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Proteste bei Audi in Brüssel: Jetzt brennen Reifen vor dem Werk

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Das Audi-Werk in Brüssel steht schon länger auf der Kippe. Ein Teil der Belegschaft hat zuletzt die Arbeit niedergelegt – nun brennen Reifen vor der Fabrik.


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"Die Fabrik der Zukunft", steht auf einem Plakat am Eingang zum Audi-Werk in Brüssel. Für die rund 3000 Mitarbeiter muss das wie Hohn klingen angesichts der aktuellen Lage. Seit Juli steht im Raum, dass das kleinste Audi-Werk geschlossen werden könnte. Noch ist nicht klar, wie die Zukunft für das Werk aussieht. Aber die Mitarbeiter machen bereits mobil. Fotos vom Montag (9. September) zeigen die dramatische Lage vor der Fabrik in der belgischen Hauptstadt: Mehrere Autoreifen brennen, Flammen lodern, schwarzer dicker Rauch steigt auf. Auf der Straße haben sich Hunderte Mitarbeiter versammelt.

Protest im Audi-Werk Brüssel: 200 Autoschlüssel fehlen immer noch

Vergangene Woche war es bereits zu Arbeitsniederlegungen gekommen, um den Anlauf der Produktion zu verhindern. Nun wurde am Wochenende bekannt, dass 200 Schlüssel von Neuwagen entwendet wurden, um die Auslieferung zu verzögern. Mit den Aktionen will die Belegschaft den Autobauer dazu zwingen, Klarheit über das Werk zu schaffen, wie die belgische Nachrichtenagentur Belga meldet.

Audi hatte eine Frist gesetzt, dass die Schlüssel bis Montagnachmittag zurückzugeben sind. Nach Informationen der Heilbronner Stimme  fehlen die Schlüssel nach wie vor. "So lange wir nicht wissen, wie es weitergeht, verlässt kein Fahrzeug mehr die Fabrik", lässt die Gewerkschaft vor Ort mitteilen. „Wir appellieren an alle Beteiligten, sich besonnen zu verhalten“, sagte eine Audi-Sprecherin auf Anfrage.

Arbeiter versammeln sich vor dem Audi-Werk Brüssel. Zuvor hatten sie Autoreifen angezündet, um gegen die drohende Schließung der Fabrik zu protestieren.
Arbeiter versammeln sich vor dem Audi-Werk Brüssel. Zuvor hatten sie Autoreifen angezündet, um gegen die drohende Schließung der Fabrik zu protestieren.  Foto: Jonas Roosens

Audi-Werk Brüssel leidet unter schwacher Nachfrage für den Q8 E-Tron

Im Juli hatte Audi die Belegschaft darüber informiert, die vorzeitige Einstellung des Modells in Erwägung zu ziehen. Die Nachfrage für das Elektro-SUV ist bereits im vergangenen Jahr eingebrochen. Im ersten Halbjahr sind gerade einmal 13.600 Q8 E-Tron produziert worden. Dem Vernehmen nach rechnet man fürs Gesamtjahr mit etwas mehr als 20.000 Einheiten. Ausgelegt ist das Werk Brüssel auf maximal 150.000 Fahrzeuge jährlich.

Schon jetzt ist der Betrieb nicht mehr wirtschaftlich. Daher laufen nun Gespräche zwischen Unternehmen, Betriebsrat und Gewerkschaften über die Zukunft.

Kein neues Modell für Audi-Werk Brüssel in Sicht 

Klar ist bereits, dass der Nachfolger des Q8 E-Tron in etwa zwei Jahren im mexikanischen Audi-Werk vom Band rollen wird. Verschärft hat sich die Situation nun noch zusätzlich, nachdem der VW-Konzern vergangene Woche mitgeteilt hat, dass in Brüssel in den nächsten Jahren kein anderes Modell produziert wird. Damit bleibt eigentlich nur die Suche nach einem Investor, der den Standort übernimmt. Für den 16. September plant die Gewerkschaft einen großen Protesttag.

Lohn- und Logistikkosten in Belgien sehr hoch

Die Situation ist nicht neu. Bereits seit Jahren wird ergebnislos versucht, ein anderes Modell für das Werk in Brüssel zu finden. Der Standort in Belgien gilt schon immer als Problemfall. Brüssel war zunächst ein VW-Werk, 2007 musste es Audi gegen immense interne Widerstände übernehmen. Der dort gefertigte Kleinwagen A1 war unseren Informationen zufolge nie rentabel. Sowohl die Lohn- als auch die Logistikkosten sind dort sehr hoch. Das schreckt potenzielle Investoren, die Audi derzeit sucht, ab.

Aufgrund seiner Lage direkt an den Bahngleisen kann das Werksgelände nicht erweitert werden. Und da es in Brüssel kein Presswerk gibt, müssen große Karosserieteile von anderen Werken angeliefert werden – was zusätzlich die Logistikkosten erhöht. Ein möglicher Käufer würde einen zweiten Standort benötigen, um dort Karosserieteile herzustellen.

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