Stimme+
Region
Lesezeichen setzen Merken

Corona verstärkt Probleme der Kinder

   | 
Lesezeit  2 Min
Erfolgreich kopiert!

Kinderseelen haben während des Lockdowns gelitten. Viel Zeit nur mit der Kernfamilie macht die Begegnung mit Fremden schwierig. Außerdem: Das Virus hat Probleme und Sorgen in den Familien weiter verschärft.

   | 
Lesezeit  2 Min
Mangelnde Bewegung hat während des Lockdowns das Problem von Übergewicht bei Kindern verstärkt. Foto: dpa
Mangelnde Bewegung hat während des Lockdowns das Problem von Übergewicht bei Kindern verstärkt. Foto: dpa  Foto: dpa

Einen möglichst normalen Schulalltag – den wünschen sich alle, egal ob die Verantwortlichen in den Verwaltungen, die Eltern, ja, sogar die Schüler. Denn der Lockdown hat seine Spuren hinterlassen. Auch in den Kinderseelen. Eine Unicef-Studie hat bestätigt, was Eltern und Lehrer seit Wochen spüren: Die langen Schulschließungen haben sich auf die Kinderseelen ausgewirkt. Das Virus hat als Brennglas negative gesellschaftliche Entwicklungen verstärkt. Es gab Kinder, weiß Rainer Süßmann, stellvertretender Schulleiter der Georg-Wagner-Schule Künzelsau, die waren in diesen Monaten sehr viel Zeit auf sich allein gestellt.

Kinder reagieren auf die Ängste

Nicht in jedem Elternhaus habe die Begleitung und Förderung optimal funktionieren können, weil die Eltern wenig Zeit hatten oder aber sprachliche Barrieren eine Begleitung während des Homeschoolings schwierig gemacht haben. „Dazu kommt, dass die Kinder feine Antennen für die Stimmungen, die Ängste und Existenzsorgen der Eltern haben.“

Auch habe der Lockdown sicher in dem einen oder anderen Haushalt Krisen verschärft. „Für einige unserer Schüler geben wir als Schule Struktur“, sagt Süßmann. Jetzt gelte es für die Lehrer und die Schulsozialarbeiter, ganz genau hinzuhören, was Kinder und ihre Eltern erzählen. Elternabende, so Süßmann, habe es seit Corona nicht mehr wie gewohnt gegeben. Aber in intensiven Gesprächen halte die Schule Kontakt mit den Eltern.

Beobachtungen des Arztes

Auch Robert Wagner, Kinder- und Jugendarzt in Öhringen, hat Veränderungen bei den Kindern beobachtet. Man merke den Kindern an, dass sie lange nur mit der Kernfamilie zusammen gewesen seien, sagt Wagner. „Die Kinder müssen sich an den Umgang mit Fremden erst wieder gewöhnen.“ Dass die Mimik dabei hinter den Masken verschwinde, mache es nicht einfacher. Ein anderes Problem sind die veränderten Freizeitaktivitäten. „Wir können es nicht ausschließen, dass einige der Schüler wochenlang nur Computer spielten“, weiß auch Süßmann.

Fußball, Schwimmen und andere sportliche Betätigungen fehlten. Übergewicht, erinnert Wagner, war vor Corona schon ein Problem. „Und das hat sich durch den Lockdown noch verschärft“, sagt der Kinderarzt. Jegliches Suchtverhalten wie Überernährung, Medienkonsum und Alkoholmissbrauch habe bei dafür anfälligen Menschen zugenommen. „Die fehlenden Strukturen durch Schulbesuch, Vereins- und Wochenendaktivitäten, aber auch die allgemeine Depression in der Gesellschaft schlagen sich hier nieder“, sagt Wagner. Und nicht jeder habe die Zeit des Lockdowns für mehr Bewegung genutzt.

Wann dürfen Kinder nicht in die Schule?

Wann sollen die Eltern ihre Kinder in die Praxis bringen, wann müssen sie vom Unterricht daheim bleiben? Wagner sagt: Laut Richtlinie des Landesgesundheitsamts rechtfertigt ein Schnupfen oder leichter Husten noch keinen Ausschluss aus der Gemeinschaftseinrichtung. Wenn die Nase laufe, sollen die Eltern erst einmal gelassen bleiben und einen Arzt erst dann aufsuchen, wenn sie sich Sorgen machen. Über den Arztbesuch entscheiden allein die Eltern, nicht die Schule und nicht der Kindergarten. Und: Über die Durchführung eines Corona-Abstriches entscheidet allein der Arzt. 

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
  Nach oben