Ehrenamtliche erinnern sich an vergangene Kinderfreizeiten der Awo
Freizeiten fallen aus oder finden in kleinerem Umfang statt. Corona wirbelt in der gesamten Region die Sommerferien gehörig durcheinander. Die Arbeiterwohlfahrt Neckarsulm hat ihre beliebte Freizeit abgesagt - das bedauern alle. Denn die Gemeinschaft prägt Teilnehmer und Veranstalter über Jahre.

Das Bild hoch über Neckarsulm wirkt surreal. Die Blätter rascheln im Wind, wo doch eigentlich im Hochsommer Kinderstimmen zu hören sind. Jetzt herrscht komplette Ruhe auf dem Gelände der Arbeiterwohlfahrt (Awo) Neckarsulm. Die Rutschen warten darauf, endlich wieder genutzt zu werden. Es ist ein einzigartiges Stillleben, das Besucher vorfinden.
Anstatt umherflitzender Mädchen und Jungen zu erleben, stehen Klettergerüst und Schaukel verlassen in der Wiese. Die Rollladen an den Gebäuden sind herabgelassen. Ruhe statt Trubel - die Awo ist kein Einzelfall. So sieht es vielerorts in der Region aus.
Ehrenamtliche nennen es eine komische Zeit
"Es fühlt sich irgendwie komisch an", sagt Tizian Lumpp. Er gehört zu den Ehrenamtlichen, die sich bei der Awo für die Kinder engagieren. Denn ohne diese Helfer gäbe es diese Angebote nicht. Weder in Neckarsulm noch sonstwo in den Städten und Gemeinden der Region. "Es ist eine Leere", beschreibt Tizian Lumpp sein aktuelles Gefühlsleben.

Jetzt, zum Beginn der Sommerferien, gäbe es kein Corona, da liefen die Vorbereitungen. Die Helfer kämen zusammen und bereiteten alles vor. Erst monatlich, dann immer häufiger bis zum Start - wenn die Busse endlich die Kinder aus den umliegenden Städten und Gemeinden jeden Morgen ins Grün bringen.
Im Sommer 2020 ist alles anders. Keine Planung, keine Angebote, nichts. Vielleicht gibt es wenigstens eine kleine Feier für die vielen Helfer, das jedenfalls wird gerade überlegt. Dann käme größeres Leben auf das Awo-Gelände. Das wäre natürlich kein Vergleich zu den Freizeiten.
Die Helfer bilden eine Gemeinschaft
Die Awo-Freizeiten beim Neckarsulmer Stadtteil Amorbach sind für Hunderte Kinder eine Anlaufstelle. Zwei Freizeiten pro Sommerferien finden normalerweise statt, an denen jeweils 300 Mädchen und Jungen teilnehmen können. Die Freizeiten bringen aber auch die Helfer zusammen, und genau das fehlt zurzeit.

Der Kontakt zu langen Bekannten ist nicht mehr so ohne Weiteres möglich. "Wir sehen uns in den vier Wochen so oft", erzählt Tizian Lumpp. Ein gutes Beispiel dafür ist Lisa Buschbacher, die sich auch freiwillig einbringt. Manche Helfer treffe man nur einmal im Jahr - eben im Sommer bei der Awo. "Dieses Gruppengefühl fällt jetzt weg", bedauert Simon Wache.
Das Lachen der Kinder als Dank
Awo steckt an, hier wächst man in die Herausforderung hinein, man nimmt das besondere Awo-Gen in sich auf und ist begeistert. Immer wieder. "Der große Pluspunkt ist, wenn Kinder später als Helfer wiederkommen", weiß Norbert Schädel. Das ist heute noch genauso wie früher. Maria Heyberger ist seit Jahrzehnten dabei. Als Kind erlebte sie mit, wie das zentrale Gebäude errichtet wurde. Später war sie Teil der Gemeinschaft und gestaltete mit, wie die Awo wuchs.

Sichtbares Zeichen für den Erfolg sind die Anbauten, die hinzukamen. Die Gebäude stehen, doch auch jetzt ist es oft eng. Die Sommer-Tage sind ein Erfolg.
Viele Erinnerungen bleiben. Maria Heyberger lacht, vor allem wenn sie an eine Episode denkt: Zur Freizeit gehört immer eine größere Aktion, die eine Überraschung für die Kinder wird. Die Helfer planen sie heimlich. Und so gab es einmal Weihnachten mitten in den Sommerferien. Das war eine Freude. An alles hatten die Awo-Ehrenamtlichen gedacht. Es gab Geschenke, ein Weihnachtsbaum stand, Weihnachtslieder wurden gesungen. Alles passte. "Sogar Sterne hingen an den Fenstern", sagt sie mit Freude.
Steffen Wache hat damals auch mitgefeiert. Er schmunzelt, wenn er an die Kleidung denkt. Völlig unpassend für die Temperatur, aber passend zum Anlass: "Uns ist damals die Brühe runtergelaufen."

Awo-Freizeiten im Neckarsulmer Stadtteil Amorbach haben viele Facetten, und die Freude springt immer wieder über. Die Älteren dürfen übernachten, inklusive Nachtwanderung und Geschichten im Dunkeln. Wenn die Kinder dann schlafen, geht für die Betreuer das Beisammensein weiter. "Auch als Helfer ist das etwas Cooles", sagt Simon Wache. Man redet, und plötzlich ist es fünf Uhr morgens. "Mit Schlafen ist da meistens nichts", weiß Norbert Schädel.
Diese Zusammengehörigkeit gehört ebenso zu den Freizeiten wie das Spielen: Wenn die Kinder abends wieder zurück zu den Familien gehen, bleiben die Helfer meist noch da. Sie sitzen beieinander, plaudern miteinander, Musik läuft. "Das Miteinander macht Spaß", findet Steffen Wache.
Die Awo überlegte lange, bis die Absage kam

Es ist das freudige Strahlen der Mädchen und Jungen, das am Ende im Gedächtnis bleibt. Das Schönste für Steffen Wache ist dieses Lächeln der Kinder - "wenn sie zufrieden nach Hause gehen". Verständlich ist es deshalb, dass es den Verantwortlichen in Neckarsulm sehr schwer fiel, die Freizeiten tatsächlich für dieses Jahr abzusagen. Absagen zu müssen. Die vielen Familien wissen das Angebot zu schätzen, Kinder freuen sich Jahr für Jahr aufs Neue.
"Wir haben die Entscheidung solange rausgezogen, wie es nur ging", sagt Steffen Wache. Die Awo überlegte. Abstände einhalten, feste Sitzplätze - das alles wäre möglich gewesen. "Aber unser Koch hätte nicht kochen können", bedauert Maria Heyberger. Auch die Awo-Tage wären anders gewesen. Vermutlich stiller, ruhiger. "Das Freispielen wäre flachgefallen", sagt Steffen Wache und überlegt. Awo im Wald - und dann keine Kinder, die kreuz und quer laufen? Das ist nur schwer vorstellbar. Am Ende kam das Aus für den Sommer 2020. Es musste kommen. "Alle waren traurig."
Die Awo 2020 fällt aus, die Vorfreude ist da. "Wir vertrösten aufs nächste Jahr", sagt Norbert Schädel. "Das ist auch noch eine Zeit."
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