Sport-Union Neckarsulm kämpft gegen den Abstieg und die Geschichte
Den Bundesliga-Handballerinnen der Sport-Union hilft gegen den BSV Sachsen Zwickau nur ein Sieg, sofern eine historische Aufholjagd auf einen Nicht-Abstiegsplatz gelingen soll.

Länderspiel-, DHB-Pokal- und spielfreie Pause sind vorbei; am Wochenende ist auch die Sport-Union Neckarsulm wieder im Pflichtspiel-Betrieb gefordert. Der Handball-Bundesligist hat in den vergangenen Wochen neben der Platte viele personelle Weichen für die nächste Saison gestellt. Ab Samstag muss jedoch auf dem Feld ein erfolgreicherer Weg eingeschlagen werden, falls der Klassenerhalt noch gelingen soll.
Was hält der Spielplan für die Sport-Union in den nächsten Wochen bereit?
Bevor Anfang April die nächste Länderspielpause wartet, stehen für den Tabellenletzten zwei richtungsweisende Begegnungen an, die über die sportliche Zukunft des Vereins entscheiden dürften. Am Samstag (18 Uhr) wartet der BSV Sachsen Zwickau, am 30. März ist der SV Union Halle-Neustadt ab 18 Uhr in der Ballei zu Gast.
Gewinnt die Sport-Union beide Spiele, ist sie wieder mitten drin im Rennen um den Klassenerhalt; verliert sie beide Duelle mit den direkten Konkurrenten, dürfte das Schiff ans rettende Ufer ohne Neckarsulmer Passagiere abgelegt haben. "Wir müssen gewinnen, das ist ganz klar", betont Trainer Thomas Zeitz. "Dann haben wir auch wieder realistische Chancen auf den Klassenerhalt."
Wie steht es um die zuletzt Verletzten?
Die lange spielfreie Zeit kam vor allem jenen Spielerinnen zugute, die zuvor angeschlagen, verletzt oder mit Trainingsrückstand gefehlt hatten. "Wir werden in Zwickau mit allem anreisen, was laufen kann", sagt Trainer Thomas Zeitz mit einem Lachen. Sowohl Arwen Gorb als auch Veronika Andrysková sind wieder fit und einsatzbereit. Aus der Länderspielpause sind alle Spielerinnen wohlbehalten zurückgekehrt, so dass die Sport-Union lediglich auf Rechtsaußen Vasiliki Gkatziou verzichten muss. Die Griechin laboriert weiter an ihren Kreuzband- und Meniskusproblemen.
Wie ist es den Neckarsulmer Nationalspielerinnen ergangen?
Im EHF Euro Cup, dem Vorbereitungsturnier für die Gastgeber der Europameisterschaft, gab es für die Schweiz und Alessia Riner gegen Ungarn (26:38/27:35) beziehungsweise die Österreicherinnen um Lena Ivancok gegen Norwegen (22:43/22:39) deutliche Niederlagen. Zweimal erfolgreich war hingegen Agni Zygoura mit Griechenland. Zu den Siegen gegen Bosnien und Herzegowina steuerte die 28-Jährige insgesamt sechs Treffer bei.
Was hat die Konkurrenz im Tabellenkeller gemacht?
Vor allem: gespielt. Denn nur für die Sport-Union war die Pause aufgrund der zerstückelten Spieltage besonders lang. Doch die zum Zuschauen verdammten Neckarsulmerinnen sind mit einem blauen Auge davongekommen. Denn nur der HSV Solingen-Gräfrath punktete beim 24:24 gegen den Buxtehuder SV. Beim Aufsteiger glaubt man inzwischen, mit 13 Punkten die Klasse halten zu können, wie der Geschäftsführer und starke Mann beim HSV, Stefan Bögel, jüngst dem "Solinger Tageblatt" vorrechnete.
Bis dahin fehlen den Klingenstädterinnen noch fünf und der Sport-Union noch neun Zähler. Kurz vor einem Erfolg stand am vergangenen Sonntag auch Union Halle-Neustadt in Leverkusen. Bis Fem Boeters an ihrem Geburtstag mit dem Siegtreffer zwei Sekunden vor Schluss nicht nur sich selbst und die "Werkselfen", sondern auch die Sport-Union beschenkte. Das Aufatmen im Unterland war groß.
Bleibt die Sport-Union in der Bundesliga?
Die Geschichte sagt nein. Seit 2014/2015 in der HBF durchgehend ohne Playoffs gespielt wird, musste der Tabellenletzte nach 18 Spieltagen jedesmal am Saisonende den Gang in die zweite Liga antreten - und meist gab es nur einen Absteiger, nicht deren drei.
Der bislang Letzte, der als Schlusslicht nach 18 Spieltagen noch die Klasse hielt, war 1996/1997 Aufsteiger VfL Oldenburg. In der Zwölfer-Liga stand der VfL im April auf dem einzigen Abstiegsplatz, schob sich mit einem Punkt mehr aber letztlich noch an der TSG Wismar vorbei. Da waren 13 der 15 Neckarsulmer Spielerinnen noch gar nicht geboren.
Was verrät die Statistik?
Drei von vier direkten Duellen muss die Sport-Union noch umbiegen, hat sie die Hinspiele in Halle und Solingen sowie gegen Zwickau doch allesamt verloren. Der Unterschied von vier technischen Fehlern pro Spiel mag darüber hinaus zwar marginal erscheinen, doch vier selbst nicht erzielte Tore und ebenso viele stattdessen daraus resultierende Treffer des Gegners zeigen auf, wie kostspielig und kraftraubend jeder Aussetzer im Abstiegskampf sein kann.
Was macht Mut?
Als zwischenzeitlich alle Mannschaften 17 Partien absolviert hatten, hatte die Sport-Union trotz ihres letzten Tabellenplatzes - gemessen an den erzielten Toren und Gegentreffern - den besten Angriff und die beste Abwehr aller fünf akut abstiegsgefährdeten Mannschaften. Thomas Zeitz hat in der langen Pause zudem eine hohe Motivation in der Mannschaft ausgemacht: "Die Stimmung ist sehr positiv und engagiert. Die Mädels haben richtig Bock wieder zu spielen und schon in Zwickau alles rauszuhauen."
Der Trainer konnte durch die Rückkehr von fast allen verletzten Spielerinnen nach langer Zeit wieder viel im Sechs-gegen-Sechs arbeiten lassen. Das sollte dem eigenen Spiel guttun - erst am Samstag und dann bis zum Saisonende.