Hinweis der RedaktionEntsprechend unseren journalistischen Standards berichtet wir in der Regel nicht über Suizide. Eine Ausnahme machen wir, wenn es sich um eine Person des öffentlichen Interesses handelt. Sollten Sie Probleme haben, depressiv sein oder über Suizid nachdenken, können Sie sich unter anderem an den Arbeitskreis Leben in Heilbronn wenden. Sie erreichen ihn unter 071311/64251 und akl-heilbronn@ak-leben.de. Dort erhalten Sie Hilfe. Auch die Telefonseelsorge, 08001110111, hilft.
Rolf Wütherich stirbt in Kupferzell – Spekulationen um Unfall-Tod
Rolf Wütherich erlangt durch einen Unfall in den USA, bei dem der Hollywood-Schauspieler James Dean stirbt, unfreiwillig Berühmtheit. Der gebürtige Heilbronner stirbt Jahrzehnte später selbst bei einem Unfall in Kupferzell – bis heute scheinen einige Fragen offen zu sein.
Es ist der 20. Juli 1981, ein Montagabend. Gegen 22:50 Uhr prallt ein Honda mitten in Kupferzell in einer langgezogenen Kurve gegen die Hausmauer eines Zeitschriftenladens. Der Fahrer stirbt noch am Unfallort und muss von der Feuerwehr aus dem Wrack geborgen werden, heißt es im damaligen Stimme-Bericht. Es handelt sich um den 53-jährigen Rudolf, genannt Rolf, Wütherich. Seit ungefähr zwei Jahren lebt und arbeitet er in Hohenlohe.
Der gebürtige Heilbronner hat ein bewegtes Leben hinter sich. Er wird als 17-Jähriger in den Krieg eingezogen, arbeitet später bei Porsche. Die Firma schickt den „Top-Mechaniker“, wie er im Zeitungsbericht bezeichnet wird, in die USA. Dort freundet er sich mit dem Schauspieler James Dean an – und hat mit ihm einen schicksalhaften Unfall. Dean stirbt, Wütherich überlebt schwer verletzt. „Durch einen Verkehrsunfall wurde er berühmt, durch einen Verkehrsunfall kam er ums Leben“, schreibt die Stimme über Wütherichs Tod.
Zu schnell unterwegs, vermutlich mit Alkohol im Blut, nicht angeschnallt – so beschreibt der Polizeibericht die Unfallgegebenheiten. Beteiligt soll nur Wütherich gewesen sein, der sich wohl von einer Kegelrunde in Haag auf den Weg nach Öhringen machte. Doch in Kupferzell kursierten Gerüchte, ob der Unfall wirklich so stattgefunden hat. Bis heute halten sich Vermutungen, ganz so klar scheinen die Umstände von Wütherichs Tod nicht gewesen zu sein.
Tödlicher Unfall in Kupferzell: Was steckt hinter Rolf Wütherichs Tod?
In einem Welt-Artikel von 2014 äußert sich der Rennfahrer Hans Hermann zu Rolf Wütherich, der einige Zeit Hermanns Mechaniker war. An einen einfachen Unfall von Wütherich will Hermann nicht glauben. „Dafür war er ein viel zu guter Fahrer, er hat sich selbst das Leben genommen“, behauptet er in dem Artikel. Gegenüber der Heilbronner Stimme macht Hermann mehr als zehn Jahre nach dem Artikel keine Angaben. Es sei sehr lange her und Hermann, der im Jahr 2028 seinen 100. Geburtstag feiert, habe „nicht mehr so viele Erinnerungen an Rolf Wütherich“.
Angesprochen auf Hermanns Suizid-Vermutungen, ist Wütherichs ehemaliger Chef Roland Eckert irritiert: „Woher soll der das wissen?“ Schließlich habe in Wütherichs letzten Jahren laut Eckert kein Kontakt zu Hermann bestanden. Kurz: Er glaubt nicht an einen Suizid. Stattdessen beschreibt er Wütherich als „ausdauernd“ im Trinken und in örtlichen Wirtschaften bekannt.
Unfall von Rolf Wütherich ein Suizid? Gerüchte in Kupferzell
Auch Eckerts ehemaliger Mitarbeiter und Wütherichs direkter Vorgesetzter, Karlheinz Rumm, bezweifelt, dass der Unfall 1981 eigentlich ein Suizid war. „Das hat man hier auch lange Zeit spekuliert. Ich habe das nie geglaubt.“ Denn laut ihm geht das Argument, Wütherich sei ein zu guter Fahrer gewesen, nicht auf. Denn ihn zeichnet nach dem Unfall mit James Dean eine Behinderung. Außerdem sei er „kein guter Fahrer“ gewesen. „Auch wenn er mit seinem Motorrad unterwegs war, da ist er eher trottelig gefahren“, betont Rumm.
Dennoch seien Wütherichs Leben und Tod „eine Geschichte mit vielen Fragezeichen“, so Rumm. Direkt nach dem Unfall war dieser Ortsgespräch in Kupferzell. „Viele haben spekuliert, warum er auf das Hauseck gefahren ist.“ Seine Frau Margrit erinnert sich an die Vermutungen: „Es gab einmal das Gerücht, dass einer von einem Stammtisch rückwärts aus einem Parkplatz rausgefahren sei.“
Der Stammtisch habe bei der Metzgerei auf der anderen Straßenseite der Unfallstelle stattgefunden. Wich Wütherich dem Ausparkenden aus? Einer angesehenen Person aus Kupferzell gar? „Es wurde nie so richtig an die große Glocke gehängt“, gibt Margrit Rumm die Spekulationen nach dem Unfall wieder.
Gerüchte über Rolf Wütherichs Tod: War jemand aus Kupferzell beteiligt?
Von dem Gerücht hat auch Günter Wolf, ein Bekannter von Wütherich, mitbekommen. Ob wirklich jemand aus Kupferzell mit drinsteckt, sei unklar. „Es hat ja keine Zeugen gegeben“, so der damals 20-Jährige. Es sei nicht auszuschließen, dass Wütherich falsch reagiert habe oder in der Unfallnacht einem Tier auswich.
Dass es einen Schuldigen am Tod von Rolf Wütherich geben soll, ist auch Wilhelm Hahne zu Ohren gekommen. Der 92-jährige Journalist hatte einst über den ehemaligen Porsche-Mitarbeiter geschrieben. Wütherichs Bruder habe verbreitet, Rolf sei nur einem weißen Mercedes ausgewichen und hätte sich „sozusagen geopfert“. Aber warum hat Wütherichs Bruder Kurt dann nichts getan? Das hätte nichts genutzt, Rolf solle in Frieden ruhen, habe Hahne erfahren.
Ausnahmezustand in Kupferzell: Tödlicher Unfall von Rolf Wütherich erschüttert Gemeinde
Einige Wochen lang habe in Kupferzell laut Karlheinz Rumm Ausnahmezustand geherrscht. Menschen kamen in die kleine Gemeinde, stellten Fragen und schrieben über Wütherich. Doch die Rumms haben sich zurückgehalten: „Wenn man da eine Meinung in die Welt gesetzt hätte und die hätten das geschrieben...“
Auch Günter Wolf erinnert sich an die Zeit kurz nach dem Unfall. Dass Vorgänge in Kupferzell auf der Titelseite der „Bild“-Zeitung abgehandelt wurden, kam schließlich nicht alle Tage vor. „Ich erinnere mich nicht an Ereignisse in dieser kleinen Gemeinde, die das Ausmaß hatten wie der Tod von Rolf Wütherich.“
„Extremer Unfall“ in Kupferzell – Rolf Wütherich stirbt 1981
Doch nicht nur die anwesenden Reporter, Gerüchte und das Bekanntwerden von Wütherichs Lebensgeschichte sind in diesem Fall besonders. Wolf, der sich 1981 in der Grundausbildung bei der Feuerwehr befand, erinnert sich an keinen „so extremen Unfall“ direkt in der Ortsmitte. „Natürlich haben wir auch schon tödliche Unfälle gehabt, bei denen die Feuerwehr jemanden bergen musste, aber das ist nicht an der Tagesordnung.“