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Wo Schweine mehr Auslauf haben als anderswo

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Tierwohl im Mastbetrieb - wie funktioniert das? Bauer Armin Buchwald aus Nordheim gewährt Einblicke in seinen Schweine-Mastbetrieb. Er bemüht sich mehr um das Wohl seiner Tiere als in der konventionellen Viehhaltung gefordert wird.

von Bigna Fink
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In dem Mastschweinestall von Bauer Armin Buchwald in Nordheim leben in jedem Abschnitt acht Schweine. Fotos: Tina Schulze
In dem Mastschweinestall von Bauer Armin Buchwald in Nordheim leben in jedem Abschnitt acht Schweine. Fotos: Tina Schulze  Foto: Tina Schulze

Neugierig schnüffeln die Tiere in Richtung Besucher. In den Ställen umgeben von Feldern in Nordheim leben 500 Mastschweine und 400 Muttersauen: Rostbraune Duroc-, schwarz gefleckte Piétrain- und rosa Schweine der deutschen Landrasse. Der Betrieb, in dem Armin Buchwald mit seiner Frau, seinem Sohn und seiner Schwester arbeitet, ist einer von 195 Schweinebetrieben im Landkreis Heilbronn. Buchwalds Hof gehört nicht zu den 14 tierhaltenden Unternehmen in der Region Heilbronn, die bio-zertifiziert sind.

Immer weniger Schlachthöfe

Beim Fleischkonsum behaupten viele, dass es ihnen wichtig sei, Rücksicht auf das Wohl von Tier und Umwelt zu nehmen. Muss es dafür Bio sein? Nachfrage bei Ulrich Reinwald, Metzgermeister in Schwaigern. "Wir verarbeiten nur Fleisch von Bauern, von denen ich persönlich weiß, dass die Tiere gut gehalten werden." Bio-zertifiziert sei keiner der Höfe.

Reinwalds Betrieb gehört zu den immer seltener werdenden Fleischereien mit eigener Schlachtung. Heute gibt es im Bezirk der Fleischerinnung Heilbronn-Schwäbisch-Hall-Hohenlohe noch 40 Schlachtereien, vor 20 Jahren waren es dreimal so viele, weiß Innungsobermeister Harald Hohl aus Obersulm.

Gründe für die Schließungen kleinerer Schlachtereien seien schärfere Auflagen durch die Europäische Union und der Fachkräftemangel. Schlachter und Metzgermeister Reinwald bezieht Rinder, Lämmer und Geflügel von verschiedenen Höfen, Schweine aber ausschließlich vom Mastbetrieb Buchwald.

"Ich wollte einen tiergerechten Stall mit Freiluft"

Schweine sind sehr saubere Tiere und auch im Hof in Nordheim riecht es kaum, ein bisschen nach Tier und Stroh. Vor 22 Jahren erneuerte Armin Buchwald den Betrieb seines Vaters und Großvaters. "Ich wollte einen tiergerechten Stall mit Freiluft", erzählt der Schweinebauer. Buchwald setzte 1,5 Quadratmeter pro Tier durch, doppelt so viel wie vorgeschrieben. Das Landratsamt habe damals von so viel Platz abgeraten mit der Begründung, das sei nicht wirtschaftlich, sagt Buchwald.

Wer nach regionalem Fleisch von Schweinen mit noch mehr Platz sucht, findet es etwa beim Heinrichhof in Obrigheim, der mit dem strengen Demeter-Siegel zertifiziert ist. Dort leben die Tiere auf Stroh in einem Innen- und Außenstall sowie einem Außengehege, berichtet der dortige Bauer Felix Heinrich. Die in Deutschland äußerst selten praktizierte Weidehaltung für Schweine gibt es in Hohenlohe. Sie ist für die etwa 1800 Eichelmastschweine der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall verpflichtend und für deren Qualitätsschweinefleisch und bio-zertifziertes Fleisch optional.

„Die Genehmigungspraxis der Behörden verhindern eher Freilaufställe und reine Weidehaltung", gibt Rudolf Bühler, BESH-Vorsitzender, zu bedenken. "Da hatten wir schon mehrere Fälle.“ Maximalen Auslauf haben natürlich Wildschweine. Fleisch davon verkauft etwa Harald Hohl in seiner Metzgerei in Obersulm-Affaltrach ganzjährig.

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Bei Hitze geht die Sprenkelanlage an

Schweine gelten als sozial, neugierig und intelligent. Das Foto zeigt eines der Rasse Duroc aus dem Nordheimer Schweinebetrieb Buchwald.
Schweine gelten als sozial, neugierig und intelligent. Das Foto zeigt eines der Rasse Duroc aus dem Nordheimer Schweinebetrieb Buchwald.  Foto: Tina Schulze

Der Familienbetrieb Buchwald in Nordheim tut mehr für das Tierwohl als in der konventionellen Viehhaltung gefordert wird. Er ist Teil von FAKT, einem Förderprogramm für Agrarumwelt, Klimaschutz und Tierwohl der Landesregierung für tiergerechte Schweinehaltung. Fünf weitere Betriebe im Landkreis Heilbronn sowie 24 im Hohenlohekreis nehmen daran teil. Buchwalds Tiere können durch eine Klappe vom Innen- in einen Außenstall.

Ab 30 Grad berieselt eine Sprenkelanlage die Schweine, das Stallklima regulieren sie selbst. Es gibt Boxen mit frischem Stroh, aber kein Wühlmaterial auf dem Spaltenboden. Die Muttersauen sind drei Wochen in Abferkelständen fixiert, eine von Tierschützern viel kritisierte Praxis. "Wenn die Sauen nicht fixiert sind, kommt es zu Verletzungen und Tötungen der Ferkel", begründet Buchwald die Methode und fügt hinzu: "Die Leute können unserer tierschonenden Haltung vertrauen."

Der Familienbetrieb ernährt die Schweine mit Futter aus Eppingen. Antibiotika kämen nicht zum Einsatz. "Unsere Tiere haben einen sehr hohen Gesundheitsstatus", erläutert der Bauer. "Im Umkreis gibt es ganz wenig Schweinehaltung."

Die statistischen Landesämter belegen es: So halten im Stadt- und Landkreis Heilbronn die Bauern vergleichsweise sehr wenig. Hier beträgt die Großvieheinheit pro Hektar 0,23. Das Maß in der Landwirtschaft, das die Intensität der Tierhaltung zeigt, hat im Hohenlohekreis die Höhe 0,73. Im niedersächsischen Landkreis Vechta, der Region, die europaweit die höchste Viehdichte bei Schweinen aufweist, sind es 3,6 Großvieheinheiten pro Hektar.

Lieferant für Metzgereien in der Nähe

Warum ist Buchwalds Betrieb nicht bio-zertifiziert? "Dann müsste ich den Großteil des Futters selbst erzeugen, dafür habe ich keine Kapazitäten", sagt der 61-Jährige. Seine Arbeitstage dauern bis zu 16 Stunden, freie Wochenenden gibt es keine. Der Bauer beliefert Metzgereien im Umkreis, etwa Reinwald in Schwaigern und Geiger in Nordheim und Heilbronn. "Die Tiere kommen auf dem Hof zur Welt, werden nur einmal transportiert", nennt Metzger Reinwald einen Vorteil von Buchwalds Betrieb. Zehn Minuten dauert der Weg zum Schlachter.

Fleischpreise
 
Das Kilogramm Schnitzel von Buchwalds Tieren kostet derzeit in der Metzgerei Reinwald in Schwaigern zwölf Euro, das Demeter-zertifizierte Schweinefleisch vom Heinrichhof in Obrigheim gibt es ab 14 Euro, ebenso das Wildschweinfleisch von der Metzgerei Hohl in Obersulm-Affaltrach. Für ein Kilo Schnitzel vom Eichelmastschwein aus Weidehaltung der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall zahlen Kunden 24 Euro. Im Discounter finden sich abgepackte Schweineschnitzel ab fünf Euro.

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