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Stuttgart sorgt bei DHB-Frauen für eine Vorrunde mit Gänsehaut-Momenten

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Die deutsche Nationalmannschaft nimmt aus ihren Vorrundenspielen in Stuttgart mehr als nur vier Punkte mit in die WM-Hauptrunde nach Dortmund. Vier Erkenntnisse, die wichtig waren und wichtig werden.

Bundestrainer Markus Gaugisch, seine Spielführerin und Top-Torschützin Antje Döll sowie Co-Trainer Frederick Griesbach und Aimée von Pereira (von links) hatten in Stuttgart viel Grund zur Freude.
Bundestrainer Markus Gaugisch, seine Spielführerin und Top-Torschützin Antje Döll sowie Co-Trainer Frederick Griesbach und Aimée von Pereira (von links) hatten in Stuttgart viel Grund zur Freude.  Foto: Marijan Murat

Die Bilanz makellos, die Stimmung gut und nun auch die einzige Mannschaft in Hauptrunden-Gruppe II mit vier Punkten: Für die deutsche Frauen-Nationalmannschaft hätte die erste Turnierphase ihrer Heim-Weltmeisterschaft kaum besser laufen können.

An eine souveräne Vorrunde in Stuttgart möchte die Mannschaft von Bundestrainer Markus Gaugisch gleich zum Hauptrunden-Auftakt am Dienstagabend (20.30 Uhr/SportEurope.tv) in Dortmund gegen die Färöer anknüpfen. Vier Erkenntnisse, die wichtig waren und wichtig werden.


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Abwehrstärke gibt viel Selbstvertrauen

Die im Durchschnitt nur 20 Gegentore der deutschen Mannschaft (22,5, sofern das Duell mit Außenseiter Uruguay ausgenommen wird) waren in der Vorrunde ein Top-Wert. Das Zusammenspiel des Torhüterinnen-Duos Katharina Filter/Sarah Wachter mit den Vorderleuten funktioniert gut und allen voran das Legionärs-Trio Emily Vogel (Ferencvárosi TC/Ungarn), Xenia Smits (Metz Handball/Frankreich) und vor allem Aimée von Pereira (København Håndbold/Dänemark) wusste mit kompromissloser Zweikampfführung und Beweglichkeit zu überzeugen.

„Wir wollen genauso weitermachen und unser Ding mit einer starken Abwehr runterspielen“, sagt Vogel. „Aber die Mannschaften, die jetzt in Dortmund auf uns waren, sind nicht schwächer. Von daher wissen wir auch, dass wir uns nicht auf irgendetwas ausruhen können.“



Personelle Flexibilität macht Bundestrainer Gaugisch froh

Im ersten Vorrundenspiel fehlte Annika Lott, im zweiten Emily Vogel, im dritten Jolina Huhnstock. Bemerkbar gemacht hat sich das jeweils nicht, weil ihre Mannschaftkolleginnen ein mindestens gleichwertiger Ersatz waren. „Ich spüre, dass diese Mannschaft lebt. Wir haben in allen Spielen alle Spielerinnen auf der Platte gehabt. Jede trägt ihren Teil dazu bei und wir können Kräfte verteilen, ohne einen großen Leistungsabfall zu haben“, sagt Markus Gaugisch. „Die ganze Mannschaft ist aktiv, gierig und konnte mit allem umgehen, was bisher kam.“

Sicherer Rückhalt: Katharina Filter parierte in den drei Vorrundenspielen 36, 86 und 35 Prozent aller gegnerischen Bälle.
Sicherer Rückhalt: Katharina Filter parierte in den drei Vorrundenspielen 36, 86 und 35 Prozent aller gegnerischen Bälle.  Foto: Marijan Murat

Dies führte auch dazu, dass der 51-Jährige in jedem der drei Vorrunden-Spiele seinen Vielspielerinnen bedenkenlos Ruhepausen verschaffen konnte. Jede Spielerin im Kader kam zum Zug, jede sammelte Erfolgserlebnisse, jede kann sich wichtig fühlen.

Junge Garde ist mehr als ein bloßer Lückenfüller

Egal ob Nina Engel (22), Viola Leuchter (21) oder die mit erst sechs Länderspielen ins Turnier gegangene Aimée von Pereira (25): Die weniger erfahrenen Spielerinnen im Kader kompensieren dies mit Wissbegierde und Unbekümmertheit. Wobei Gaugisch besonders von Pereira lobt: „Sie ist eine richtige Frohnatur, die lebt, was sie hier macht – ihren Job Handballerin – und sich mit dem und ihrer Aufgabe im Team voll identifiziert.“

Als echter Glücksfall für die DHB-Auswahl entpuppte sich während der Vorrunde Nieke Kühne. Die eigentlich als Ergänzungsspielerin eingeplante Blombergerin überzeugte mit Tempo, Agilität und Torgefahr. Ihre Läufe in die Tiefe waren ein echter Mehrwert für die deutsche Mannschaft, und mit 13 Treffern ist sie nach der Vorrunde hinter Antje Döll (17 Tore) zweitbeste deutsche Torschützin.

„Es ist top, dass auch junge Spielerinnen dabei sind, die schon Qualität mitbringen und sich selbst so gut präsentieren, dass man guten Gewissens verschiedene Systeme spielen kann“, sagt Gaugisch.



Ingo Meckes: „Wir machen mit Freude einen Haken hinter Stuttgart.“

Mit welcher Spielerin man auch über die Vorrunde spricht, die Gastgeberstadt und ihr Publikum werden stets in höchsten Tönen gelobt. „Mir gibt dieses Publikum hier in Stuttgart sehr viel. Alle versuchen, eine riesig geile Stimmung hinzubekommen“, sagt Aimée von Pereira, während Katharina Filter resümiert: „Diese drei Spiele hier in der Porsche-Arena haben wirklich Spaß gemacht. Stuttgart hat sehr gut vorgelegt, da muss Dortmund jetzt nachziehen.“

Auch Emily Vogel hat das Stuttgarter Publikum „riesig viel Spaß und ein paar Gänsehaut-Momente“ beschert. Und DHB-Sportvorstand Ingo Meckes hält zufrieden fest: „Die Mannschaft ist völlig begeistert. Wir machen mit Freude einen Haken hinter Stuttgart.“


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Gaugisch hat kein Verständnis für Halbfinal-Aussage von DHB-Präsident Michelmann

Es war mehr als eine kleine, unterschwellig Spitze, mit der Bundestrainer Markus Gaugisch nach dem erfolgreichen Vorrunden-Abschluss am Sonntagabend gegen Serbien (31:20) in die Nacht entschwand. „Ich bin zufrieden mit der Entwicklung der Mannschaft, aber auch Realist. Für ein Halbfinale, das ja viele gerne in den Mund nehmen und das einfach so herausposaunen, als ob es nichts wäre, gibt es keine Garantie“, sagte der 51-Jährige. „Wir alle wissen, dass die Realität eine andere ist. Deshalb verstehe ich solche Dinge nicht. Aber das muss ich auch nicht; ich muss ja meine Ideen und meine Truppe in den Griff kriegen.“

Man musste gar nicht zwischen den Zeilen lesen, um auszumachen, auf wen sich Gaugisch bezog: DHB-Präsident Andreas Michelmann (66). Der hatte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur noch vor dem WM-Auftakt gesagt, das Halbfinale müsse als „klare Zielstellung“ erlaubt sein. So weit möchte der Bundestrainer noch nicht vorausblicken. „Wir können ein Top-Vier-Team schlagen, wenn wir selbst eine High-End-Leistung haben. Dafür gibt es aber keine Garantie. Das ist das, was für mich wichtig ist. Alles andere interessiert mich gerade nicht“, sagte Gaugisch, der ebenso wie der aus Heilbronn stammende DHB-Sportvorstand Ingo Meckes (49) ein Verfechter der Strategie der kleinen Schritte ist.

„Jetzt kommen in der Hauptrunde neue Gegner, die wir erst einmal schlagen müssen. Aber wenn wir unsere Leistung abrufen, werden wir diese Gegner schlagen. Aber es ist wichtig, dass wir weiterhin jeden Schritt nach dem anderen gehen. Jetzt kommen die Färöer und alles andere kommt später; damit sind wir gut gefahren. Ich bin aber sehr optimistisch und auch sehr begeistert von Auftreten der Mannschaft“, bilanzierte Meckes nach der überstandenen Vorrunde.

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