Kindern darf in den Ferien auch mal langweilig sein
Es muss nicht immer ein tolles Tagesprogramm sein, um die Ferienzeit schön zu gestalten. Manchmal können aus Langeweile auch kreative Ideen entstehen - und ein bisschen Gemotze des Nachwuchs gehört ebenfalls dazu.

Corona hat für Familien alles verändert. Kitas werden erst geschlossen, dann sind sie im sogenannten Regelbetrieb unter Pandemiebedingung wieder eingeschränkt geöffnet. An den Schulen findet zuletzt der Unterricht in ganz unterschiedlicher Art und Weise statt. "Die Eltern spüren, dass sie in ihrer Erziehungsverantwortung stärker gefordert sind", sagt Renate Sterkel, bei der Diakonischen Jugendhilfe Region Heilbronn (DJHN) in der Fachberatung für Kindertageseinrichtungen zuständig.
Eltern sind aber bei allem nicht auf sich allein gestellt. Hilfen, sagt sie, gibt es viele. Die Kitas stehen genauso zur Seite wie Städte und Gemeinden. "Es ist jetzt wichtig, dieses System drumrum zu nutzen", sagt Stefanie Engelmann, die als Pädagogin bei der DJHN in Eppingen arbeitet. Das Drumrum heißt in diesem Fall, die Angebote zu finden, die noch stattfinden. Das ist manchmal etwas schwieriger.
Mithilfe von Youtube das Rad flicken
Familien können sich nicht mehr wie in den Vorjahren auf ein breites Rahmenprogramm verlassen. Freizeiten fallen aus oder finden in kleinem Rahmen statt. Das Ferienprogramm ist vielerorts zusammengestrichen, aber es ist vorhanden. Die Ferien müssten deshalb geplant werden, um nicht die Tagesstruktur zu verlieren, raten Stefanie Engelmann und Ulrike Müller von der ambulanten Einzelfallhilfe der DJHN.
Vieles ist so einfach: Eltern könnten mit ihren Kindern in den Wald gehen, auch eine Fahrradtour bietet Abwechslung. "Fahrradfahren kann jeder", sagt Stefanie Engelmann. Und sollte das Rad platt sein, entwickelt sich auch dort ein Gemeinschaftsgefühl: Dank Youtube werde sogar das Flicken zum Erlebnis für Groß und Klein.
Ein bisschen Langeweile ist förderlich
Familien finden in Corona zueinander und konzentrieren sich aufeinander, weiß Stefanie Engelmann. Trotzdem: Man müsse füreinander auch Freiräume und Inseln schaffen. Das gelte erst recht für die Eltern - und auch dann, wenn es den Kindern langweilig ist. "Jetzt sind die Eltern an der Reihe." Ulrike Müller betont: "Ein gewisser Grad an Langeweile ist förderlich." Sie findet: "Ein gewisses Gemotze von Kindern gehört dazu."
Familien können Rituale entwickeln, um die kommenden Wochen gemeinsam anzugehen. Feste Tage ausmachen, an denen man gemeinsam überlege: Wer macht was? Was steht an? Wer braucht etwas? Was in vielen Familien funktioniere, ist eine besondere Wunschaktion: "Jeder hat einen Tag", sagt Ulrike Müller. An dem entscheide dann ein Elternteil oder ein Kind, was alle gemeinsam machen. Im Vorfeld können die Regeln definiert werden: Darf es etwas kosten? Wenn ja, wo liegt die Obergrenze? "Man muss es absprechen."
Gern auch andere Familien mit ins Boot holen
Corona hat vieles verändert, aber eines ist geblieben: "Die Freundschaften sind mit Corona nicht weggebrochen", sagt Ulrike Müller. "Die Freunde sind auch noch da." Also könnte der Nachwuchs ruhig mal etwas mit einem Kumpel ausmachen - "das bietet Entlastung".
Und wenn es doch mal hakt, dann dürfen sich Familien nicht allein wissen. "Keine Familie ist perfekt", sagt Stefanie Engelmann. Am Ende zähle eines: Man müsse es schaffen, wieder gemeinsam zu lachen.
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