein historischer Tabubruch"

Daniela Cavallo, Vorsitzende des Gesamtbetriebsrates, reagierte mit scharfen Worten auf die Kündigung: „Das ist ein historischer Tabubruch. Und den lassen wir uns nicht gefallen“, sagte sie dem "Focus". Die Beschäftigungssicherung gehöre im Gegenteil „weit über 2029 hinaus ausgebaut.“ Damit nicht genug: Nach Angaben der IG Metall hat Volkswagen auch den sogenannten „Tarif Plus“ gekündigt - er beinhaltet unter anderem die Übernahmeverpflichtung für ausgelernte Auszubildende.

Ein Blick aufs VW-Stammwerk in Wolfsburg. Bei Volkswagen sind nun bereits im nächsten Jahr betriebsbedingte Kündigungen möglich, falls keine Einigung gefunden wird.
Ein Blick aufs VW-Stammwerk in Wolfsburg. Bei Volkswagen sind nun bereits im nächsten Jahr betriebsbedingte Kündigungen möglich, falls keine Einigung gefunden wird.  Foto: Moritz Frankenberg

VW-Konzernchef Blume und VW-Markenchef Schäfer wollen massiv sparen

Bereits vergangene Woche hatten Konzernchef Oliver Blume und VW-Markenchef Thomas Schäfer angekündigt, massiv sparen zu wollen. Mehr als noch im vergangenen Jahr zunächst vermutet. In den vergangenen Monaten hatte das Unternehmen mit üppigen Abfindungen versucht, vor allem ältere Mitarbeiter nach Hause zu schicken. „Um die kurzfristig notwendigen Strukturanpassungen für mehr Wettbewerbsfähigkeit zu erreichen“, reiche „ein Umbau allein entlang der demografischen Entwicklung“ nicht mehr aus, heißt es aus Wolfsburg. Stellenabbau, Werkschließungen - einstige Tabus scheinen nun zu fallen. Das Audi-Werk in Brüssel steht bereits so gut wie vor dem Aus, dort gab es zuletzt massive Proteste.

Kernmarke VW gilt als Problemfall

Eine der größten Baustellen im Konzern ist die Kernmarke Volkswagen. Deren Chef Thomas Schäfer will bis 2026 mindestens zehn Milliarden Euro einsparen, um die Rendite auf 6,5 Prozent anzuheben. Im ersten Halbjahr lag sie bei mickrigen 2,3 Prozent. Und selbst die Ertragsperlen Audi und Porsche bereiten den Verantwortlichen in der Konzernzentrale Kopfschmerzen. Im ersten Halbjahr ist der Gewinn eingebrochen. Allein von Audi fehlen 1,1 Milliarden Euro.


Mehr zum Thema

Stimme+
VW und die Autoindustrie
Lesezeichen setzen

Volkswagen in der Krise: Konzern-Chef Blume spricht von alarmierender Lage


Beschäftigungssicherung: VW-Konzern will Neuregelungen zügig aushandeln

Der Konzern will nun nach eigenen Angaben zügig mit Gewerkschaft und Betriebsrat über eine Neureglung der Beschäftigungssicherung verhandeln, wie Personalvorstand Gunnar Kilian ankündigte. Ziel sei es, bis zum Auslaufen der Beschäftigungssicherung Mitte 2025 eine Anschlussregelung zu vereinbaren. "Dieser Zeitraum eröffnet uns jetzt die Möglichkeit, gemeinsam mit den Arbeitnehmervertretern Lösungen zu finden, wie wir Volkswagen nachhaltig wettbewerbs- und zukunftsfähig aufstellen", sagte Kilian laut Mitteilung.

Verhandelt wird aber schon ab Mittwoch: Die Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie Baden-Württembergs starten. Beginn der ersten Verhandlung in Baden-Württemberg ist am Mittwoch gegen 14 Uhr in Kornwestheim (Kreis Ludwigsburg). Die IG Metall-Tarifrunde könnte zäh werden, schließlich lagen die Vertreterinnen und Vertreter der Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite im Vorfeld bei ihren Vorstellungen weit auseinander. Grund sind die vielfältigen Krisen bei allen Autobauern, insbesondere im VW-Konzern. Neben rückläufigen Absätzen kämpfen die Hersteller mit dem schwächelnden Hochlauf der Elektromobilität.

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
  Nach oben