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Kleine Tricks beim Urlaub: Warum ein Ausflug in die Vulkan-Eifel cool ist

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Seit Mitte März erleben Kindergarten- und Schulkinder einen völlig neuen Alltag. Aber jetzt sind erst mal Ferien. Experten erklären, wie man Kindern Ausflugsziele schmackhaft machen kann.

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Ausflug in die Eifel? Das klingt in Kinder-Ohren doof. Vulkan-Eifel, aber hallo, das ist spannend. Foto: mojolo/stock.adobe.com
Ausflug in die Eifel? Das klingt in Kinder-Ohren doof. Vulkan-Eifel, aber hallo, das ist spannend. Foto: mojolo/stock.adobe.com  Foto: (123832388)

Nach vielen Wochen mit den Corona-Beschränkungen ist die Luft bei Kindern raus. Wieder einen Ausflug mit den Eltern machen? Wieder spazieren gehen? Nicht noch einmal. Das erlebt auch Thomas Ochs mit seiner Familie.

Der Leiter der Katholischen Fachschulen St. Martin in Neckarsulm hat mittlerweile seinen eigenen Trick, um den Nachwuchs neu zu motivieren. Fahrt in die Eifel? Damit stößt er daheim auf keine große Freude. Vulkan-Eifel hingegen, das klingt in Kinderohren richtig cool.

Kinder in die Planungen einbeziehen

Viktoria Ertl ist die stellvertretende Leiterin der Katholischen Fachschule für Sozialpädagogik in Neckarsulm. Foto: Simon Gajer
Viktoria Ertl ist die stellvertretende Leiterin der Katholischen Fachschule für Sozialpädagogik in Neckarsulm. Foto: Simon Gajer

Sommerferien gleich Urlaub: Das wird es in den kommenden Wochen nicht mehr überall so geben. Eltern sollten sich nicht unter Zugzwang setzen. Das empfehlen auch Viktoria Ertl, stellvertretende Leiterin der Neckarsulmer Fachschulen, und Henrike Hirschmüller, die dort als Lehrerin tätig ist.

Man könne sich auch schöne Alternativen überlegen, über Ausflugsziele mit den Kindern reden und sie in die Entscheidung einbeziehen, sagt Viktoria Ertl. "Familien sollten eine Auszeit leben, so weit dies möglich ist."

Viele Familien machen sich Druck. Der große Urlaub fällt weg, eine Alternative muss her, für viele muss es dann die beste sein. Dazu sollte es aber nicht kommen. "Man sollte sich nicht den Stress machen, nach dem tollsten Ausflugsziel zu suchen", rät Viktoria Ertl. Ihre Kollegin Henrike Hirschmüller sieht das genauso: "Wenn man sich aus dem Coronastress in den Urlaubsstress stürzt, hat keiner etwas davon."

Eine wichtige Voraussetzung: "Diese Zeit gehört uns." Diesen Rat gibt Viktoria Ertl. Es lässt sich auch im Kleinen Großes finden. Treffen mit befreundeten Familien können schön sein. Ein Spaziergang im Wald ebenso. Vielleicht hilft es, wenn man dort die eingetretenen Pfade verlässt. "Schnitzmesser mitnehmen und nicht den Waldweg nehmen", empfiehlt Viktoria Ertl. Sie selbst packt für die Kinder auch mal den Kompass ein. Einfach so. "Um ihn auszuprobieren." Feuerholz sammeln, das kommt beim Nachwuchs genauso gut an. "Das zieht auch."

Kinder spüren den Druck zu Hause

Henrike Hirschmüller ist Lehrerin an der Katholische Fachschule für Sozialpädagogik in Neckarsulm. Foto: Simon Gajer
Henrike Hirschmüller ist Lehrerin an der Katholische Fachschule für Sozialpädagogik in Neckarsulm. Foto: Simon Gajer

Vor dem Start in die Ferien sollten sich Eltern überlegen, wie die vergangenen Wochen aus Kindersicht liefen. Das empfehlen Viktoria Ertl und Henrike Hirschmüller. Beruf und Kinderbetreuung unter einen Hut bekommen, das war nicht immer einfach. "Die Kinder bekommen mit, welcher Druck zu Hause herrschte", sagt Henrike Hirschmüller. Aus diesem Modus heraus starte man nun in die Auszeit. "Woher kommen wir?", das sollten sich aus Sicht von Henrike Hirschmüller die Familien fragen. "Das müssen sich die Familien bewusst machen." Ihrer Ansicht nach ist es besonders wichtig, auf eines zu schauen: Wie bekommt man erforderliche Pause tatsächlich hin?

Die Sorgen und Nöte von Eltern und Kindern bekommt auch Meike Mitschele mit. Sie ist unter anderem als Familientherapeutin bei der Stadt Heilbronn in der Beratungsstelle für Familie und Erziehung tätig. Im Laufe der Corona-Wochen hat sich die Haltung in vielen Familien, die keine finanziellen Sorgen haben, gewandelt. Zu Beginn überwog die Freude. "Mehr Zeit für die Familie", sagt Meike Mitschele. "Eine Ruhe ist eingekehrt, die allen guttut."

Eltern versuchen, die Ansprüche an sich runterzuschrauben

Kennt Sorgen und Nöte von Familien:  Meike Mitschele von der Beratungsstelle für Familie und Erziehung in Heilbronn. Foto: Simon Gajer
Kennt Sorgen und Nöte von Familien: Meike Mitschele von der Beratungsstelle für Familie und Erziehung in Heilbronn. Foto: Simon Gajer

Diese Haltung wandelte sich, je länger die Corona-Einschränkungen dauerten. Meike Mitschele erzählt: Kinder vermissten ihre Freunde, für Eltern kamen viele Ansprüche hinzu. Unterricht zu Hause, daheim arbeiten. "Für Familien ist die ganze Infrastruktur zusammengebrochen." Oft merkt die Familien-Beraterin, dass bei Eltern der Stress angestiegen sei. Sie versucht dann, den Müttern und Vätern eines zu empfehlen: Sie mögen die Ansprüche an sich runterschrauben.

Oft sei es ein guter Ansatz, rät Meike Mitschele, auf das Geleistete zu schauen, anstatt nur das zu sehen, das noch ansteht. "Das hilft, sich zu stärken." Ihre Bitte: "Man muss nicht alles perfekt machen." Man könne es auch gar nicht, wenn Büro und Kinderbetreuung zeitgleich anfallen. Sie empfiehlt, mehr Gelassenheit an den Tag zu legen. Ihr Beispiel: Eltern hätten ein schlechtes Gewissen, wenn sie ihre Kinder vor den Fernseher setzen und sie selbst auf der Couch abschalten. Sich dabei mies fühlen, nur weil für 30 Minuten der Fernseher läuft, müsse niemand. Denn auch Eltern haben ein Recht auf Pausen: "Wichtig ist, dass man gut auf sich achtet."

Keine überzogenen Ansprüche stellen

Bleibt die Frage mit dem Urlaub. "Er ist anders", sagt Meike Mitschele - nicht nur weil Urlaubsziele wegfallen, Eltern wegen Kurzarbeit auf eine Reise verzichten oder ihre Urlaubstage wegen der Schulschließung schon aufbrauchen mussten. Kinderfreizeiten sind gestrichen oder finden in kleinerem Rahmen statt. Manche Eltern setzen sich unter Druck, um ihren Kindern ein möglichst spektakuläres Erlebnis zu bieten. Nur: Der kostenintensive Aufenthalt im Freizeitpark müsse es nicht sein. "Es geht um schöne, wertvolle Zeit", sagt sie. Mal Fußball spielen, zum Geocaching in den Wald gehen, mit der älteren Tochter einen Kaffee trinken: "Das ist genauso wertvoll." Denn am Ende hat auch für Eltern der Tag nur 24 Stunden, und Mütter und Väter müssten so viel noch nebenher erledigen. Meike Mitschele bittet, die gemeinsame Zeit als intensive Momente zu erleben -  ohne Handy, ohne andere Störungen: "Es geht um Beziehung."

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Kommentare

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Hans-Ulrich Wagner am 31.07.2020 16:16 Uhr

Wir haben einen Urlaub vor einigen Jahren in der Vulkaneifel verbracht. Es war wunderschön dort. Man konnte Ausflüge - auch nach Luxemburg - unternehmen und auch wandern.

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