Neue Wollhaus-Pläne beinhalten ein Hotel: Braucht es ein weiteres in Heilbronn?
Das Echo auf das Wollhaus-Konzept ist überwiegend positiv, in einem Punkt gibt es aber Diskussionen: Der geplante Neubau eines Hotels stößt nicht überall auf Zustimmung – und das hat auch mit der aktuellen Bettenauslastung der bestehenden Häuser zu tun.

Das Wollhaus-Projekt, das der Investor Arthur Neufeld in der vergangenen Woche vorgestellt hat, hat in Heilbronn für Aufsehen und zahlreiche positive Reaktionen gesorgt. Kritik entzündete sich an der Idee, auch einen Hotelneubau in das Großprojekt, für das der Investor mehr als 100 Millionen Euro veranschlagt hat, zu integrieren. Kritiker fürchten, dass es in der Stadt bereits heute zu viele Hotelbetten gibt.
So sind derzeit 2268 Betten in 26 Unterkünften in Heilbronn im Angebot. Hinzu kommen demnächst die 144 Zimmer im Holiday-Inn-Express, dessen Eröffnung an der Allee für das Frühjahr 2024 geplant ist. Zusätzlich kommt auch noch das Hotel im Heilbronner Stadtteil Sontheim neu auf den Markt. Das Projekt mit 140 Betten, das ein Privatinvestor an der Sontheimer Landwehr baut, wird von Hampton by Hilton als Drei-Sterne-Plus-Hotel geführt und soll spätesten 2025 starten.
Zu viele Hotelbetten in Heilbronn? Kampf um Gäste hat begonnen
Doch schon heute kämpfen die Heilbronner Hoteliers um Gäste. Die aktuelle Bettenauslastung von Januar bis Mai 2023 lag bei 39,9 Prozent. "Der Kuchen wird nicht größer, die Stücke werden dann halt anders verteilt", reagiert Marcel Küffner zurückhaltend auf die Ankündigung vom Hotelneubau. "Wir müssen schauen, dass wir mehr Frequenz nach Heilbronn bringen", betont der Geschäftsführer des im Mai 2022 offiziell eröffneten Parkhotels am Stadtgarten.
"Heilbronn entwickelt sich dynamisch", setzt Steffen Schoch auf den weiteren Ausbau des Bildungscampus und den Bau des KI-Parks. "Bis zur Fertigstellung des Wollhaus-Hotels hat sich dort viel getan", ist sich der Geschäftsführer der Heilbronn-Marketing GmbH sicher. Er schätzt für 2023 knapp 440.000 Übernachtungen in Heilbronn. "Die Stadt verträgt 500.000", sagt Schoch.
Hotelbranche leidet noch immer unter Corona-Nachwirkungen
"Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich die Stadt in die Richtung entwickelt, dass diese Zimmer alle gebraucht werden", sagt dagegen ein Tourismusexperte, der nicht genannt werden will. Die bestehende Hotellandschaft werde seiner Ansicht nach unter den Neubauten leiden. "Wir sind ja noch nicht einmal aus dem Corona-Loch raus", warnt der Experte. Vor Ausbruch der Pandemie gab es aber kein Parkhotel und keine weiteren Neubauten.
Thomas Aurich denkt dagegen bereits an die Heilbronner Zukunft. "Wenn wir Kongressstadt werden wollen, brauchen wir ein Dreieck in allen Preisklassen, und die Berater des Investors sehen sehr wohl, dass die Stadt an dem Standort ein Hotel gebrauchen kann", unterstreicht der Dehoga-Stadtverbandsvorsitzende. Das Wohnungsbauunternehmen Neufeld aus Oedheim als Investor hat das Stuttgarter Architekturbüro Blocher Partners engagiert und vergangene Woche die Ideen für das Wollhaus präsentiert.
Noch viele Fragen beim Wollhaus offen: Heilbronner Händler dennoch voller Vorfreude
Kein Abriss, sondern Umbau - das stieß in der Kommunalpolitik auf breite Zustimmung. Wohnen, eine Markthalle und Gastronomie sollen dem Wollhaus neues Leben einhauchen - und eben ein Hotel, wobei sich die Planer über Details ausschweigen. Zahl der Zimmer, Stil, Standard: All das ist Stand heute noch offen.
Im Heilbronner Einzelhandel wurden die Wollhaus-Pläne überwiegend positiv aufgenommen. Einen "absoluten Gewinn" für die City erwartet Johannes Nölscher vom Schuhgeschäft Kaufmann. "Wir freuen uns riesig und hoffen, dass es so kommt." Eva Schnepf, Geschäftsführerin von Seel Schreibwaren in direkter Nachbarschaft des Wollhauses, hatte sich nach Bekanntwerden der Entwürfe begeistert geäußert. Für ihr Geschäft sei "existenziell", dass sich nebenan etwas Vielversprechendes tut.

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