Sport-Union Neckarsulm verschenkt Punkte im Bundesliga-Eröffnungsspiel
Eine katastrophale Anfangsphase bringt den Neckarsulmer Bundesligisten im Eröffnungsspiel gegen die HSG Bensheim/Auerbach um einen möglichen Punktgewinn. Trainer Thomas Zeitz ist frustriert.

Mit einer ebenso verdienten wie unnötigen Niederlage ist die Sport-Union Neckarsulm am Freitagabend in ihre zehnte und die insgesamt 50. Spielzeit der Handball-Bundesliga gestartet. Das Eröffnungsspiel in der Ballei verlor die Mannschaft von Trainer Thomas Zeitz nach einem sportlichen wie emotionalen Auf und Ab gegen Europapokal-Teilnehmer HSG Bensheim/Auerbach am Ende mit 27:33 (14:17), musste sich nach einer erschreckend hohen Zahl an technischen Fehlern allerdings über sich selbst und einen dadurch verpassten Auftaktsieg ärgern.
„Wir haben uns selbst genügend Steine und Knüppel in den Weg geworfen“, hielt Zeitz nach Spielschluss enttäuscht fest. Wenig von dem, was er mit seiner Mannschaft im Vorfeld der Partie besprochen hatte, hatte gerade in den ersten Spielminuten den Weg auf die Plate gefunden.
Zeitweise habe es so ausgesehen, als spielte seine eigene Mannschaft erst seit drei, vier Tagen zusammen, sagte der Trainer mit Blick auf Gegner Bensheim, bei dem nicht nur acht Akteurinnen aus verschiedenen Gründen fehlten, sondern auch gleich mehrere Schlüsselspielerinnen erst in den vergangenen Tagen zum Team gestoßen waren.
Sport-Union wird in vogelwilder Anfangsphase vorgeführt
Das größte Ärgernis aus Neckarsulmer Sicht waren die ersten Spielminuten. In einer vogelwilden Anfangsphase war die Sport-Union böse vorgeführt worden. Nach zehn Minuten stand es 3:9, weil im Neckarsulmer Spiel vorne wie hinten Chaos herrschte.
Mit Nina Engel oder Neele Orth und Mareike Thomaier, den herausrückenden Halbspielerinnen der Gäste, kam Neckarsulms neue Spielmacherin Kamila Kordovská ebenso wie ihre Nebenleute überhaupt nicht zurecht. Nach sechs gespielten Minuten und zwei kostspieligen Fehlpässen hatte Thomas Zeitz sie erstmals zurechtgewiesen. Eine laute Auszeit und einen weiteren Fehlpass später saß die Tschechin zugunsten von Annefleur Bruggeman auf der Bank.
Mit der Hereinnahme der Niederländerin und auch von Paulina Uscinowicz, die in der Deckung fortan an der Spitze einer 5:1-Formation verteidigte, gewannen die Gastgeberinnen Sicherheit. Die schnellen Passstafetten der Gäste wurden nun früher unterbunden, so dass Bälle schneller gewonnen und Fehler konsequenter erzwungen wurden.
Sport-Union Neckarsulm im Bundesliga-Eröffnungsspiel: schmeichelhafter Drei-Tore-Rückstand zur Pause
In der Folge verkürzte die Sport-Union ihren Rückstand um die 20. Spielminute mehrfach auf zwei Tore, befand sich aber keine fünf Minuten später erneut mit sechs Toren im Hintertreffen. Zu hoch war weiterhin die Fehlerquote.
Die Neckarsulmer Neuzugänge konnten lange keine Offensivakzente setzen. Nationalspielerin Antje Döll, die beim Einlaufen besonders herzlich begrüßt worden war, wurde vor den Augen von Bundestrainer Markus Gaugisch von ihren Mitspielerinnen selten gefunden oder fand mit ihren eigenen Abschlüssen den Weg ins Tor nicht. Uscinowicz machte im Abwehrzentrum einen guten Job, wurde im Angriff aber meist eng bewacht. So war die Sport-Union angesichts des Drei-Tore-Rückstandes zur Halbzeit mit einem blauen Auge davongekommen.
Holste vergibt möglichen Ausgleich, HSG schlägt umgehend zurück
Aus der Pause kam die Mannschaft von Thomas Zeitz dann deutlich wacher, als sie es noch zu Beginn der Partie gewesen war. Jetzt war es ein Duell auf Augenhöhe, das Lilli Holste nach 39 Minuten erstmals seit Spielbeginn wieder hätte ausgleichen können – doch die 24-Jährige scheiterte gleich zwei Mal an der gut aufgelegten Gäste-Torhüterin Vanessa Fehr, die umgehend zwei Tempogegenstöße auf Mia Ziercke einleitete: Statt 22:22 stand es wenig später 21:25.
Doch das Zeitz-Team ließ nun wenigstens nicht mehr locker. Und auch auf den Rängen der Ballei, auf dem der lautstarke Bensheimer Anhang bis dahin klar den Ton angegeben hatte, war die Neckarsulmer Anhängerschaft inzwischen aufgewacht.
HSG Bensheim/Auerbach zieht in der Schlussphase wieder davon
Doch die Unterstützung schien die Heimmannschaft beinahe mehr zu hemmen als anzutreiben. Eine weitere Handvoll einfache Abspielfehler bestraften die Gäste umgehend, so dass sich bald abzeichnete, dass sich die Sport-Union nicht noch einmal an den personell dezimierten Gast würde herankämpfen können.
Weil am Ende schließlich auch noch die Präzision im Abschluss fehlte, bliebein Auftaktspiel mit Geschmäckle und der unbeantworteten Frage, was wohl bei einer besseren Anfangsphase möglich gewesen wäre.
Weitere Berichterstattung folgt.
Sport-Union Neckarsulm: Ivancok (9 Paraden); Fossum (6 Paraden) – van der Linden (1), Smits (6), Kordovská (4), Hinkelmann (2), Soffel (1), Döll (3/2); Gudmestad, Bruggeman (3), Holtman, Ossenkopp (1), Albers, Holste (2), Uscinowicz (4).
Erfolgreichste Werferinnen HSG Bensheim/Auerbach: Nina Engel (9/1), Mia Ziercke (7).
Schiedsrichter: Marvin Cesnik/Jonas Konrad.
Siebenmeter: Sport-Union Neckarsulm: 2/2; HSG Bensheim/Auerbach: 1/4.
Zeitstrafen: 2/1.
Zuschauer: 1164.
Premiere der neuen LED-Bande verzögert sich
Dem aufmerksamen Ballei-Besucher war am Freitagabend schnell aufgefallen, dass in der Neckarsulmer Heimspielstätte etwas fehlte: die neuerdings ligaweit verpflichtende LED-Werbebande. Die hatten die Vereinsverantwortlichen am Donnerstag erst mühsam auf- und dann wieder abbauen müssen, weil Stadt und Liga Sicherheitsbedenken angemeldet hatten. Konkret ging es um zu geringe Abstände zwischen der ersten Zuschauerreihe auf der neuen Unterrangtribüne an der Westseite der Halle und dem Spielfeld; Flucht- und Rettungswege waren nicht breit genug.
„Der Fehler liegt ganz klar bei uns als Veranstalter“, räumte Sport-Union-Geschäftsführer Hannes Diller ein. „Wir hatten einen Plan, wie wir es machen wollten, aber der ging nicht ganz auf“, sagte Diller. Der gesunde Menschenverstand habe den Verein schließlich davon abgehalten, ein Risiko einzugehen. Dem Verein droht nun jedoch wohl eine Strafzahlung, weil er die neuen Hallenstandards nicht gewährleisten konnte. „Wenn ich eine Strafe für die Sicherheit der Fans und Spielerinnen zahlen muss, dann mache ich das aber sehr gerne“, betonte Diller.
Zum nächsten Heimspiel am 13. September gegen den Buxtehuder SV werde aber hundertprozentig eine Lösung gefunden sein und die eigens angeschaffte Bande stehen – gegebenenfalls mit einer veränderten Bestuhlung dahinter.




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