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Suchtberater über Cannabis-Gesetz: "Der Schwarzmarkt blüht jetzt und er wird weiterhin blühen"

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Zum Gesetz zur Legalisierung von Cannabis war es ein langer Weg. Und dennoch ist es nicht perfekt geworden. Was Suchtberater aus der Region daran auszusetzen haben.

Suchtberater stehen der Legalisierung von Cannabis nicht nur positiv gegenüber.
Suchtberater stehen der Legalisierung von Cannabis nicht nur positiv gegenüber.  Foto: Paul Zinken (dpa)

Cannabis-Konsum ist in Deutschland nun legal. Nachdem der Bundesrat dem vorgelegten Gesetz am 22. März zugestimmt hat, trat es nur etwas mehr als zwei Wochen später am 1. April in Kraft. In Heilbronn zündeten sich an diesem Tag viele Konsumenten gemeinsam Joints an.

Die Legalisierung von Cannabis, die privaten Konsumenten beispielsweise nur einen Besitz von 50 Gramm Gras erlaubt, war jedoch umstritten. So hatte ein Richter aus Heilbronn davor gewarnt und bei einem Austausch mit Experten des CDU-Kreisverbands wurden einige Bedenken geäußert.

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Cannabis ist legal: Das halten Suchtberater von dem Gesetz

Dort war auch Helena Resch, Suchtberaterin beim Verein Mevesta mit Stelle in Heilbronn, dabei. Sie äußerte die Befürchtung, dass Kinder und Jugendliche zu wenig Schutz erfahren. Die Stigmatisierung für Cannabis hält sie allerdings für ebenso falsch.

Aus ihrer Sicht nehmen Abhängige deshalb oftmals erst spät Hilfe in Anspruch – nicht selten nach zehn oder 15 Jahren. Deshalb hofft sie, dass sich das durch die Legalisierung ändert. Das Gesetz selbst löst bei ihr jedoch keine Jubelschreie aus: "Es ist ein Bürokratiemonster."

Suchtberater aus Heilbronn: Cannabis-Legalisierung kann Denkmuster aufbrechen

"Vielleicht haben wir jetzt die Möglichkeit, Denkmuster aufzubrechen", hofft die Suchtberaterin außerdem. Denn in der Gesellschaft erhalten Alkohol und Zigaretten eine Sonderstellung, während beispielsweise Cannabis verteufelt werde.


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Dem Gedanken, dass Cannabis eine Einstiegsdroge ist, kann Resch nichts abgewinnen: "Das ist so eine blöde Diskussion." Sie hoffe, dass die Gesellschaft von dieser unsachlichen Sackgasse weg entwickle. Immer nur in die Kategorien Gut und Böse zu unterteilen, sei nicht zielführend. Aus ihrer Erfahrung als Suchtberaterin weiß sie, dass viele zuerst Tabak und Alkohol konsumieren.

Cannabis nach Legalisierung kaufen: "Schwarzmarkt wird weiterhin blühen"

Kai Brennecke, Pädagoge in der Suchberatung bei der Heilbronner Diakonie, sieht Cannabis hingegen als Einstiegsdroge. Schließlich können Konsumenten auf dem Schwarzmarkt nicht nur Cannabis, sondern auch viele weitere Drogen kaufen. Durch die Legalisierung könne sich das nun anders entwickeln. Die Suchtberaterin von Mevesta, Helena Resch, räumt mit Illusionen rund um den Schwarzmarkt auf: "Der Schwarzmarkt blüht jetzt und er wird weiterhin blühen."

Dass Cannabis-Konsumenten nun straffrei bleiben, wenn sie ein paar Gramm dabei haben, findet Brennecke gut. Denn das ist aus seiner Sicht "eigentlich keine kriminelle Handlung". 

Gesetz zur Cannabis-Legalisierung in der Kritik: Diese Konzept hätte sich Heilbronner Suchtberater gewünscht

Kritik hat er dennoch am Gesetz zur Cannabis-Legalisierung: Aus Perspektive der Suchtberatung wäre der Verkauf von Cannabis in Apotheken empfehlenswerter gewesen als die Abgabe durch die Cannabis Social Clubs, von denen es bereits einige in der Region Heilbronn gibt. So hätte der Gesetzgeber Beratung zum THC-Gehalt und Aufklärungsgespräche ermöglicht. Auch die Prävention kommt für den Suchtberater im Gesetz zu kurz.

Der Meinung ist auch Helena Resch. Der Gesetzgeber verlasse sich auf Information und Abschreckung – gerade für Kinder. "Information ist die eine Sache. Jugendliche wollen das erleben." Schließlich gehöre es zur Pubertät, Grenzen zu überschreiten.

Diskurs über Drogen: So geht Prävention für Jugendliche

Dass Drogen nur am Anfang unbeschwert machen, aber ein großes Risiko bergen, könne ein Jugendlicher noch nicht begreifen. Die Risikobewertung reife erst später nach. "Es braucht interaktive Zuwendung", ist sich Resch sicher. 

In der Öffentlichkeit solle durch die Legalisierung ein Diskurs über Drogen entstehen, wünscht sich die Suchtberaterin, "damit wir nicht denselben Fehler machen wie beim Alkohol". 

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