Bewusster Cannabis-Konsum: Was man beim ersten Joint beachten sollte
Wer zum ersten Mal kifft, sollte sich der Nebenwirkungen und Risiken von Cannabis bewusst sein. Was Suchtberater aus Heilbronn für einen bewussten Konsum empfehlen – und wovor sie abraten.

Cannabis darf in Deutschland neuerdings legal konsumiert werden. Seit 1. April ist ebenfalls neu: Konsumenten dürfen dank der neuen Regeln bis zu 50 Gramm Gras besitzen.
Mit dieser Rechtssicherheit im Rücken könnte der eine oder andere ohne bisherige Konsum-Erfahrung mit dem Kiffen beginnen. Doch was sollte man beim ersten Joint beachten? Suchtberater aus Heilbronn geben wichtige Tipps.
Der erste Joint: Suchtberater raten zu bewusstem Cannabis-Konsum
Wichtig für Kai Brennecke, Pädagoge in der Suchberatung bei der Heilbronner Diakonie: Den ersten Joint nicht alleine rauchen. Denn nicht immer reagiere der Körper gleich auf die Substanz. Und auch die THC-Werte sind nicht immer gleich.
Wer zum ersten Mal konsumieren will, dem rät Brennecke zum Joint zu greifen. Aus seiner Sicht ist Cannabis-Rauch weniger gefährlich als Hasch-Kekse oder Cannabis-Tee. Denn: „Ich kann durch Rauchen nicht überdosieren.“ Vorher setze die körperliche Reaktion aus. Häufig setze die Wirkung erst nach einer Stunde ein.
Vorsichtige Dosierung von gutem Cannabis aus vertraulichen Quellen empfiehlt der Suchtexperte. Als eine vertrauenswürdige Quelle würden die Experten den Schwarzmarkt nicht bezeichnen – auch wenn er trotz Legalisierung weiterleben wird. Sollte einem während dem Konsum übel werden oder sogar schwarz vor Augen, direkt aufhören, so der Rat von Brennecke.
Bewusster Konsum von Cannabis: Darüber sollten Konsumenten vor dem Kiffen nachdenken
Für Helena Resch, Suchtberaterin beim Verein Mevesta, sind Informationen zum bewussten Konsum unerlässlich. Konsumenten sollten sich vorab mit den Risiken, Nebenwirkungen und einer möglichen Abhängigkeit auseinandersetzen. Für letzteres sei wichtig, dass der Cannabis-Konsum, ähnlich wie auch der Konsum von Alkohol, nicht zum Alltag gehöre und nicht nötig sei, um sich nach der Arbeit zu entspannen.
Die Suchtberaterin empfiehlt Konsumenten, sich damit auseinanderzusetzen, wie Cannabis den Körper und die Psyche beeinträchtigt. Um sich die Gefahr einer Psychose einschätzen zu können, sollten sich Konsumenten mit den eigenen psychischen Erkrankungen sowie denen von Familienmitgliedern auseinandersetzen.
Impotenz, Psychose und Blackout: Das sind mögliche Nebenwirkungen von Cannabis
Eine Psychose ist eine psychische Störung, die mit Wahnvorstellungen und Halluzinationen einhergeht. Betroffene fühlen sich vom Geheimdienst verfolgt oder glauben, ihr Essen sei vergiftet, beschreibt Resch die Symptomatik. Obwohl die Betroffenen in ihrem Wahn handeln, sind sie die übrige Zeit oft antriebslos. Dadurch falle es Angehörigen oftmals schwer, die Psychose zu erkennen.
Auch Suchtberater Brennecke will die Nebenwirkungen nicht verschweigen: Cannabis beeinträchtigt das Kurzzeitgedächtnis und fördert auf Dauer Impotenz. Konsumenten sind am Tag danach fahruntauglich. Es kann auch einen Tag nach dem Joint zu einem Blackout kommen. Brennecke beschreibt das als plötzlich eintretende High-Phasen, in denen die Wirkung des THC unvermittelt noch einmal eintritt. Der Mischkonsum von Cannabis und Tabak kann nicht nur die Lunge schädigen, sondern auch abhängig machen.
Risiken bei Cannabis-Konsum: Jugendliche müssen geschützt werden
Der wichtigste Punkt ist für Resch: „Bei bewusstem Konsum sprechen wir immer von Erwachsenen.“ Denn bei Jugendlichen sei die Gehirnentwicklung noch nicht abgeschlossen. Das Tückische: Jugendliche sind sich dessen nicht bewusst. Und auch Erwachsene vergessen das laut Resch häufig, weil die Kinder schon gut argumentieren können.
Doch es fehlt ihnen an der Fähigkeit, Risiken zu bewerten. "Deshalb braucht es den Schutz von außen." Diesen Schutz könne es nicht nur durch Information und Präventionsangebote geben, Eltern seien dafür entscheidend. Dennoch macht sich Resch keine Illusion: "Jugendliche, die mit 14 Jahren konsumieren, die gab es schon immer und wird es immer geben."