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Rolf Wütherich und James Dean – Freundschaft endet mit tödlichem Unfall

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Rolf Wütherich ist als Mechaniker in den USA, als er den Schauspieler James Dean kennenlernt. Bei einem Unfall im Porsche Spyder stirbt die Hollywood-Ikone, Wütherich überlebt schwer verletzt. Eindrücke einer Freundschaft.


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Es ist eine Begegnung, die sein Leben verändert: Rudolf, genannt Rolf, Wütherich und der US-Schauspieler James Dean lernen sich 1955 in den USA kennen. Je nach Quelle ist der Ort ein anderer – mal wird eine Bar in Los Angeles, mal ein Flugplatzrennen erwähnt. Der gebürtige Heilbronner Wütherich befindet sich erst kurze Zeit als Porsche-Mechaniker in den USA. 

Porsche exportiert in den 50er-Jahren bereits Autos nach Amerika. „Sie haben dort aber kein Service-Netz gehabt“, erklärt Wütherichs ehemaliger Chef und Porsche-Interessierter, Roland Eckert aus Kupferzell-Belzhag. Deshalb schickt die Firma eigene Mitarbeiter von Ort zu Ort – „nicht der Porschefahrer kam in die Werkstatt, die hat es gar nicht gegeben“. Auf diese Weise lernt Wütherich Amerika früh kennen – und mit dem Land auch James Dean, der sich auch als Amateur-Rennfahrer betätigt. Zunächst ist Wütherich sein Mechaniker, doch aus den beiden werden Freunde.

Freundschaft von Porsche-Mechaniker Wütherin und Hollywood-Schauspieler James Dean

1979 erinnert sich Wütherich im Gespräch mit Wilhelm Hahne, Journalist eines Jugendmagazins, an seinen Freund James Dean, den er Jimmy nennt. „Ein stiller, verträumt wirkender junger Mann“ soll Dean der Beschreibung nach gewesen sein.


Auch als zurückhaltend, verschlossen und fast schüchtern, habe Wütherich ihn wahrgenommen. Andererseits habe Dean Neugier ausgemacht und seine Suche nach dem Warum. „Er lehnte sich innerlich gegen vieles auf, fühlte sich unverstanden.“ Dass es kaum gemeinsame Fotos der beiden gibt, erklärt Wütherich so: „Ich suchte nicht seine Nähe, um mich in seinem Ruhm zu sonnen.“ In späteren Jahren spricht Wütherich nicht oft von seinem Freund.

Mit James Dean im Porsche Spyder: Rolf Wütherich über seine Zeit in den USA

Ein Foto der beiden wird jedoch weltberühmt. Gemeinsam sitzen sie in dem Porsche 550 Spyder, der wegen eines vorherigen Unfalls den Spitznamen „Little Bastard“ trägt, und strecken die Hände in die Luft. Einige Abzüge sind auch in Wütherichs letztem Wohnort Kupferzell gelandet. Hier scheint beinahe jeder Bekannte ein Bild mit Widmung vom damals 53-Jährigen erhalten zu haben.

Warum James Dean zum Idol geworden ist, habe Wütherich nicht verstanden: „Jimmy war unauffällig, aber anders als die Masse der jungen Leute in Amerika“, so Wütherich 1979 im Interview. Dean habe sich „nicht in das Licht der Öffentlichkeit“ gedrängt. Auf der Straße sei er kaum angesprochen worden. Vermutlich trägt der frühe Tod bei einem tragischen Unfall zur Ikonisierung bei – ein Unfall, der auch Wütherichs Leben verändert.

James Dean und Rolf Wütherich verunglücken gemeinsam in Porsche Spyder

Es ist der 30. September 1955. Die Freunde machen sich auf den Weg zu einem Autorennen im „Little Bastard“. Es geht über den damaligen Highway 466. An einer Kreuzung ist wohl ein abbiegender Ford-Fahrer unaufmerksam und übersieht den Porsche Spyder, der ohne Licht unterwegs ist. Dean und Wütherich krachen in den abbiegenden Ford. Zur Geschwindigkeit, mit der Dean im Porsche Spyder unterwegs gewesen sein soll, gibt es unterschiedliche Angaben. Laut dem Journalisten Hahne wurde überhöhte Geschwindigkeit in den offiziellen Gutachten jedoch nicht erwähnt.

Unabhängig davon, wie schnell sie nun waren – sie sind zu schnell, um den Aufprall zu verhindern. Der 24-jährige James Dean ist sofort tot. Nur eine Stunde zuvor soll Dean dem damals 28-jährigen Wütherich einen Freundschaftsring geschenkt haben.

Als Wütherich nach vier Tagen im Krankenhaus mit schweren Verletzungen erwacht, wird ihm Deans Tod tagelang verschwiegen. Nun muss er nicht nur mit den eigenen körperlichen Verletzungen klarkommen, sondern auch mit dem Verlust eines Freundes. Monatelang geht die Behandlung von Wütherich weiter – unter anderem sind Kiefer und Hüfte gebrochen. Beeinträchtigungen bleiben ihm erhalten. Bekannte aus seiner Zeit in Kupferzell erinnern sich, dass eines seiner Beine kürzer war als das andere.

Was der Unfall mit James Dean für Rolf Wütherich bedeutete

In den 60er-Jahren ist Wütherichs körperlicher Zustand auch Teil eines Gerichtsprozesses. Er sticht auf seine damalige Frau ein, sie überlebt. Vor dem Gericht in Stuttgart diagnostiziert ein Gutachter laut einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“, dass Wütherichs Hirnsubstanz bei dem Unfall mit James Dean geschädigt wurde.

Warum Wütherich damals zum Messer greift, lässt sich nur aus Berichten und Erzählungen über ihn nicht rekonstruieren. Erfahrungen wie die von Wütherich können allerdings traumatisierend sein. Das bestätigt auch Thomas Müller-Tasch, Chefarzt in der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie im Klinikum am Weissenhof in Weinsberg. 

Tödlicher Unfall von James Dean – für Rolf Wütherich „schlimmste seelische Belastung“

Doch nicht nur Schuldzuweisungen von außen soll es gegeben haben. Eigentlich war geplant, den Porsche auf einem Anhänger zum Rennen zu bringen. Doch Wütherich soll seinen Freund überredet haben, lieber selbst zu fahren. Das soll der damalige Porsche-Mitarbeiter einst zugegeben haben.

Was wohl Wütherichs Überlegung war: Dean, der im „Little Bastard“ ein Rennen fahren wollte, müsse sich an den Porsche 550 Spyder gewöhnen. Besonders, weil der Hollywood-Star bereits einen Unfall mit dem Auto gebaut hatte. Egal, welche Intention, die Schuldgefühle bleiben. Als die „schlimmste seelische Belastung“ in seinem Leben habe Wütherich laut der „Süddeutschen Zeitung“ beschrieben, dass er James Dean habe fahren lassen. 

Schuld an James Deans Tod? Rolf Wütherich erhält Briefe von Fans

„Durch einen Verkehrsunfall wurde er berühmt, durch einen Verkehrsunfall kam er am späten Montagabend ums Leben“, berichtet die Hohenloher Zeitung 1981 nach Wütherichs tödlichem Unfall in Kupferzell. Nur ein Jahr zuvor hatte sich der Tod seines Freundes Dean zum 25. Mal gejährt. 

Das Interesse der Medien an dem Überlebenden hatte in diesen Tagen wohl zugenommen. Mehrere Menschen erinnern sich, dass Wütherich immer wieder Besuche von Journalisten bekam. Auch Fans von James Dean dürften sich erinnert haben, dass der Unfall nicht für alle Insassen des Porsche tödlich ausging. „Permanente Schuldzuweisungen hysterischer Dean-Fans“ sollen ihn laut eines Stimme-Artikels von 2005 erreicht haben. Dass Wütherich von vielen für den Tod von James Dean verantwortlich gemacht wurde, hat eine Band aus Hamburg zu einem Lied inspiriert.

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