Sport-Union Neckarsulm steht am Ostersamstag mit dem Rücken zur Wand
Bundesligist möchte gegen den SV Union Halle-Neustadt seine wohl letzte Chance auf den Klassenerhalt am Leben erhalten. Spannendste Frage ist dabei: Wie geht das Team mit dem Druck um?

Gibt es so etwas wie das Endspiel nach dem Endspiel? Natürlich nicht. Für die Bundesliga-Handballerinnen der Sport-Union Neckarsulm am Ostersamstag in gewisser Weise schon. Nach der wenig Mut machenden 25:32-Niederlage beim BSV Sachsen Zwickau gastiert mit dem SV Union Halle-Neustadt am Samstag (18 Uhr) schon der nächste direkte Konkurrent aus dem Tabellenkeller in der Ballei.
Gewinnt die Sport-Union nicht, werden wohl tatsächlich nur noch die kühnsten Optimisten an einen Ligaverbleib glauben - gerade, weil im beinahe zeitgleichen, direkten Aufeinandertreffen von HSV Solingen-Gräfrath und HSG Bad Wildungen mindestens ein Konkurrent einen weiteren Schritt aus dem Tabellenkeller machen wird. Wie froh das Osterfest werden wird, ist also eine Frage der Ergebnisse.
Kopflose Phase kostet Auswärtspunkt(e) in Zwickau
Eine ganz andere Frage wird laut Trainer Thomas Zeitz hingegen über die samstäglichen Erfolgsaussichten entscheiden: "Schaffen wir es, unseren Plan über 60 Minuten zu verfolgen?" In Zwickau gelang dies etwa 48 Minuten lang, bevor sich die Gäste mit einer fünfminütigen kopflosen Phase ihre vorangegangene Arbeit zunichte machten.
"Bis dahin war ja nichts passiert: Mal lagen wir mit drei vorne, mal mit zwei hinten, dann stand es unentschieden", blickt Zeitz zurück. "Aber danach verlieren wir unseren Kopf und Faden", moniert der 50-Jährige. Das müsse am Samstag fraglos anders werden.
Drucksituationen bereiten der Sport-Union Sorgen
"Jetzt ist natürlich richtig Druck auf dem Kessel", weiß Zeitz, der betont, trotz der Niederlage am vergangenen Samstag nichts von seinem Optimismus eingebüßt zu haben. "Aber wir müssen es schaffen, mit diesem Druck umzugehen."
Das Müssen lässt sich längst als Hauptproblem dieser Neckarsulmer Mannschaft identifizieren. Nach den wackeligen ersten Schritten zu Saisonbeginn machte das Team gegen favorisierte Gegner über weite Strecken oft gute, wenn auch selten erfolgreiche Spiele. "Da ist es für die Mädels kopfmäßig auch entspannt", erklärt Thomas Zeitz, schließlich haben seine Spielerinnen nichts zu verlieren. Am Ende setzte sich oft die individuelle Qualität der Dortmunds, Metzingens oder Bensheims der Liga durch.
Es wird Punkte gegen die "Großen" der Liga brauchen
Gegen die Solingens und Zwickaus der Bundesliga - und nun auch gegen Halle - ist die Erwartungshaltung allerdings eine andere. Hier kann nicht nur unbeschwert gespielt, hier muss gepunktet werden, wenn die Mannschaft in der Liga bleiben möchte. Doch mit jeder Niederlage gegen einen Mitkonkurrenten steigt der ungeliebte Druck weiter. Ein Teufelskreis.
Nun, Ende März, ist die Situation so verfahren, dass die Liga selbst mit drei Siegen aus den verbleibenden Spielen gegen die direkten Konkurrenten (Halle, Bad Wildungen, Solingen) nicht zu halten sein wird. Auch aus den Partien in Oldenburg und Blomberg sowie zu Hause gegen Buxtehude müsste irgendwann einmal etwas Zählbares herausspringen, sofern gegen die SG BBM Bietigheim und/oder Borussia Dortmund Mitte April keine Wunder gelingen.
Neckarsulmer Mannschaft wieder nahezu komplett
Doch alle Überlegungen und Rechenspiele sind wertlos, wenn die Sport-Union am Samstag ihre siebte Niederlage in Folge hinnehmen müsste. "Sollten wir verlieren, werden unsere Chancen immer geringer", gibt Thomas Zeitz unumwunden zu.
Immerhin kann der Trainer bis auf Vasiliki Gkatziou (Meniskus/Kreuzband) auf alle Spielerinnen zählen. Auch Torhüterinnen-Trainer Oliver Rieth ist nach seinem lange geplanten und vom Verein und Thomas Zeitz gleichermaßen befürworteten Erholungsurlaub zurück bei der Mannschaft, so dass das Team auf wie neben der Platte beinahe in kompletter Personalstärke um seine wohl letzte Chance auf den Klassenerhalt kämpfen wird. "Es sind zwei sehr wichtige Punkte", sagten Rieth und Zeitz unisono.
Valentyna Salamakha beendet Karriere
Mit der Verpflichtung von Torhüterin Johanna Fossum hat die Sport-Union Neckarsulm zugleich die Frage nach der Zukunft von Valentyna Salamakha im Unterland beantwortet. Der auslaufende Vertrag der 37-jährigen wird nicht über den Sommer hinaus verlängert.
Mit der Norwegerin Fossum, Österreichs Nationalspielerin Lena Ivancok und dem zweiten Sommer-Neuzugang zwischen den Pfosten, der Polin Aleksandra Orowicz von der SG 09 Kirchhof, hat der aktuelle Erstligist sein (internationales) Torhüterinnen-Trio für die nächste Spielzeit bereits gefunden.
Richtiger Zeitpunkt für ein "neues Leben"
Salamakha wiederum wird ihre Karriere im Sommer beenden. "Ich habe diesen Moment lange aufgeschoben, aber jetzt bin ich mir zu 100 Prozent sicher, dass es die richtige Entscheidung ist. Ich bin sehr glücklich und dankbar, dass ich auf dem Weg viele Menschen kennengelernt habe, die mir viele gute Gefühle und viele Erfahrungen gegeben haben, die ich auf jeden Fall in mein neues Leben mitnehmen werde", sagt Salamakha.
"Sie ist eine sehr professionelle Athletin, die immer engagiert ist. Es war mir eine Freude, noch ein Jahr mit ihr zusammenarbeiten zu können", betont Thomas Zeitz.