Drogendealer und Trinker am Heilbronner Friedensplatz: "Eine Zumutung, auch für meine Kundschaft"
Der Inhaber eines Tennisshops ist genervt: Personen aus der Drogen- und Trinkerszene nisten sich vor seinem Geschäft am Heilbronner Friedensplatz ein und hinterlassen Chaos. Wie Polizei und Ordnungsamt die Situation rund um den Park einschätzen.
"Da kommst du morgens in dein Geschäft, das du am Abend zuvor sauber und ordentlich verlassen hast und findest jeden Tag den gleichen Mist vor dem Eingang!“ Metehan Cebeci, Inhaber des Tennisfachgeschäfts tenniscebeci am Heilbronner Friedensplatz, macht seinem Ärger in einem Instagram-Beitrag Luft. Der 56-Jährige, der auch Turnierdirektor des Heilbronner Neckarcups ist, berichtet von unzumutbaren Zuständen, die er nahezu täglich vor dem Eingang seines Geschäfts vorfindet.
Drogendealer, Junkies und Obdachlose vom Park gegenüber – laut Cebeci sowohl afrikanischer als auch deutscher Herkunft – würden sich nach Ladenschluss, bei schlechtem Wetter auch tagsüber, vor dem Geschäft einnisten. In seinem Instagram-Post bezeichnet er die Umstände als "Eine Zumutung, auch für meine Kundschaft".
Hinterlassenschaften vor der Ladentür: Diese Probleme gibt es am Heilbronner Friedensplatz
Auf den Fotos, die er teilt, sind leere Pizzakartons, zerbrochene Flaschen, Zigarettenstummel und andere unappetitliche Hinterlassenschaften auf den Treppenstufen unter dem überdachten Eingangsbereich seines Geschäfts zu sehen. Cebeci berichtet: "Seit anderthalb Jahren hat das Problem massiv zugenommen." Am Vortag hätten sich Männer sogar tagsüber niedergelassen und seien aufgrund Trunkenheit kaum ansprechbar gewesen.
Ladenbesitzer: Streit, Schlägereien und laute Musik auf dem Heilbronner Friedensplatz
Der angrenzende Friedensplatz habe sich zu einem Treffpunkt von Drogendealern entwickelt, berichtet der 56-Jährige. Das zeigt sich auch beim Vor-Ort-Termin des Stimme-Redakteurs am Donnerstag: Kurz nach 10 Uhr zieht ein Mann mutmaßlich deponierte Drogen unter einem Gebüsch hervor. Ab den Mittagsstunden werde der Platz von einer zehn- bis 20-köpfigen Personengruppe aufgesucht, die er dem Drogenmilieu zuordnet. Verbale Streitigkeiten, Schlägereien und laute Musik seien Cebeci zufolge "keine Seltenheit". Inzwischen schließe seine Frau während seiner Abwesenheit aus Angst ab und befestige einen Zettel mit dem Hinweis „Bin da, bitte klopfen!“ an der Ladentür.
Auch regelmäßige Kontrollen durch Polizei und den Kommunalen Ordnungsdienst (KOD) hätten nicht zu einer Verbesserung der Situation geführt, bemängelt der Ladeninhaber und Tennislehrer Metehan Cebeci – und bedauert: „Es ist schon so weit, dass ich nach einem neuen Laden schaue." Wohlwissend, dass sowohl die Ladenfläche als auch die Lage aufgrund der vielen Parkplätze top sind.
Hundebesitzer beobachtet Drogengeschäfte auf dem Heilbronner Friedensplatz
Dass im Park unverhohlen Drogengeschäfte stattfinden, bestätigt auch Michael Ibach, Inhaber von Michaels Nagelstudio im nahegelegen Bismarckpark. Bei Gassi-Runden mit seinem Hund beobachte er bereits zur Mittagszeit, wie Drogen verkauft und zum Teil direkt vor Ort konsumiert werden. Der 63-Jährige berichtet: "Wenn ich stehen bleibe und dabei zuschaue, werde ich aufgefordert weiterzugehen." Nachmittags geselle sich dann noch die Trinkerszene hinzu.
Ibach findet es unverantwortlich, dass im Park, in dem sich auch ein Kinderspielplatz befindet und an den mehrere Schulen angrenzen, Joints geraucht werden. Von einer jungen Frau, die im Bismarckpark wohnt, habe er neulich im Gespräch erfahren, dass sie sich aus Angst nicht mehr zum Gassigehen in den Heilbronner Park traue.

Friedensplatz und Bismarckpark: Polizei und Stadt Heilbronn ordnen Situation ein
"Der Friedensplatz ist dem Polizeipräsidium Heilbronn als öffentlicher Raum mit vereinzelten Ordnungsstörungen, Ordnungswidrigkeiten und Straftaten bekannt und wird daher inzwischen vermehrt bestreift", erklärt Manuel Unser, Sprecher des Polizeipräsidiums Heilbronn, auf Stimme-Nachfrage. Dabei werden auch Personenkontrollen durchgeführt. Die Örtlichkeit sei auch von der jüngst initiierten Kooperation „Sicheres Heilbronn“ abgedeckt. Diese hat das Ziel, das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung in Heilbronn zu stärken.
Auch der Kommunale Ordnungsdienst zeige regelmäßig Präsenz, um Ordnungsstörungen entgegenzuwirken beziehungsweise zu unterbinden, teilt eine Sprecherin der Stadt Heilbronn auf Stimme-Nachfrage mit. Der KOD führe teilweise mehrmals am Tag Kontrollen durch, jeweils tagsüber und auch abends – zum Teil bis Mitternacht. Eine Verlagerung der Trinker- und Obdachlosenszene vom Stadtgarten, in dem seit August ein Alkoholverbot gilt, in Richtung Friedensplatz können weder Polizei noch Ordnungsamt feststellen.
Mehr Kontrollen des Kommunalen Ordnungsdienstes am Heilbronner Friedensplatz
Im vergangenen Jahr habe der KOD im Bereich Friedensplatz und Bismarckpark insgesamt 52 Kontrollen durchgeführt, im Jahr 2024 seien es bislang schon 107 gewesen (Stand 18. Oktober). "Nach dem Eingang von Beschwerden, wird häufiger kontrolliert – mit der Folge, dass auch mehr Ordnungswidrigkeiten festgestellt werden", erklärt die Sprecherin. Seit August 2024 fanden mehrere Identitätsfeststellungen, Personen- und Sachdurchsuchungen statt. Es wurden mehrere Platzverweise erteilt, mündliche Verwarnungen ausgesprochen und Verwarnungsgelder und Bußgelder verhängt.
"Nach dem Eingang von Beschwerden, wird häufiger kontrolliert – mit der Folge, dass auch mehr Ordnungswidrigkeiten festgestellt werden."
Sprecherin der Stadt Heilbronn
Einen leichten Anstieg der Ordnungswidrigkeiten und Straftaten verzeichnet die Polizei im laufenden Jahr. Diese erreichten vorwiegend in den Sommermonaten ihren Höhepunkt, erklärt Polizeisprecher Manuel Unser. Bei den festgestellten Straftaten handele es sich überwiegend um Körperverletzungsdelikte und Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz. Insgesamt sei bei diesen beiden Deliktfeldern eine niedrige zweistellige Zahl zur Anzeige gebracht worden.
Ärger am Heilbronner Friedensplatz: Anzeigen und Beschwerden von Anwohnern
In den vergangenen Monaten haben zum Teil auch Anwohner Anzeige erstattet – beispielsweise wegen Ruhestörungen oder Streitigkeiten, bestätigt der Polizeisprecher. Zudem seien kontrollierende Beamte gezielt von Anwohnern auf Missstände angesprochen worden. Auch bei der Stadt Heilbronn sind mehrere Beschwerden eingegangen, weshalb der KOD seine Kontrollen im Bereich des Friedensplatzes fortführt und auch nochmals intensiviert hat, heißt es aus dem Ordnungsamt.

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