Vor Betriebsversammlung in Neckarsulm: Audi-Betriebsrat fordert Klartext
Am Donnerstag, 16. Oktober, findet am Audi-Standort Neckarsulm die dritte Betriebsversammlung des Jahres statt. Im Vorfeld zeichnet sich ab, welche Schwerpunkte dabei besprochen werden.
Bei Audi ist derzeit viel in Bewegung. Einerseits läuft aktuell die größte Modelloffensive in der Geschichte des Unternehmens, die allein bis zum Ende dieses Jahres 20 Neuheiten mit sich bringt. Andererseits stellt sich die VW-Tochter mit einer veränderten Strategie neu auf. Zentrale Punkte sind profitables Wachstum auf mehr als zwei Millionen Fahrzeuge pro Jahr ab Anfang des nächsten Jahrzehnts und mehr Effizienz in allen Bereichen. Wachstumschancen sieht Audi vor allem in den USA und China, im Reich der Mitte auch dank der neuen Submarke AUDI.
„Klarheit ist eine Haltung und der Kompass, der Audi durch diese nicht gerade einfache Zeit führt“, sagt Audi-Chef Gernot Döllner im Interview mit der Heilbronner Stimme. „Das verkörpert der Concept C eindrucksvoll, wie ich finde.“ Mit der Studie für den künftigen Elektro-Sportwagen aus Heilbronn hat die Marke die künftige Designsprache gezeigt.
Audi-Betriebsrat vor Betriebsversammlung in Neckarsulm: „Klarheit beginnt mit Klartext“
Die neue Audi-Strategie wird den Beschäftigten derzeit nach und nach vorgestellt. Sie wird mit Sicherheit auch Thema bei der Betriebsversammlung in Neckarsulm am kommenden Donnerstag (16. Oktober) sein. Vor den Werkstoren sind aktuell Aufsteller zu sehen, die zu der Veranstaltung einladen. „Klarheit beginnt mit Klartext“, ist da als große Headline zu lesen. Damit formuliert die Arbeitnehmervertretung eine Erwartungshaltung in Richtung Vorstand. Am Donnerstag spricht für das Unternehmen Finanzvorstand Jürgen Rittersberger. Was er inhaltlich sagen wird, ist offen. Antworten erwartet sich die Mannschaft an den Standorten Neckarsulm und Heilbronn vor allem zur Frage, wie es mit dem Topmodell A8 weitergeht.
Wie die Heilbronner Stimme unlängst exklusiv vermeldet hatte, entwickelt Audi die Luxuslimousine noch einmal als Verbrenner. Die beiden geplanten E-Autos für die Oberklasse kommen nun wohl erst in den 2030er Jahren auf den Markt.

Audi: Aussagen zur Zukunft des Topmodells A8 sind bislang noch etwas vage
Offiziell bestätigt hat Audi den neuen Verbrenner-A8 bisher nicht. „Wenn wir auf die Märkte weltweit schauen, dann sehen wir, dass die Elektromobilität im D-Segment, also in der Oberklasse, in der der A8 positioniert ist, sich deutlich langsamer entwickelt, als man das noch vor einiger Zeit angenommen hat“, so Audi-CEO Döllner. „Daher denken wir intensiv darüber nach, wann wir den Nachfolger des A8 bringen und welche Antriebstechnik die richtige ist. Wir wollen dazu noch im Herbst eine Entscheidung treffen.“ Ob Finanzvorstand Rittersberger auf das Thema eingeht am Donnerstag, ist unklar. Klar scheint hingegen, dass der Betriebsrat auf den A8 zu sprechen kommen wird.
Audi Neckarsulm: Aktuell gute Auslastung, wie sieht es langfristig aus?
Ein weiteres Dauerbrennerthema für Neckarsulm ist die Auslastung. Die ist aktuell gut: Das Werk in der Region fährt schon länger wieder in drei Schichten bei den neuen Modellen A5 und A6. Aufs Gesamtjahr gesehen erwartet man in Neckarsulm (inklusive Heilbronn) um die 200.000 gefertigten Fahrzeuge. Also eine Zahl nah an der neuen Werkskapazität von 225.000 Einheiten (zuvor: 300.000). In den ersten drei Quartalen wurden rund 125.000 Audi-Modelle aus der Region ausgeliefert. Das ist ein Plus von fast 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Zu dieser Steigerung trägt vor allem der neue Audi A5 mit mehr als 59.000 Fahrzeugen bei.
Die große Frage ist nun aber, welche E-Autos in Zukunft die Auslastung sichern sollen, wenn die Zahl der Verbrenner perspektivisch sinkt. Im Zuge der Zukunftsvereinbarung aus dem Frühjahr wurde festgeschrieben, dass eine Belegung von A4 E-Tron und A6 E-Tron ab etwa 2030 am Standort Ingolstadt geplant ist - „unter der Voraussetzung, dass gleichzeitig die strategische Kapazitätslücke am Standort Neckarsulm aufgefüllt werden kann“. Mit welchen Modellen das der Fall sein soll, ist bisher offen.