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Zu hektisch in Zwickau: Sport-Union Neckarsulm verliert den Anschluss

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Eine 25:32-Niederlage in Sachsen verkompliziert den angestrebten Klassenerhalt. Die Sport-Union spielt nicht schlecht, macht sich das Leben allerdings selbst unnötig schwer.

Alessia Riner war in Zwickau auf Linksaußen ebenso wenig ein Faktor wie Rabea Pollakowski. Der Blick bei der Sport-Union geht weiter nach unten.
Alessia Riner war in Zwickau auf Linksaußen ebenso wenig ein Faktor wie Rabea Pollakowski. Der Blick bei der Sport-Union geht weiter nach unten.  Foto: Felix Schlikis

Vom abgefahrenen Zug oder einem vorzeitigen Aufgeben wollte Thomas Zeitz nichts wissen: "Ja, wir haben die schlechteste Ausgangsposition, das kann jeder beim Blick auf die Tabelle sehen. Aber ich bin noch nicht bereit, jetzt schon die weiße Fahne zu hissen", sagte der Trainer der Sport-Union Neckarsulm nach der 25:32 (13:15)-Niederlage am Samstagabend gegen den BSV Sachsen Zwickau.

Doch wer den 50-Jährigen nach der Schlusssirene in der Sporthalle Neuplanitz hatte stehen sehen, der merkte schnell, dass dieses Resultat auch Zeitz zusetzte. Es könnte ein vorentscheidender Rückschlag im Kampf um den Klassenerhalt gewesen sein, auch wenn die Neckarsulmerinnen bis zum Saisonende noch acht Partien zu bestreiten haben.

Sechs-Punkte-Rückstand auf ersten Nichtabstiegsplatz

"Ich finde es schwer in Worte zu fassen; wir hatten uns das hier heute ganz anders vorgestellt", sagte Rückraum-Akteurin Munia Smits konsterniert. Auch ihr war deutlich anzumerken, wie frustrierend vor allem die letzten 20 Minuten für alle, die es mit der Sport-Union hielten, in Zwickau gewesen waren.

Statt das Bundesliga-Feld von hinten aufzurollen, steckt die Sport-Union durch die Niederlage noch tiefer im Schlamassel als zuvor. Sechs Punkte beträgt der Rückstand auf den ersten Nichtabstiegsplatz, auf dem Sachsen Zwickau nun auch mit dem klar gewonnen direkten Vergleich steht.

Hektik und fehlende Konzentration

Weil der Auftritt der Gäste in Sachsen handballerisch recht ordentlich gewesen war, machten unter dem Strich fehlende Cleverness und Konzentration den Unterschied aus. "Wir haben sehr viele Bälle verworfen und waren am Ende extrem hektisch", analysierte Smits. "45 Minuten lang haben wir es gut gemacht, verlieren dann aber den Kopf und geben das Spiel von minus zwei auf minus fünf aus der Hand", ergänzte ihr Trainer.

Die von Zeitz angesprochene, entscheidende Phase hatte er mit einer Auszeit beim Stande von 22:26 zu unterbrechen versucht. "Wir haben gerade drei Bälle innerhalb von 90 Sekunden vergeigt, das ist idiotisch", kritisierte der Trainer seine Spielerinnen, nachdem er bei einer Auszeit vier Minuten zuvor beim 21:22 noch betont hatte: "Keinen Stress, keine Hektik, sondern mit Köpfchen spielen!"

Neckarsulmer Schlussoffensive verpufft

Doch mit Köpfchen spielen fortan nur noch die Gastgeberinnen, während sich die Sport-Union mit jedem eigenen technischen Fehler und jedem daraus resultierenden Gegentreffer weiter in die Bredouille brachte.

In der Schlussphase setzte Zeitz bei sieben Feldspielerinnen notgedrungen auf zwei Kreisläuferinnen und eine offensive Deckung, was jedoch überhaupt nicht funktionierte und das Ergebnis deutlicher werden ließ, als es der Spielverlauf zuvor eigentlich gewesen war.

Abwehr findet sich nach einer Viertelstunde zurecht

Die ersten 30 Minuten waren von Extremen geprägt gewesen. Nach sechs Anfangsminuten, in denen die Gäste vier Siebenmeter und zwei Zeitstrafen hinnehmen mussten, hatte sich die Neckarsulmer Abwehr gefunden und den BSV immer wieder in Eins-gegen-Eins-Situationen gezwungen.

Den Neckarsulmer Spielerinnen fehlte dabei einzig das Feingefühl, denn das Unparteiischen-Duo Martin Thöne/Marijo Zupanovic hielt sich mit schnellen Hinausstellungen nicht zurück. Das bekam bei ihrem Bundesliga-Debüt beispielsweise Veronika Andrysková zu spüren, als sie nach einer eher harmlosen Befreiungsaktion im Angriff für zwei Minuten auf die Bank musste.

Vermeidbarer Rückstand zur Halbzeit

Durch vier einfache Gegentore nach Ballverlusten und Schrittfehlern hatte sich die Sport-Union Neckarsulm bereits vor dem Gang in die Kabinen das Leben unnötig schwer gemacht. Statt mit einem Remis, ging es mit einem 13:15 in die Pause.

"Wir verteidigen so gut, aber wir müssen uns konzentrieren", hatte Thomas Zeitz in seiner allerersten Auszeit beim Spielstand von 12:13 angemahnt - und wusste da noch nicht, das genau das am Ende das spielentscheidende Problem seiner Mannschaft werden sollte.


Sport-Union Neckarsulm: Ivancok (8 Paraden); Salamakha - Verbraeken (5/2), Engel (6), Hinkelmann, Bruggeman (1), Smits (4), Pollakowski (1); Nooitmeer (2), Gorb (4), Hoitzing, Riner, Zygoura (2), Andrysková.

Erfolgreichste Werferinnen BSV Sachsen Zwickau: Ema Hrvatin (8/3), Laura Szabó (6/1).

Schiedsrichter: Martin Thöne/Marijo Zupanovic.

Siebenmeter: BSV Sachsen Zwickau: 6/8; Sport-Union Neckarsulm: 2/2.

Zeitstrafen: 4/4.

Zuschauer: 645.


Kaderplanung und Personalien

Nach dreieinhalb Monaten sei er "sehr zufrieden" mit der Kaderplanung. "Wir sind fast fertig und das ist angesichts unserer sportlichen Situation fantastisch", sagt der Trainer und Sportliche Leiter Thomas Zeitz über Planungen für die nächste Saison. Neben den bereits verkündeten Namen wird es in den nächsten Wochen Klarheit bei weiteren Personalien geben - auf der Seite der Zu- ebenso wie auf der Seite der Abgänge.

Zeitnahe Entscheidung über Rieths Zukunft

Unklar ist allerdings weiterhin die Zukunft von Torwart-Trainer Oliver Rieth. Der 57-Jährige hat einen Freifahrtschein, was bedeutet: Er entscheidet selbst, ob er seinen auslaufenden Vertrag noch einmal verlängert. Am Samstag fehlte Rieth aufgrund einer lange geplanten Urlaubsreise noch und saß daher in Zwickau nicht mit auf der Bank. Dem Vernehmen nach wird er seinen Vertrag in Neckarsulm jedoch nicht über den Sommer hinaus verlängern.

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