Aus für den Neckar-Cup in Heilbronn: Das sind die Gründe
Die zehnte Auflage des Heilbronner Neckar-Cups im Juni 2024 war die letzte. Doch das Turnier soll an anderer Stelle unter dem selben Namen weitergeführt werden.

Die Entscheidung steht, die Entscheidung bewegt. Am Freitagmittag haben Mine und Metehan Cebeci sowie Tom Bucher den Sponsoren und Partnern ihres Tennisturniers per E-Mail mitgeteilt: „Nach reiflicher Überlegung haben wir uns als Veranstalter entschieden, den Neckar-Cup in Heilbronn zu beenden.“
Mit der 10. Auflage des Challenger-Turniers, die Anfang Juni ausgespielt wurde, geht die Heilbronner Tennis-Herrlichkeit schlagartig zu Ende. Nach 44 Jahren. Denn schon die Heilbronn Open trugen von 1988 bis 2014 den Namen der Stadt am Neckar in alle Tenniswelt.
Aus für den Neckar-Cup in Heilbronn: Ein Ende auf dem Höhepunkt
Die Antwort auf die Frage nach dem Warum braucht Platz. Wollte man sie in acht Worte fassen, würde sie lauten: Finanzielle Herausforderungen, bauliche Grenzen, persönlicher Aufwand, fehlende Wertschätzung. Das Aus des Turniers in Heilbronn hat mit seiner außergewöhnlichen Erfolgsgeschichte zu tun.
„Wir wollen die besten Tennisprofis“, sagt Metehan Cebeci, der die Idee für das Turnier hatte. Und unter den veränderten Rahmenbedingungen sei es eben nicht mehr möglich, die Besten zu bekommen. Ihn freut der Schlussstrich: „Ich finde es super, dass wir auf dem Höhepunkt aufhören.“
Fehlende Perspektive in Heilbronn hat das Aus des Neckar-Cups befeuert
Die Entscheidung reifte um die zahlreichen Geburtstage: Das Turnier wurde im Juni zehn, Metehan Cebeci im August 55, einen Tag später Tom Bucher 59 und Mine Cebeci im September 54. „Die Frage war, wo die Reise nach zehn erfolgreichen Jahren hingeht“, sagt Tom Bucher. Die Erkenntnis, so Mine Cebeci: „Wir sind hier in Heilbronn leider an unsere Grenzen gestoßen.“
In jeglicher Hinsicht. Denn bei den vergangenen beiden Turnieren war zu beobachten, dass sich das Spiel vieler Profis auf dem Platz noch weiter hinter die Grundlinie verlagert hat, der Auslauf zum Zaun nicht mehr reicht. „Die Sportstätte am Trappensee ist nicht mehr geeignet für die Weiterentwicklung des Turniers“, sagt Bucher, dem auch der Dialog mit der Stadt gefehlt habe, „um gemeinsam das Event weiterzuentwickeln“.
„Wir sind hier in Heilbronn leider an unsere Grenzen gestoßen.“
Mine Cebeci
Pläne gab es. Der Etat des Neckar-Cups hatte schon die 500 .000-Euro-Marke überschritten, lag bei der letzten Auflage bei 460. 000 Euro, so Tom Bucher. Um die höchste Turnierstufe auf Challenger-Ebene zu erreichen, hätte es mehr als 600.000 Euro gebraucht. Bucher: „Und warum nicht in Heilbronn eines Tages ein ATP-Turnier ausrichten?“
Mit der bisherigen Unterstützung der Stadt Heilbronn wäre das aber nicht vorstellbar: Der finanzielle Zuschuss der Stadt habe beim Neckar-Cup 2024 bei 7500 Euro gelegen, erzählt Metehan Cebeci, und erstmals seien Verkehrsschilder gestellt worden – „die wir aber nach wie vor selbst für die gesperrten Straßen aufstellen mussten“.
Harry Mergel bedauert das Aus des Neckar-Cups in Heilbronn zutiefst
Oberbürgermeister Harry Mergel bedauert das Aus der Neckar-Cups „zutiefst“: „Dieses hochkarätige Turnier war ein Höhepunkt im Sportkalender der Stadt und hat Heilbronn auch international in der Tenniswelt bekannt gemacht. Bei Spielern und Publikum war der Neckar-Cup gleichermaßen beliebt.“ Drei Mal wurde das Turnier als bestes Challenger der Welt ausgezeichnet. Für die Entscheidung der Veranstalter, das Turnier einzustellen, habe Mergel großes Verständnis und Respekt. „Für ihr herausragendes Engagement danke ich ihnen.“
Heiko Hummel, Erster Vorsitzender des TC Heilbronn am Trappensee, bedauert, „dass das Turnier nicht mehr bei uns stattfindet“. Die Miete der Anlage für das Turnier 2024 sei erhöht worden, aber immer noch „maximalgünstig“. Für die 50 .000 bis 60. 000 Euro teure Baumaßnahme, um die drei Turnierplätze zu verlängern („Was wir im Vereinsspielbetrieb nicht benötigen“), habe man den Neckar-Cup-Machern zwei Vorschläge unterbreitet.
Metehan Cebeci freut sich, Tom Bucher hat ein weinendes Auge, Mine Cebeci ist aufgewühlt
Doch die Entscheidung steht. Tom Bucher hat „ein weinendes Auge“, Mine Cebeci ist mit Blick auf die Reaktionen von Sponsoren auf ihre E-Mail „sehr aufgewühlt“. Was ihr hilft: Sie will weitermachen, aus dem Trio soll eine One-Women-Show werden. „Ich will das so nicht stehen lassen“, sagt sie. „Ich traue mir zu, es mit dem Neckar-Cup woanders zu probieren.“
Die idyllisch am Kurpark gelegene Anlage des TC Blau-Gelb Bad Rappenau biete perfekte Rahmenbedingungen, sagt Turnierdirektorin Mine Cebeci, der Center Court erfülle die Vorgaben und Wünsche. Das für 1. bis 8. Juni geplante Turnier, wie gehabt während der zweiten Woche der French Open, solle wie zuletzt in Heilbronn ein Challenger der Kategorie 100 werden. Gespräche laufen, um in Bad Rappenau den Neckar-Cup 2.0 auszutragen. Was aber nichts daran ändert, dass das internationale Tennisturnier in Heilbronn (Erfolgs-)Geschichte ist.



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