Sport-Union Neckarsulm gelingt auch in Halle-Neustadt keine Trendwende
Das Worst-Case-Szenario ist eingetreten: Die Sport-Union Neckarsulm steht nach sieben Spielen weiter punktlos am Ende der Bundesliga-Tabelle. In Halle-Neustadt kann sie sich für ihre bislang beste Saisonleistung nicht belohnen.

Thomas Zeitz hatte sich Anfang September vor dem Start in die neue Bundesliga-Saison viel Zeit genommen, um im großen Stimme-Interview von seinen Zielen, Plänen sowie den Chancen, Risiken und Herausforderungen des einmal mehr runderneuerten Neckarsulmer Handball-Projektes zu erzählen.
Auch ein Worst-Case-Szenario hatte der neue Trainer seinerzeit skizziert: "Es kann natürlich ganz blöd laufen und wir unterhalten uns Mitte November darüber, dass wir keinen Punkt auf dem Konto und stattdessen dauernd aufs Maul bekommen haben." Nun ist es Mitte November tatsächlich so gekommen. Nach der 26:28 (15:14)-Niederlage am Samstagabend beim SV Union Halle-Neustadt steht die Sport-Union nach einigen ärgerlichen und einigen herben Niederlagen punktlos am Tabellenende. Sieben Spiele, sieben Niederlagen.
Keine Tore, kein psychologischer Vorteil
"Es tut heute doppelt und dreifach weh", gab Thomas Zeitz nach der Niederlage in Halle an der Saale zu. Denn in der SWH-Arena im Süden Sachsen-Anhalts hatte die Sport-Union ihr mit Abstand bestes Spiel der Saison gemacht, sich dafür in der Endphase der Partie allerdings nicht belohnen können.
"Den ersten Fehler haben wir vor der Halbzeit gemacht, als wir es nicht schaffen, die Zwei-Tore-Führung mit in die Pause zu nehmen", stellte Zeitz heraus. "Und dann haben wir später klare Chancen, um mit zwei oder sogar drei wegzuziehen und auch mal den psychologischen Vorteil daraus mitzunehmen." Doch daraus wurde nichts.
Sechs furiose Minuten zeigen das Potenzial der Mannschaft
Der Sport-Union war die Anfangsphase des Spiels wie schon so oft in diesem Jahr missraten, doch ab der zehnten Minute war Zeitz’ Team gut im Spiel. Bis zur 24. Minute, in der der 49-Jährige seine Spielerinnen beim Stand von 9:13 zur zweiten Auszeit zusammenrief, war einzig die Chancenverwertung ein Problem. Bereits nach 13 Minuten hatte Zeitz energisch gefordert: "Wir müssen unsere scheiß Chancen reinmachen! Und lasst diese halbhohen Würfe sein!"
"Aus sieben Metern, von Außen, am Kreis - diese ganzen freien Würfe sind unser größtes Problem", analysierte der Trainer später. Zur Pause hatte die Sport-Union bei einer Wurfquote von 63 Prozent gestanden, nach 60 Minuten lag der Wert nur noch bei 55 Prozent. Dass er sich in Hälfte eins überhaupt über die 60-Prozent-Marke bewegte, lag nach Zeitz’ zweiter Auszeit an den sechs Minuten bis zur Pause, in denen die Neckarsulmer Mannschaft erstmals in dieser Saison zeigte, was möglich zu sein scheint, wenn ein Rad ins nächste greift: Aus dem 9:13-Rückstand wurde eine 15:13-Führung, die Sekunden vor der Halbzeit durch das 14. Tor der Gastgeberinnen aber leichte Kratzer erhielt. Doch zum ersten Mal hatten die Unterländerinnen eine Schwächephase des Gegners konsequent bestraft.
Zygoura und Ivancok gehen voran
Zum einen, weil Torhüterin Lena Ivancok trotz des erkrankt fehlenden Torwart-Trainers Oliver Rieth einen sehr guten Arbeitstag verlebte. Zum anderen, weil auch Agni Zygoura ihr bestes Spiel für die Sport-Union machte. Die Griechin, die vor der Partie bei drei Saisontoren gestanden hatte, erzielte allein in dieser Phase vier Treffer und verteilte die Bälle in der Rückraum-Mitte umsichtig. Dass Nina Engel, Arwen Gorb und Laila Ihelfeldt im Rückraum kaum zur Geltung kamen, glichen ihre Kolleginnen gekonnt aus.
Darüber hinaus waren fünf technische Fehler in Hälfte eins ein guter Wert und nach der Pause zeigte auch das Spiel mit der siebten Feldspielerin Wirkung. Doch zwischen 40. und 50. Minute, als die Gastgeberinnen immer mehr Fehler produzierten, verpasste es die Sport-Union, davonzuziehen.
Kleinigkeiten machen den Unterschied
Das Spiel und sein Ergebnis wankten hin und her, bis ausgerechnet ein Ballverlust Zygouras und eine offene Abwehr aus einem 26:26 noch ein 26:28 werden ließen. "Am Ende entscheiden dieses Spiel zwei oder drei Kleinigkeiten", sagte Zeitz. Er hatte Recht. So galt für das Spiel in Halle und die ersten Monate der Saison gleichermaßen: Ganz blöd gelaufen.
Sport-Union Neckarsulm: Ivancok (14 Paraden); Salamakha, Polácková - Verbraeken (4), Engel (2), Nooitmeer (2), Gorb, Kücükyildiz (6/5), Riner (4); Ihlefeldt (2), Bruggeman, Hoitzing (1), Hinkelmann, Zygoura (5).
Erfolgreichste Werferin SV Union Halle-Neustadt: Julia Niewiadomska (7/3).
Schiedsrichter: Konrad Gimmler/Jannik Rips.
Siebenmeter: SV Union Halle-Neustadt: 3/5; Sport-Union Neckarsulm: 5/6.
Zeitstrafen: 1/5.
Zuschauer: 682.
Lena Ivancok hat ihr WM-Ticket sicher
Während die Deutsche Handball-Nationalmannschaft der Frauen ohne Beteiligung aktueller Spielerinnen der Sport-Union Neckarsulm Ende November zur Weltmeisterschaft reisen wird, hat Österreichs Teamchef Herbert Müller mit Torhüterin Lena Ivancok (22) eine Sport-Union-Spielerin in seinen WM-Kader berufen.
Die gebürtige Wienerin kommt auf 33 Spiele für die A-Nationalmannschaft und trifft in Gruppe C im norwegischen Stavanger dank der Qualifikation per Wildcard zunächst auf Norwegen, Südkorea und Grönland. Ebenfalls im Kader steht Ivancoks ältere Schwester Ines (Mosonmagyaróvári KC/Ungarn).