Experte für Einzelhandel: „Heilbronn ist kein klarer Shopping-Standort mehr“
Heilbronns Innenstadt und dem Einzelhandel geht es nicht gut. Beim ersten Immobilienforum geht es um Entwicklungen und Trends. Warum China Einfluss auf den Heilbronner Handel hat.

Man muss keinen Hehl daraus machen, dass es dem Einzelhandel in der Heilbronner Innenstadt schlecht geht. Um dieser Negativ-Entwicklung, bei der Corona zudem wie ein Brandbeschleuniger gewirkt hatte, entgegenzuwirken, hatte die Verwaltung am Dienstagabend zum ersten Immobilienforum Innenstadt eingeladen. Und das Interesse war groß.
Rund 120 Eigentümer von innerstädtischen Einzelhandelsimmobilien waren in den großen Ratssaal des Rathauses gekommen, um Trends zu erkennen und – ganz wichtig – miteinander zu reden. Die nächste Gelegenheit dazu bietet sich am 17. Juli, 19.30 Uhr, beim Premieren-Innenstadtclub im Deutschhofkeller. Referent ist Alexander von Preen, Präsident des Handelsverbands Deutschland (HDE).
Probleme in Heilbronner Innenstadt: Das macht es dem Einzelhandel schwer
Um dem Online-Handel und chinesischen Firmen wie Temu und Shein, die derzeit den globalen Markt mit Billigprodukten überschwemmen, Paroli zu bieten, rät Rubel dem stationären Handel, sich ebenfalls online zu präsentieren.
Dass Handlungsbedarf besteht, verdeutlichte er anhand weniger Zahlen: 40 Prozent der Händler haben einen Online-Umsatz von unter einem Prozent. Nur drei Prozent machen ein Online-Plus von mehr als 50 Prozent. Die Treiber bei den sprudelnden Online-Geschäften sind nach den Worten des Einzelhandelsexperten die Bequemlichkeit der Menschen und der Preis. Eine Lanze brach Rubel für die junge Generation: „Sie kaufen häufig stationär, wenn das Angebot stimmt. Der Handel muss sich mehr um diese Klientel kümmern.“
Aktiver Immobilienmarkt in Heilbronn: Eine Lösung für schwachen Einzelhandel in der Innenstadt?
Der von Kommunen immer wieder zu hörenden Forderung, die Innenstädte weitgehend autofrei zu machen, steht Swen Rubel skeptisch gegenüber: „Der Kunde ist bequem und will mit dem Auto in die Stadt fahren.“ Konsumenten erwarteten zudem gut erreichbare und attraktive Innenstadtbereiche. Zu der These, Verwaltungen müssten verstärkt auf dem Immobilienmarkt aktiv werden, um städtebaulich regulierend eingreifen zu können, sagte Rubel: „Die Kommune ist nicht der bessere Immobilienunternehmer. Dieses Geschäft sollte ein Stück weit dem Markt überlassen werden.“
Dass Handlungsbedarf besteht, verdeutlichte er anhand weniger Zahlen: 40 Prozent der Händler haben einen Online-Umsatz von unter einem Prozent. Nur drei Prozent machen ein Online-Plus von mehr als 50 Prozent. Die Treiber bei den sprudelnden Online-Geschäften sind nach den Worten des Einzelhandelsexperten die Bequemlichkeit der Menschen und der Preis. Eine Lanze brach Rubel für die junge Generation: „Sie kaufen häufig stationär, wenn das Angebot stimmt. Der Handel muss sich mehr um dieses Klientel kümmern.“
Probleme beim Einzelhandel in der Innenstadt: Heilbronn kein "Shopping-Standort"
„Heilbronn ist kein klarer Shopping-Standort mehr.“ Mit dieser Aussage zeigte Markus Wagner von der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (GMA) auf, wohin die Reise im Heilbronner Innenstadt-Einzelhandel mit 70.000 Quadratmetern Verkaufsfläche gegangen ist.
Eingetreten sei diese Entwicklung, obwohl Heilbronn im Rahmen des Masterplans 2008 etwa 70 Prozent der Maßnahmen wie Klosterhof, Neckarmeile, Marrahaus oder Stadtgalerie bis 2019 umgesetzt habe. Mit dem Masterplan 2019 gelte es, die Themenfelder Bildung, Digitalisierung, Mobilität und Handel/Städtebau auszubauen. Parallel dazu sei es wichtig, neue Angebotsformen im Handel wie das KAI in der Kaiserstraße umzusetzen.
Immobilien sind wichtige Bausteine einer attraktiven Innenstadt
Trotz der Tristesse im Einzelhandel will der Heilbronner Wirtschaftsbürgermeister Martin Diepgen nicht schwarz sehen: „Wir müssen gemeinsam nach Lösungen suchen und dürfen die Hände nicht in den Schoß legen.“ Die Immobilieneigentümer sind für ihn „wichtige Partner“ und ihre Immobilien seien „wesentliche Bausteine für die Attraktivität einer Innenstadt“. All jenen, die bauliche Veränderungen vorhaben, sagte Diepgen: „Ein Euro an Städtebaufördermitteln lösen bis zu sieben Euro Investitionen aus.“ Untätigkeit wirke nicht.


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