Zwei Tote in Kochendorfer Firma: Fassungslosigkeit bei Beschäftigten und Anwohnern
Am Dienstabend hat ein maskierter Schütze zwei Männer getötet und einen weiteren schwer verletzt. Am Tag danach sitzt der Schock bei Beschäftigten und Anwohnern in Bad Friedrichshall-Kochendorf tief.
Am Tag nach der blutigen Tat in Bad Friedrichshall-Kochendorf ist es bei der Zahnradfabrik Hänel gespenstisch still. Die Rollläden sind hinuntergelassen, die Parkplätze leer. Ein Aushang an der Eingangstür weist daraufhin, dass der Betrieb am Mittwoch geschlossen bleibt. Am Dienstag, 7. Januar, sind hier zwei Menschen erschossen worden. Ein weiterer wurde lebensgefährlich verletzt. Täter und Opfer waren Mitarbeiter der Firma.
Zwei Tote in Bad Friedrichshall-Kochendorf: Beschäftigte von Hänel fassungslos
Wenige Gehminuten entfernt in der Kocherwaldstraße sind die Angestellten von Hänel Büro- und Lagersysteme, einem eigenständigen Unternehmen der Familie, trotz der schrecklichen Ereignisse wieder bei der Arbeit. „Man war schon geschockt“, erzählt Stefano Colucci.
Der 25-Jährige steht mit ein paar Kollegen vor der Tür und raucht. Seit fast sechs Jahren ist der Industriemechaniker bei der Firma tätig. Dass eine Tat wie diese in Bad Friedrichshall passiert, ist für ihn noch schwer begreiflich. „Es hat einen mitgenommen, weil man die Leute kennt.“
Den Täter habe er persönlich aber nicht gekannt. Gerüchten zufolge soll er wohl am Arbeitsplatz gemobbt worden sein, sagt Colucci. Das sei ihm zumindest erzählt worden. Laut Polizei ist das Motiv des Täters offiziell noch Gegenstand der Ermittlungen.
Arbeit nach Bluttat in Bad Friedrichshall: Mitarbeiter empfindet „komisches Gefühl“
Am Abend zuvor hat Stefano Colucci bis spät in die Nacht die Geschehnisse verfolgt. Am Morgen habe er dann gelesen, dass die Polizei den Täter gefasst hat. Darum habe er auch keine Angst, wieder zu arbeiten. Von Normalität kann aber nicht die Rede sein. „Ich denke ein, zwei Wochen wird das brauchen, bis die Leute das verarbeitet haben“, vermutet er.
Auch für Jan Koch sei es ein „komisches Gefühl“ gewesen, am Mittwochmorgen um sechs Uhr in die Frühschicht zu starten. Am Abend hatte ihn sein Vater angerufen, ob er in Sicherheit sei. Zur Tatzeit sei der Maschinenanlagenführer nicht mehr an seinem Arbeitsplatz bei Hänel Büro- und Lagersysteme gewesen. Heute gehe es ihm nicht so gut, sagt er unserer Redaktion. Täter und Opfer habe er nicht persönlich gekannt.
Bluttat bei Firma Hänel in Kochendorf: Das ist über Tat bekannt
In der Zahnradfabrik in der Siemensstraße tauchen am Vormittag immer mal wieder Mitarbeiter auf, deren persönliche Gegenstände noch in der Firma liegen. Sie mussten sie zurücklassen, als sie evakuiert wurden. Sie können aber nicht ins Gebäude – dort ist am Mittag die Spurensicherung der Polizei aufgetaucht und macht ihre Arbeit.
Die Tat habe sich im Pausenraum zugetragen. Dort hätten die Opfer sich aufgehalten, als der Maskierte reingestürmt sei und sofort geschossen haben soll. Das berichtet ein Mitarbeiter gegenüber der Heilbronner Stimme. Offiziell bestätigt ist das zunächst nicht. Sie seien nach der Tat an die Shell-Tankstelle wenige Meter weiter gebracht worden. Dort will niemand mit der Presse sprechen.
Anwohner über die Situation nach den Schüssen in Bad Friedrichshall
Arnold Trui wohnt gegenüber des Tatorts. Der 90-Jährige kenne alle Mitarbeiter des Bürogebäudes in der Siemensstraße. „Ich sehe die ja jeden Tag rein- und rausgehen“, sagt er. Die Schüsse selbst habe er nicht gehört. Erst als die Streifenwagen mit Blaulicht das Gebäude umzingelten, habe er von der Tat mitbekommen. Obwohl der Täter zunächst noch flüchtig war, habe er keine Angst gehabt. Er sei schon alt, erklärt er: „Ich habe mein Grab schon gekauft.“

In der Nähe geht eine Anwohnerin mit ihrem Hund spazieren. Von der Tat selbst habe sie am Abend über die Medien erfahren. Normalerweise gehe sie immer allein am Abend Gassi. Am Dienstag sei ihr Mann mitgekommen, da der Täter noch flüchtig gewesen sei. „Man denkt immer, ach, bei uns doch nicht“, sagt sie. Die Tat sei traurig und die Opfer täten ihr unheimlich leid.
Zwei Tote in Bad Friedrichshall-Kochendorf: Das weiß man über die Identität
Offiziell ist über die Identität der Verstorbenen wenig bekannt. Die Toten sollen in ihren Vierzigern gewesen sein. Nach Informationen der Heilbronner Stimme soll einem der Opfer vor der Tat das Auto zerkratzt worden sein. Auch Reifen seien zerstochen worden. Es soll sich um Familienväter und Brüder handeln. Einem Sprecher der Polizei zufolge lägen derzeit keine Informationen dazu vor. Die Nachnamen der Opfer ließen jedoch den Schluss zu, dass es sich um Brüder handeln könnte.
Ein ehemaliger Mitarbeiter, der am Tatort mit unserer Redaktion spricht, beschreibt den Täter als „komischen Typ“. Seit Juli habe er im Unternehmen gearbeitet und einen Ein-Jahres-Vertrag gehabt.Eine Nachbarin des Täters zeigte sich gegenüber unserer Redaktion fassungslos.

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