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Porsche, James Dean und tödliche Unfälle – das wilde Leben von Rolf Wütherich

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Der gebürtige Heilbronner Rolf Wütherich ist dabei, als James Dean bei einem Autounfall stirbt. Auch Wütherich kommt bei einem Unfall ums Leben – in Kupferzell. Ein Rückblick auf das Leben des einstigen Porsche-Mechanikers. 


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Geboren wird er als Rudolf Wütherich am 5. August 1927 in Heilbronn. Wie lange die Familie dort lebt, kann wegen im Krieg verschollener Akten nicht mehr rekonstruiert werden. Später leben sie in Stuttgart. Vom Zweiten Weltkrieg wird auch Wütherich nicht verschont. Im Alter von 17 Jahren muss er als Fallschirmjäger nach Italien. Laut dem Journalisten Wilhelm Hahne, der 1979 ein Interview mit Wütherich führt, gerät der junge Mann in Gefangenschaft, ist „krank und abgemagert“, als er zurückkommt.

Bei Daimler-Benz in Untertürkheim macht Wütherich eine Lehre, bevor ihn der Porsche 356 zur Konkurrenz treibt. „Dieses Auto hat ihn fasziniert, weil dieser Porsche aus seiner Sicht mehr ein Flugzeug war“, schreibt Hahne. Wütherich habe einen Porsche-Mitarbeiter angesprochen, ob sie noch einen guten Mann benötigen. So kommt er in die Versuchsabteilung, schnuppert nebenbei aber in die Rennabteilung.


Mit Porsche in die USA – Rolf Wütherich und die Freundschaft mit James Dean

1955 wagt Wütherich den nächsten Schritt: Er bewirbt sich auf eine Stelle im Außendienst-Service von Porsche in den USA. Die interne Ausschreibung hat er laut Hahne an einem schwarzen Brett gefunden. Wütherichs Sohn Bernd äußert sich gegenüber eines amerikanischen Blogs, dass sein Vater vermutlich deshalb in die USA geschickt wurde, da er einer der wenigen Junggesellen unter den Porsche-Mitarbeitern in den 50er-Jahren war.

In den USA folgt die schicksalhafte Begegnung. Wütherich trifft auf den Hollywood-Schauspieler James Dean, der eigentlich Rennen fahren will. Auf dem Weg zu einem solchen Rennen verunglücken die beiden in dem Porsche Spyder, der wegen eines vorherigen Unfalls den Spitznamen „Little Bastard“ auf der Motorhaube trägt. Dean ist tot, Wütherich schwer verletzt und muss Monate im Krankenhaus verbringen. Neben körperlichen Beeinträchtigungen hat er wohl auch seelische Wunden behalten.


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Halluzinationen und Messerstiche – Rolf Wütherich nach dem Tod von James Dean

Das zeigt sich auch als er zurück ist in Deutschland. Am Arbeitsplatz erleidet er immer wieder Zusammenbrüche, schreibt Hahne. Er ist nun „jemand, der nicht mehr so richtig in diese Welt zu passen“ scheint. Mit dem Journalisten soll Wütherich zudem über Halluzinationen gesprochen haben. Demnach glaubt er, ein evangelischer Pfarrer zu sein. Der Heilungsversuch folgt mit Elektroschocks.

Unfälle im Leben von Rolf Wütherich

Durch den Unfall mit James Dean ist Wütherich auf der ganzen Welt und bei allen Fans des Hollywood-Idols ungewollt bekannt geworden. Er kommt selbst bei einem Unfall in Kupferzell ums Leben. Doch das sind nicht die einzigen Unglücke, die ihm in seinem Leben passieren. Die Süddeutsche Zeitung berichtet von dokumentierten Unfällen, bei denen Wütherich nur knapp mit dem Leben davonkommt.

Einer davon soll sich 1952 auf einer Autobahnbrücke ereignet haben. Das Auto stürzt bei dem Unglück ab, landet auf einer darunterliegenden Bundesstraße und explodiert. Wütherich überlebt nur, weil er bereits zuvor aus dem Wagen geschleudert wurde. Nur wenige Monate später soll er sich mit einem Testwagen nahe Heilbronn überschlagen haben.

Doch Wütherich bleibt weiterhin auffällig. 1967 steht er vor Gericht, weil er versucht hat, nicht nur sich, sondern auch seiner damaligen Frau das Leben zu nehmen. Die Frau überlebt mehrere Messerstiche. Nach dem Urteil verbringt Wütherich einige Zeit in einem psychiatrischen Krankenhaus.

Porsche und Rolf Wütherich gehen getrennte Wege

Auch auf der Arbeit ist der ehemalige „Top-Mechaniker“, wie er immer wieder bezeichnet wird, irgendwann nicht mehr haltbar. Laut einem Stimme-Bericht von 2005 scheidet Rolf Wütherich, der auch einige Rennen für Porsche gefahren ist, ab Februar 1968 aus dem Unternehmen aus. Wie das Ende zwischen Porsche und Wütherich vonstattengeht, lässt sich kaum rekonstruieren. Roland Eckert, späterer Chef des Mechanikers und Porsche-Interessierter, vermutet allerdings, dass der Sportwagenbauer Wütherich einfach weitervermittelt hat.

In den 70er-Jahren arbeitet Wütherich bei mehreren Firmen in Norddeutschland und im Raum Köln. Über diese Zeit ist nicht viel bekannt. Auch seinen Sohn hat er nach dessen Angaben in dieser Zeit kaum gesehen. Dann führt ihn das Schicksal wieder zurück in seine Heimatregion.

So kommt Rolf Wütherich nach Kupferzell

Doch wie verschlägt es Wütherich überhaupt nach Kupferzell? Roland Eckert wird von einem Bekannten aus Köln angerufen: „Du wirst es nicht glauben, bei mir schafft der Rolf Wütherich.“ Für den Porsche-Interessierten Eckert ist dieser Name ein Begriff. „Wir haben damals Leute gebraucht und es hat niemand mehr Erfahrung als der Wütherich“, erinnert sich Eckert.

Doch nicht nur dessen Fähigkeiten sind der Grund für die Anstellung: „Damals hat man auch ein bisschen emotional die Leute eingestellt.“ In Köln scheint Wütherich nicht richtig zu sein – er baut Schaltschränke zusammen, Motorräder wurden nur nebenbei hergestellt. Außerdem habe sein Bekannter Wütherich wohl loswerden wollen, vermutet Eckert heute.

Doch auch in der Firma Eckert kommt der Ex-Porsche-Mitarbeiter nicht richtig an, hat Konzentrationsprobleme, wodurch Fehler entstehen. „Wir wollten ihn nicht in die Wüste schicken“, versichert Eckert. Doch irgendwann sei es nicht mehr gegangen und Wütherich wird nach Neuenstein vermittelt. Hier arbeitet der ehemalige Porsche-Mechaniker nun am Band – „eine Zumutung für ihn“, vermutet Eckert, den deswegen noch immer ein schlechtes Gewissen plagt. „Wenn irgendjemand wirklich auf seine Schwächen eingegangen wäre“, wäre es Wütherich leichter gefallen, vermutet Eckert. Damals fehlt dem Chef, neben dem Motorrad-Boom und eigenen Rennen, die Zeit, das selbst zu tun.

Tod in Kupferzell: Rolf Wütherich stirbt 1981

Dann kommt der 20. Juli 1981 und die Geschichte scheint sich zu wiederholen. Rolf Wütherich stirbt im Alter von 53 Jahren bei einem Autounfall in der Ortsmitte von Kupferzell. Günter Wolf, der als 20-Jähriger mit Wütherich locker bekannt war, hält viele Aspekte im Leben des Porsche-Mechanikers für schicksalhaft. Die Geschichte habe ihn eingeholt, doch immerhin bleibt Wütherich im Gedächtnis: „James Dean wird in Erinnerung bleiben, über ihn wird man immer noch reden. Und über den Tod von James Dean wird man automatisch auf Rolf Wütherich kommen.“

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