Ausgehen in Heilbronn: Wo junge Menschen Nachholbedarf sehen
Wie attraktiv ist das Heilbronner Nachtleben für junge Menschen? Studenten und Ausgehfreudige schildern ihre Eindrücke – und zeigen, wo es aus ihrer Sicht Nachholbedarf gibt.
Heilbronn wächst – wirtschaftlich, städtebaulich, auch kulturell. Doch bei Nacht, wenn die Vorlesungen vorbei sind und die Stadt langsam ruhiger wird, stellt sich die Frage: Wie attraktiv ist das Nachtleben in Heilbronn? Und vor allem: Spricht das junge Menschen genügend an?
Im Gespräch mit Matthias Kern, Betriebsleiter der Gartenlaube, wird deutlich, wie viel Potenzial in der Ausgehkultur steckt – aber auch, welche Herausforderungen auf sie zukommen. Dabei geht es nicht nur um steigende Kosten, sondern auch um fehlende Anerkennung und einen Wandel im Ausgehverhalten der Gäste.
Ausgehen in Heilbronn: „bewussteres Ausgehverhalten ist ein Problem“
Kern beschreibt das Heilbronner Nachtleben als vielfältig und genreübergreifend. „Was es besonders macht, ist seine Dezentralität – es verteilt sich über die ganze Stadt.“ Gleichzeitig sieht er eine Herausforderung im Rückgang traditionsreicher Locations wie dem „Nordend“, das im März schließen musste. Die Gründe dafür seien vielfältig: steigende Kosten, ein bewussteres Ausgehverhalten und zunehmender bürokratischer Aufwand.
Für die Gartenlaube selbst sieht Kern den Wandel eher beim Publikum als im Konzept: „Die Menschen haben sich verändert, nicht der Laden.“ Trotz steigender Kosten sei man gut durch die Pandemie gekommen – auch dank loyaler Gäste, die heute bewusster, aber nicht weniger feiern.
Gartenlaube-Chef wünscht sich mehr Wertschätzung
Auch ein rückläufiger Alkoholkonsum unter jungen Menschen sei für ihn kein Problem: „Man kann auch ohne Alkohol Spaß haben – und wir verdienen auch an alkoholfreien Getränken.“ Für die Zukunft wünscht sich Kern vor allem eins: „Mehr Wertschätzung. Wir sind mehr als nur ein Wirtschaftsbetrieb – wir sind sozialer Raum, Begegnungsort und Kulturstätte.“
Kritisch sieht er den geringen Einfluss der Universitätsstadt Heilbronn auf das Nachtleben: „Wir warten seit Jahrzehnten darauf, dass die Universitätsstadt Heilbronn auch im Nachtleben studentisch geprägt ist. Ab und zu sieht man mal Studenten.“ Dabei könne das Nachtleben ein bedeutender Teil städtischer Identität und Anziehungskraft sein.
Ausgehen in Heilbronn: Studenten fehlt musikalische Vielfalt
Doch wie erleben junge Menschen das nächtliche Leben in Heilbronn? Diese Frage haben wir auf dem Bildungscampus weiterverfolgt und dort mit Studenten gesprochen. Beliebt ist vor allem die „Laube“, die mehrfach genannt wird – etwa von Luke Luft, Moritz von Hugo und Pauline Schuren. Luft schätzt, dass es dort nie überfüllt, aber auch nie leer. "Da ist immer was los", sagt der 22-Jährige. Moritz von Hugo ergänzt, dass man dort regelmäßig auf verschiedene Altersgruppen trifft, was für Abwechslung sorgt. Auch das „Mobilat“ ist bei den Studenten beliebt. Zu den beliebtesten Bars gehören das „Hartmanns“ und das „Liberté“.
Dennoch betonen mehrere befragte Studenten: Die Auswahl an Clubs sei begrenzt. Finn Wittenberg vermisst nicht nur mehr Clubs, sondern vor allem eine Karaokebar: „Sowas fehlt hier total.“ Auch Philipp Dettmar wünscht sich musikalisch mehr Vielfalt: „Ein guter Hip-Hop- oder Deutschrap-Club wäre echt mal angebracht.“ Die aktuelle Musikrichtung – häufig Techno – sei zu einseitig.
Studenten finden Preis-Leistungs-Verhältnis „nicht besonders gut“
Für viele ist ein Punkt besonders entscheidend: die Kosten. Zahlreiche Studenten empfinden Getränke- und Eintrittspreise als zu hoch. „Ein Wodka-Energy für zwölf Euro, dazu Eintritt und Garderobe – das läppert sich“, kritisiert Finn Wittenberg. Auch Philipp Dettmar nennt die Getränkepreise „übertrieben“. Anna Ripp findet 15 Euro Eintritt fürs Wochenende „oft zu viel.“
Positive Ausnahmen sehen viele bei Events wie dem „Club Connect“, bei dem mit einem Ticket mehrere Clubs besucht werden können. Pauline Schuren findet: „Alle zwei Monate wäre das perfekt.“ Ela Yörük und Anna Ripp wünschen sich Shuttlebusse zwischen den Clubs, da sie sehr dezentral liegen.
Sicherheit auf Heimweg: Mehr öffentliche Verkehrsmittel in Heilbronn gefordert
Beim Thema Sicherheit zeigen sich die meisten Befragten zufrieden – zumindest innerhalb der Clubs oder wenn sie in Gruppen unterwegs sind. „Ich habe mich nie unsicher gefühlt“, sagt Moritz von Hugo. Auch Pauline Schuren betont: „Man ist selten allein unterwegs, und der Heimweg-Begleitdienst Buddy Taxi ist echt super.“
Doch es gibt auch andere Perspektiven: Ela Yörük und Anna Ripp fühlen sich auf dem Heimweg oft unwohl – vor allem als Frauen. Abends müsse der öffentliche Nahverkehr besser ausgebaut sein, fordern mehrere Befragte, darunter auch Flamur Krasniqi. Viele der befragten finden die Taxipreise zu teuer, darunter auch Luke Luft und Ela Yörük.
Studenten fordern mehr Open-Air-Events in Heilbronn
Neue Veranstaltungsformate und kreative Ideen könnten frischen Wind in Heilbronns Nachtleben bringen. Denkbar wären zum Beispiel Open-Air-Events. Philipp Dettmar nennt Angebote wie „Hip Island“, eine Sommerlocation zum feiern, als ein inspirierendes Beispiel. Vor allem wünschen sich viele Studenten mehr musikalische Vielfalt. Flamur Krasniqi wünscht sich „mehr queere Angebote“ sowie leicht zugängliche Events wie Public Viewings.
Die Umfrage zeigt: Heilbronn hat für junge Menschen bereits einige Angebote zum Ausgehen – dennoch wünschen sich viele ein breiteres Angebot, günstigere Preise und insgesamt mehr Vielfalt – ob in Clubs, Bars oder bei Events.

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