Konkurrenz belebt das Geschäft: Katharina Filter und Sarah Wachter sind im Tor die letzte Bastion für Deutschlands Handballerinnen
Sarah Wachter und Katharina Filter sind im Tor der DHB-Auswahl Konkurrentinnen, pflegen aber dennoch ein gutes Verhältnis zueinander. Für das seit Jahren eingespielte Duo, das sich bestens ergänzt, steht der mannschaftliche Erfolg bei der WM über allem.

Ein bisschen Abstand voneinander brauchen sie dann doch. Kein Wunder, schließlich verbringen Sarah Wachter und Katharina Filter während eines Turniers wie der aktuellen Heim-Weltmeisterschaft auch so schon eine ganze Menge Zeit miteinander. Im Training, beim Warmmachen, während der Auszeiten, bei den Videositzungen – überall dort gibt es die beiden deutschen Torhüterinnen qua ihres Jobprofils meist nur im Doppelpack.
Bei der Belegung der Hotelzimmer darf es daher ein bisschen Abwechslung sein. Sarah Wachter bildet während der WM ein Duo mit Julia Maidhof, Katharina Filter und Jenny Behrend waren schon bei Olympia in Paris WG-Partnerinnen. Ansonsten trennt die beiden Torhüterinnen bei ihrem vierten gemeinsamen Turnier mit der A-Auswahl aber nur wenig.
Neckarsulm als Sprungbrett auf die große Bühne
Freund- statt Feindschaft lautet ihr Rezept, das die DHB-Auswahl bis in die Finalspiele nach Rotterdam führen soll. „Ob wir die beste Mannschaft sind, die wir aktuell sein können, wird man erst am Ende sehen. Aber ich habe – und wir alle haben – ein gutes Gefühl“, sagt Sarah Wachter. Es wäre schön, wenn wir nach dem Wintermärchen der Männer 2007 nun ein eigenes Weihnachtsmärchen hinbekommen würden. Wir arbeiten jedenfalls daran.“
Viel gearbeitet hat Wachter (25) in ihrer bisherigen Karriere stets. Die Schorndorferin, die zwischen 2019 und 2023 bei der Sport-Union Neckarsulm „zu einer gestandenen Bundesliga-Spielerin gereift“ ist, wie sie selbst sagt, weil sie „mit Olli (Rieth, Anm. d. Red.) einen super Torwart-Trainer hatte, der mich sehr weit gebracht hat“, ist die perfekte Ergänzung zur zehn Monate älteren Katharina Filter, die im Kampf um den Stammplatz zwischen den Pfosten derzeit die Nase vorn hat. Denn beide Torfrauen ergänzen sich prächtig.
Torhüterinnen gleichen ihre Stärken und Schwächen gegenseitig aus
Filters größte Schwäche – die gegnerischen Würfe von den Außen – ist zugleich Wachters größte Stärke, womit sie damit genau das mitbringt, worauf das Trainerteam um Bundestrainer Markus Gaugisch und Co-Trainer Frederick Griesbach wert legt.
Denn neben den handballerischen Qualitäten komme es bei der Kaderzusammenstellung auch „auf die taktischen und technischen Fertigkeiten, die soziale, emotionale Ebene, aber auch die Frage, was eine Spielerin mitbringt, was andere vielleicht nicht mitbringen“, an, erklärt Griesbach.
Gemeinsame Turniererfahrung mit der U19-Auswahl
Seit Jugendzeiten haben sich die Wege der beiden Torhüterinnen immer wieder gekreuzt. Zuletzt Anfang November in der Champions League als Wachters Borussinnen aus Dortmund bei Filters Team Esbjerg in Dänemark mit 29:36 verloren. „‚Kathi‘ und ich haben ein sehr gutes Verhältnis und kennen uns schon ewig. Wir sind beide der gleiche Jahrgang und haben schon sehr viel miteinander erlebt“, erzählt Wachter. Gemeinsam wurden beide 2017 bei der U19-EM Fünfte.
Wir gönnen uns die Spielzeit gegenseitig und wissen, wie lange so ein Turnier sein kann und wie wichtig es deswegen ist, dass beide Torhüterinnen im Turnier drin sind.
Katharina Filter
Während Wachter im bisherigen WM-Turnier auf 81 Einsatzminuten und zwölf Paraden (30 Prozent) kommt, steht Filter bei 149 Minuten (32/37 Prozent). „Natürlich ist auch eine gewisse Konkurrenz dabei, weil jeder Spielzeit haben möchte“, sagt Filter ehrlich. „Aber wir gönnen uns die gegenseitig und wissen auch, wie lange so ein Turnier sein kann und wie wichtig es deswegen ist, dass beide Torhüterinnen im Turnier drin sind.“ Worte die Gaugisch und Griesbach gerne hören.
Wechsel zum BVB öffnet Sarah Wachter die Tür zur internationalen Bühne
Wachter holte sich das nötige Selbstvertrauen für das Turnier als Start-Torhüterin im Vorrundenspiel gegen Uruguay, in dem sie unter anderem zwei Siebenmeter hielt. „Am Ende ist es egal, gegen welchen Gegner es geht; der Fokus muss immer da sein“, sagt sie.

Der Wechsel nach Dortmund hat ihr die Tür zur internationalen Bühne und in die Nationalmannschaft geöffnet, doch die Jahre im Unterland sind in guter Erinnerung geblieben. „Als Sportler vergisst man so etwas nie. Ich möchte die Zeit in Neckarsulm nicht missen“, betont Wachter. Die Hamburgerin Katharina Filter ist dagegen vom Buxtehuder SV erst über Umwege und Auslandsstationen in Kopenhagen und Brest im Spitzenteam aus Esbjerg um die zweimalige Welthandballerin Henny Reistad gelandet.
Auch außerhalb der Nationalmannschaft besteht reger Kontakt
Was handballerisch eine kleinere, geografisch aber doch eine größere Entfernung voneinander ist, macht Filter und Wachter nichts aus. Denn „auch wenn wir nicht bei der Nationalmannschaft sind, haben wir Kontakt, tauschen uns aus, wie es dem jeweils anderen geht, und sind einfach füreinander da“, erzählt Sarah Wachter. „Wir haben wirklich ein sehr, sehr gutes Verhältnis“, bestätigt Filter, „es passt sehr gut zwischen uns“.
Sofern das deutsche Handball-Weihnachtsmärchen wahr werden soll, wird es dieses gute Verhältnis ebenso brauchen wie weitere Paraden des Torhüterinnen-Gespanns.





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