Vor dem Schulstart gibt es noch offene Fragen beim Nahverkehr
Am Montag startet ein ungewöhnliches Schuljahr. Das Corona-Virus zwingt nicht nur Schülern und Lehrern neue Regeln auf, sondern auch den Verkehrsunternehmen. Wie transportieren sie jetzt Kinder und Jugendliche sicher in ihre Klassen?

"Wir haben zweimal alle Schulen im Landkreis angemailt", berichtet Tamara Waidmann vom Landratsamt in Heilbronn: "Leider war der Rücklauf sehr dürftig." Dennoch wolle man ab Montag zusätzliche Fahrten anbieten, "um die Schüler besser zu verteilen, damit die Busse nicht so voll sind", so Waidmann.
Doch wo wird es diese Zusatzfahrten geben? Um das zu klären, ist das Landratsamt in Kontakt mit Busunternehmen, fragt Kapazitäten nach Bussen und Fahrern ab. "Wir wollen so viel wie möglich machen", sagt Waidmann.
Ähnlich agiert die Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG), die die Stadtbahn betreibt. Zwar gibt es zu Schulbeginn keine Fahrplanänderungen, doch AVG-Sprecher Michael Krauth versichert: "Wir versuchen, möglichst große Fahrzeuge auf den Weg zu schicken." Um mehr Bahnen einzusetzen, würde es an Fahrern fehlen. Aber die oft drangvolle Enge in den Zügen kann durch ein größeres Platzangebot entzerrt werden. Daher, sagt Krauth, setze man zwei aneinandergekoppelte Bahnen ein. Die Planung erfolge tagesaktuell: "Die Disposition schaut sich das Gesamtnetz an und schickt, was möglich ist, auf die Schiene."
Es wird Schwerpunktkontrollen geben
Ansonsten werden die Stadtbahnen regelmäßig gründlich gereinigt und desinfiziert. Durchsagen verweisen auf die Maskenpflicht. "Der Großteil der Fahrgäste hält sich an die Corona-Regeln", weiß Krauth. Dennoch werden demnächst Schwer- punktkontrollen mit Polizei und Ordnungsamt stattfinden. "Denn", so Krauth, "wir können die Fahrgäste bei Fahrscheinkontrollen nur auf die Maskenpflicht hinweisen, haben aber keine Vollzugsrecht, da es dabei um eine Verordnung des Landes Baden-Württemberg geht."
Manuela Heinrich hat "noch keine Anweisungen erhalten". Ihr Eppinger Omnibusunternehmen bedient vier Schulen in Schwaigern, Stetten und Kleingartach. "Die haben wieder ganz normal Unterricht", glaubt Heinrich, sie weiß aber: "Bis jetzt ist noch alles möglich", auch, dass am Montag plötzlich Änderungswünsche kommen.
Bei Gross-Reisen in Talheim werden, wie auch bei Heinrich, die Busse sehr intensiv gereinigt, verweisen die Fahrer auf die Maskenpflicht. Doch was Planungen angeht, bestätigt Andreas Kühner von Gross Tamara Waidmanns Aussage: "Unser Unternehmen stimmt sich noch mit dem Landratsamt ab."
Land stellt finanzielle Hilfe in Aussicht
Auch will das Land Baden-Württemberg zusätzliche Fahrten finanzieren, weiß Gerhard Gross vom HNV als Dachmarke für die Verkehrsunternehmen. Doch die entsprechende Kabinettsitzung findet erst Mitte nächster Woche statt.
Kommentar: Kapazitätsfrage
Nichts Genaues weiß man nicht – so lässt sich die Planung bezüglich der Schülertransporte zusammenfassen. Eine halbe Woche vor Start des neuen Schuljahres haben die Verkehrsunternehmen keine Grundlage, um ein spezielles Angebot vorbereiten zu können. Werden Schulen wegen Corona den Unterrichtsbeginn staffeln und welche? Werden Schülerinnen und Schüler lieber radeln als Bus fahren, so lange das Wetter noch gut ist?
Alle Beteiligten geben sich redlich Mühe. Das Landratsamt möchte alle Kinder und Jugendlichen auf dem Schulweg so gut es geht schützen und dafür zusätzliche Busfahrten organisieren, die AVG will, wo sie nur kann, sogenannte Doppeltraktionen einsetzen – zwei aneinandergekoppelte Stadtbahnen, damit der Corona- Abstand eingehalten werden kann, Busunternehmen reinigen und desinfizieren ihre Fahrzeuge wie verrückt, verweisen mit Schildern und Fahreransagen auf die Maskenpflicht. Doch richtig planen können sie alle nicht. Denn die meisten Schulen in der Region haben ihren Bedarf an Schülertransporten bisher nicht angemeldet. Und wenn sie es noch tun, kann man nur hoffen, dass dieser die Kapazitäten der Transportunternehmen nicht sprengt. Denn Busse, Bahnen und Fahrer stehen nicht unbeschränkt zur Verfügung.
Da hilft es wenig, wenn das Land finanzielle Mittel für zusätzliche Fahrten in Aussicht stellt. Die Regierung wird das Material nicht herbeizaubern können.
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