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Tödliche Schüsse in Kochendorf: Bluttat bei Firma Hänel erschüttert Region

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Ein Maskierter stürmt im Januar die Firma Hänel und erschießt zwei Mitarbeiter. Der Schock nach der Gewalttat ist groß. Der mutmaßliche Täter ist ein Kollege, der derzeit vor Gericht steht. Ein Rückblick.


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Mit einer Sturmhaube vermummt und bewaffnet stürmt der Täter den Pausenraum der Firma Hänel in Bad Friedrichshall-Kochendorf und feuert 23 Mal auf vier Mitarbeiter, wie die Staatsanwaltschaft mitteilt. Zwei Männer sterben, ein Dritter wird lebensgefährlich verletzt. Der Vierte kann rechtzeitig fliehen.

Was hat den mutmaßlichen Täter, ein Hänel-Mitarbeiter, zu der Bluttat im Januar getrieben? Mögliche Antworten und ein Urteil soll der Doppelmord-Prozess vor dem Landgericht Heilbronn bringen, der seit dem 28. Juli läuft. Ein Rückblick auf die Ereignisse.

Tödliche Schüsse in Kochendorf: Bluttat bei Firma Hänel erschüttert Region

Für die meisten Mitarbeiter der Firma Hänel in Bad Friedrichshall-Kochendorf dürfte der 7. Januar 2025 gestartet sein wie jeder gewöhnliche Arbeitstag. Die Spätschicht verrichtet an diesem Tag ihren Dienst in der Zahnradfabrik, als plötzlich ein Maskierter die Firma stürmt. Er ist bewaffnet, Schüsse fallen. Am Ende sind zwei Mitarbeiter tot, ein Dritter schwebt in Lebensgefahr. Bei den Getöteten handelt es sich um Brüder im Alter von 49 und 44 Jahren. Der Täter flüchtet.

In der Zahnradfabrik Hänel in Bad Friedrichshall-Kochendof sind zwei Männer erschossen worden. Der Täter soll ein Kollege sein.
In der Zahnradfabrik Hänel in Bad Friedrichshall-Kochendof sind zwei Männer erschossen worden. Der Täter soll ein Kollege sein.  Foto: Archiv/Seidel, Heil, Montage: HSt

Die Polizei ist gegen 17:45 Uhr mit einem Großaufgebot vor Ort, auch ein Spezialeinsatzkommando, Rettungskräfte, Notfallseelsorge und die Feuerwehr sind im Einsatz. Vom Täter fehlt zu diesem Zeitpunkt jede Spur. In einer Pressemitteilung um kurz vor 20 Uhr, die die Polizei veröffentlicht hatte, heißt es, die Fahndung laufe auf Hochtouren. Ein Polizeihubschrauber kreist über die Region. 

Tödliche Schüsse in Kochendorf: Polizei nimmt Tatverdächtigen nach Stunden fest

Über Stunden hält der flüchtige Todesschütze die Region in Atem, trotz intensiver Suchmaßnahmen fehlt zunächst jede Spur von ihm. Von einer Gefahr für die Bevölkerung wird zu diesem Zeitpunkt aber nicht ausgegangen, teilt die Polizei mit.

Die Entwarnung folgt um kurz vor 24 Uhr: Ein Spezialeinsatzkommando stürmt das ein Einfamilienhaus in Seckach (Neckar-Odenwald-Kreis) und nimmt den Tatverdächtigen fest. Dabei gehen das Glas der Eingangstür und der danebenliegenden Fenster zu Bruch. Die Feuerwehr baut daraufhin ein Provisorium aus Pressspanplatten ein.  

Reporter der Heilbronner Stimme sind während des Einsatzes vor Ort. Sie beobachten, wie die Beamten Kisten mit Beweismaterial aus dem Wohnhaus tragen. Unter den Gegenständen sei ein langer schmaler Gegenstand dabei gewesen, bei dem es sich um ein Gewehr handeln könnte, berichtet ein Reporter.


Bluttat bei Firma Hänel in Kochendorf: Tatverdächtiger verfügte legal über Waffe

Rasch werden Details zum mutmaßlichen Todesschützen bekannt. Wie die Heilbronner Stimme kurz nach der Bluttat bei der Firma Hänel recherchiert, handelt es sich um einen 52-jährigen Russlanddeutschen, wohnhaft in Seckach (Neckar-Odenwald-Kreis).

Der Mann, ein Mitarbeiter der Firma Hänel, soll Mitglied im örtlichen Sportschützenverein gewesen sein. Laut Stimme-Informationen verfügte der Tatverdächtige legal über eine Waffe. Daneben soll er Kung-Fu in einem örtlichen Sportverein trainiert haben. Ein Foto aus dem Jahr 2012 zeigt den Verdächtigen bei einem Seminar in Seckach.

Tödliche Schüsse in Kochendorf: Anwohner und Mitarbeiter nach Bluttat fassungslos

Die Bluttat in der Firma Hänel und der Großeinsatz sorgen für Entsetzen bei Anwohnern und Mitarbeitern. Eine 63 Jahre alte Nachbarin des Tatverdächtigen, mit der die Heilbronner Stimme damals spricht, ist fassungslos. „Das ist eine ganz liebe Familie“, sagt sie. „Fleißig, ordentlich.“ Bei zufälligen Begegnungen draußen auf der Straße habe man nett geplaudert und sich nachbarschaftlich unterhalten.

Ein Anwohner zeigt sich gegenüber der Stimme ebenfalls schockiert:  „Es hat einen mitgenommen, weil man die Leute kennt.“ Ein Hänel-Mitarbeiter sagt, es sei ein „komisches Gefühl“ gewesen, am Mittwochmorgen um sechs Uhr in die Frühschicht zu starten. Am Abend hätte ihn sein Vater angerufen, ob er in Sicherheit sei, erzählt er. Zur Tatzeit sei der Maschinenanlagenführer nicht mehr an seinem Arbeitsplatz bei Hänel Büro- und Lagersysteme gewesen.

Firma Hänel nimmt kurz nach Bluttat wieder Betrieb auf – Mitarbeiter traumatisiert

Nach den tödlichen Schüssen in Bad Friedrichshall-Kochendorfnimmt die Firma Hänel am Montag, den 13. Januar, wieder die Produktion auf. „Wir sind tief erschüttert und fühlen mit den Familien der Opfer“, erklären die beiden Geschäftsführer des Familienbetriebs, in dem Präzisionszahnräder hergestellt werden. 

Die Belegschaft werde psychologisch betreut, die zum Teil traumatisierten Mitarbeiter sollen auch noch länger professionell unterstützt werden. Experten der Notfallseelsorge ständen für Gespräche zur Verfügung, heißt es. „Wir wollen die Kolleginnen und Kollegen auffangen und Ihnen dabei helfen, dieses entsetzliche Erlebnis zu verarbeiten“, sagt einer der Geschäftsführer der Deutschen Presse-Agentur.

Bluttat bei Firma Hänel in Kochendorf: Prozess gegen Tatverdächtigen ab Juli

Gegen den mutmaßlichen Schützen wird Haftbefehl wegen zweifachen Mordes und versuchten Mordes erlassen. Der Täter sitzt seit dem 8. Januar, einen Tag nach der Bluttat, in Untersuchungshaft und wartet auf seinen Prozess.

Dieser beginnt ab dem 28. Juli vor dem Landgericht Heilbronn. Die Anklage lautet auf Mord. Wie die Staatsanwaltschaft mitteilt, soll der Tatverdächtige aus Neid und Wut gehandelt haben.

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