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„Hält kein System auf Dauer aus“
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Kosten der Krankenkassen steigen deutlich: Drohen höhere Beiträge?

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Die Ausgaben der Krankenkassen steigen weiter, trotz Erhöhungen der Beiträge in jüngster Zeit. Pläne der Bundesregierung, wie das Problem gelöst werden soll, fehlen bislang.


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Die Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland steigen weiter. Im ersten Halbjahr haben die 94 Kassen insgesamt 166,1 Milliarden Euro ausgegeben, fast acht Prozent mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum. Das zeigen Kennzahlen des Spitzenverbands der gesetzlichen Krankenkassen (GKV), die der Deutschen Presse-Agentur vorliegen.

Auffällig ist demnach der Überschuss der Krankenkassen, der auf 2,8 Milliarden Euro gestiegen ist. 2024 wurden dagegen noch Rekorddefizite verzeichnet, bis März 2025 stieg der Überschuss auf 1,8 Milliarden Euro. 

Gesetzliche Krankenkassen geben 166 Milliarden Euro aus – Ausgaben steigen deutlich

Bereits im ersten Quartal dieses Jahres hatten die gesetzlichen Kassen zu viel Geld ausgegeben: Den Einnahmen von 88,3 Milliarden Euro standen Ausgaben in Höhe von 86,5 Milliarden Euro gegenüber. Wenig überraschend haben viele Kassen ihren Beitrag erhöht, um die gestiegenen Kosten zu decken.

Zusatzbeitrag steigt auf fast 3 Prozent – obwohl 2,5 Prozent vorgesehen waren

Der durchschnittliche Zusatzbeitrag, den Versicherte zahlen müssen, stieg bereits Ende März auf 2,92 Prozent und lag damit über dem eigentlich für 2025 vorgesehenen Wert von 2,5 Prozent. Viele Kassen seien zu Beitragserhöhungen gezwungen gewesen, erklärt das Bundesgesundheitsministerium, weil sie ihre gesetzlich vorgeschriebenen Finanzreserven decken müssen.

Den Zusatzbeitrag legt jede Krankenkasse selbst fest, er kann höher oder niedriger als der Durchschnittswert ausfallen. Versicherte müssen ihn zusätzlich zum allgemeinen Beitragssatz zahlen, den sich Arbeitnehmer und Arbeitgeber teilen. Der allgemeine Satz liegt bei 14,6 Prozent. 

Zusatzbeitrag liegt fast bei 3 Prozent – viele Versicherte zahlen deutlich mehr

Allerdings kennt der Zusatzbeitrag seit Jahren nur eine Richtung, nach oben. 2022 lag er noch bei 1,3 Prozent, in den Folgejahren stieg er auf 1,7 Prozent. Für 2025 stieg der Zusatzbeitrag dann sprunghaft auf 2,5 Prozent, begründet wurde das unter anderem mit den hohen Kosten der Krankenhausreform, die die Kassen stemmen müssen.

Tatsächlich erheben viele Kassen längst mehr, der reale Zusatzbeitrag liegt inzwischen bei fast 3 Prozent. Dass Krankenkassen ihre Beiträge unter dem Jahr anheben, wie es im Juli passiert ist, ist ungewöhnlich.

Höhere Kosten für Krankenhaus-Behandlungen, Ärzte und Medikamente

Doch warum steigen die Ausgaben der Kassen aktuell so stark? Allein beim größten Kostenblock, den Krankenhausbehandlungen, übertraf das Ausgaben-Plus mit 9,6 Prozent noch das des ersten Halbjahres 2024 (7,9 Prozent). 54,5 Milliarden Euro flossen nun zu den Kliniken. Die Ausgaben für Ärzte stiegen um 7,8 Prozent auf 27 Milliarden, die für Arzneimittel um 6 Prozent auf rund 29 Milliarden Euro. 

Oliver Blatt, Vorstandsvorsitzender des GKV-Spitzenverbandes, findet für die Zahlen deutliche Worte. „So kann es nicht weitergehen, solche Steigerungsraten hält kein Gesundheitssystem der Welt auf Dauer aus.“ Blatt forderte ein Ausgabenmoratorium und Strukturreformen. Diese sollten für die Versicherten im Alltag spürbar werden - zum Beispiel durch schnellere Arzttermine. Langfristig will Blatt aber auch verhindern, dass die Schere zwischen Ausgaben und Einnahmen weiter auseinanderklafft, und „wieder zu stabilen Finanzen kommen“.

CDU-Gesundheitsministerin Nina Warken plant keine konkreten Maßnahmen

Die CDU-Bundesgesundheitsministerin Nina Warken hat bisher wenig unternommen, um die Ausgabenexplosion einzuhegen. Zwar erklärte sie, dass das Finanzloch mit einem Zuschuss in Höhe von 10 Milliarden Euro aus Steuergeld zugeschüttet werden soll, konnte sich damit aber nicht durchsetzen. Im Haushalt ist nun nur ein Darlehen über 2,3 Milliarden Euro für die nächsten beiden Jahre vorgesehen.

Im Koalitionsvertrag haben Union und SPD vereinbart, dass eine Kommission eingesetzt wird, die Vorschläge für Reformen des Gesundheitssystems machen soll – bis zum Frühjahr 2027. Gesundheitsministerin Warken hatte bereits gefordert, dass die Ergebnisse früher vorliegen müssen. Wann genau, ist jedoch offen.

Den Versicherten drohen damit immer potenziell höhere Beiträge. Der GKV-Spitzenverband kritisiert den 2,3-Milliarden-Kredit als viel zu gering, den geforderten Ausgabenstopp lehnt die Bundesregierung ab. An diesem Freitag will Warken über die finanziellen Entwicklungen bei den Krankenkassen informieren. Ob die CDU-Ministerin dabei neue Vorschläge macht, ist noch unklar.

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