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Sport-Union Neckarsulm ist ein quicklebendiger Bundesligist

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In den Jubel über den Klassenerhalt mischt sich Erleichterung. Während der Trainer die Gründe für das Wunder skizziert, ist Rolf Härdtner vor allem erleichert. Dabei hat der Vorstandschef selbst einen Anteil an der Rettung, wie Thomas Zeitz verrät.

Erleichterung, wohin das Auge reicht. Nach Spielschluss und dem erfolgreichen Klassenerhalt wurde sich bei der Sport-Union Neckarsulm viel umarmt und viel geherzt.
Erleichterung, wohin das Auge reicht. Nach Spielschluss und dem erfolgreichen Klassenerhalt wurde sich bei der Sport-Union Neckarsulm viel umarmt und viel geherzt.  Foto: Kunz, Christiana

Das letzte Saisonspiel war heiß, es war laut, es war erfolgreich - und damit genau so, wie man es sich bei der Sport-Union Neckarsulm vorgestellt hatte. Und nach 58 Spielminuten wurde es am Samstagabend während der Bundesliga-Partie in der Ballei-Sporthalle gegen den HSV Solingen-Gräfrath sogar ein bisschen kitschig.

Nach Nina Engels Treffer zum 33:27 hatte Thomas Zeitz für sich Gewissheit, dass der Sieg und damit auch der Klassenerhalt seiner Sport-Union nicht mehr in Gefahr geraten würde. Die Anspannung fiel mit einem Mal ab, und der Trainer umarmte beinahe alles, was neben ihm an der Seitenlinie zu finden war. Und weil das Spiel währenddessen unterbrochen war, schickte Zeremonienmeister Sascha Göttler parallel dazu Gloria Gaynors "I will survive" durch die Hallen-Lautsprecher.

Beeindruckender Saisonendspurt beschert den Klassenerhalt

Der lange sportliche Überlebenskampf der Sport-Union Neckarsulm war zu diesem Zeitpunkt beendet. Quicklebendig wurde kurz darauf nach dem 34:29 (16:14)-Sieg gefeiert. Die zwei Punkte. Der Klassenerhalt. Die neunte Bundesliga-Saison in Folge.

Glücksgefühle bei Kim Hinkelmann (v. li.), Amber Verbraeken, Alessia Riner, Lena Ivancok und Sharon Nooitmeer.
Glücksgefühle bei Kim Hinkelmann (v. li.), Amber Verbraeken, Alessia Riner, Lena Ivancok und Sharon Nooitmeer.  Foto: Kunz, Christiana

"Es gab nicht wenige, die keinen Pfifferling mehr auf uns gegeben haben", sagte Thomas Zeitz stolz über seine Mannschaft, die dank fünf Siegen aus den letzten acht Saisonspielen noch aus dem Tabellenkeller kletterte. "Thomas hat das gespürt und uns allen Vertrauen gegeben - und am Ende hat es geklappt", sagte Rolf Härdtner, Vorstandsvorsitzender des Vereins, erleichtert.

Mannschaft lässt sich von ihrem Trainer überzeugen

Es gehört zu dieser verrückten Saison, dass nach deren Ende die Sport-Union auf Rang zehn steht und damit nur einen Platz hinter dem vor Saisonbeginn ausgegebenen, erweiterten Saisonziel "einstelliger Tabellenplatz". Mit 14:38 Zählern spielte sie nach Punkten zudem die viertbeste Runde ihrer Bundesliga-Geschichte - auch wenn sie aufgrund der verschärften Regelung mit drei Absteigern nie so sehr zittern musste. Dass das Tabellenschlusslicht nach 18 Spieltagen am Ende noch die Klasse hält, war zuletzt dem VfL Oldenburg vor 27 Jahren geglückt.


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Foto: Christiana Kunz
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"Nach dem Hinspiel in Solingen und den folgenden Niederlagen war der Gedanke, dass es schwer wird, schon da. Das hatte aber nichts mit Aufgeben zu tun, sondern mit Realismus", gab Zeitz einen Einblick in sein Innenleben während der schwierigsten Saisonphase. Im Frühjahr habe er gemerkt, dass die Mannschaft an seinen Weg geglaubt und sich davon habe anstecken lassen. "Das war der Schlüssel, anders hätten wir es nicht hinbekommen."

Thomas Zeitz wollte nie die Qualitätsfrage stellen

Die holprige Saisonvorbereitung, der Fehlstart, Zeitz' offener Brief an die Fans und die lange Verletztenmisere. Die fehlende Kollektivleistung, die vielen kleinen Mängel, das von Zeitz verschenkte Bensheim-Spiel und die Niederlage in Zwickau - alles war spätestens nach der Länderspielpause im März vergessen.

Der Trainer wehrte sich immer gegen die Qualitätsfrage, benannte das Problem vielmehr als eine Frage von Konzentration und Einstellung in der jungen Mannschaft. "Ich habe nie ans Aufhören gedacht, im Vorstand aber trotzdem zweimal gefragt ‚Seid ihr zufrieden, seid ihr unzufrieden?‘ und ihnen gesagt, dass ich jede Entscheidung mittrage."


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Vereinsvorstand hielt an Projekt und Trainer Zeitz fest

Doch das Gremium um Rolf Härdtner und Bernd Dollmann senkte die Daumen trotz ausbleibenden Erfolgs nicht, hielt an dem vor der Saison ausgegebenen mittelfristigen Projekt fest.

Der Moment der Gewissheit: Trainer Thomas Zeitz riss nach Spielschluss die Arme in die Höhe.
Der Moment der Gewissheit: Trainer Thomas Zeitz riss nach Spielschluss die Arme in die Höhe.  Foto: Kunz, Christiana

"Dass sie so bedingungslos an diesen Weg geglaubt und gesagt haben, ‚Dann gehen wir halt in die zweite Liga, weil wir glauben, dass der Weg der richtige ist‘, hat mir sehr imponiert, weil es nicht selbstverständlich ist", betonte Zeitz. "Es hilft natürlich auch, wenn du nicht jeden Tag nach Hause fahren und dich fragen musst: Hast du morgen noch einen Job?"

Die einen haben geträumt, die anderen geglaubt

So historisch die erste Saisonhälfte mit 0:20 Punkten und dem schlechtesten Start der Neckarsulmer Bundesliga-Geschichte gewesen war, so historisch war im Frühjahr auch die Aufholjagd, die der Sport-Union kaum noch jemand zugetraut hatte. Doch während man andernorts vom Klassenerhalt träumte, hat man in Neckarsulm immer daran geglaubt - und sich am Samstagabend für diese Beharrlichkeit belohnt.

 
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