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Rolf Wütherich war „Fachmann und Spinner“ – Freund von James Dean starb in Kupferzell

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1981 stirbt Rolf Wütherich bei einem Unfall, zuvor lebt er knapp zwei Jahre in Kupferzell. Wie frühere Weggefährten den Ex-Porsche-Mechniker und Freund von James Dean beschreiben. 


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Ironisch, ehrgeizig, mit Wutausbrüchen und in den letzten Jahren einsam und unstet: So beschreiben Menschen, die ihn kannten, Rolf Wütherich. Das Leben des gebürtigen Heilbronners verläuft nicht gradlinig, sondern ist von tiefen Einschnitten gekennzeichnet.

Vor allem die Freundschaft und Erlebnisse mit James Dean, die in einem gemeinsamen Autounfall mit tödlichen Folgen für den Schauspieler enden, prägen Wütherich wohl nachhaltig. Mehr als 40 Jahre nach seinem Tod versucht die Heilbronner Stimme zu rekonstruieren, was für ein Mensch der ehemalige Porsche-Mechaniker war, der selbst bei einem Autounfall in Kupferzell sein Leben verliert.

Wutausbrüche und Auto-Künstler: Sohn beschreibt Rolf Wütherich

Über die Jahre haben sich immer wieder Personen zu Rudolf, genannt Rolf Wütherich geäußert. Darunter auch sein Sohn Bernd in einem Interview mit einem amerikanischen Blog. Darin erinnert er sich an einen ironischen Mann, „ein guter Kumpel, mit dem man auch scherzen konnte“. Wütherich konnte aber auch eine andere Seite haben: „Ich hatte wahnsinnig Angst vor seinen Wutausbrüchen.“ Wenn er nachdachte, will sein Sohn Schatten auf seinem Gesicht gesehen haben. Wütherich sei traurig und zum Pessimisten geworden.


Vater und Sohn verbinden Ähnlichkeiten. „Er wollte oft mit dem Kopf durch die Wand. Und ja, ich bin auch ein bisschen so.“ Er lasse sich nichts ausreden, von dem er überzeugt sei, betont Bernd der amerikanischen Seite gegenüber. Doch die beiden sehen sich demnach selten. Die Vaterschaft sei nicht Wütherichs Priorität gewesen – „die galt den Autos und Motoren“.

Die Beziehung zu Motoren sei wie die zwischen Künstler und Leinwand gewesen. Aus dem Nichts habe er ein ganzes Auto erschaffen können. Aus den Worten des Sohns, mit dem kein Stimme-Gespräch zustande kam, spricht Stolz.

Ex-Porsche-Mitarbeiter Rolf Wütherich „zwischen Fachmann und Spinner“

Über Wütherichs mechanische Fähigkeiten scheinen sich viele Menschen einig zu sein. „Er war irgendwo zwischen Fachmann und Spinner angesiedelt“, schätzt Roland Eckert, Wütherichs ehemaliger Chef in Kupferzell, seinen Mitarbeiter im Stimme-Bericht von 2005 ein. In der Firma Eckert, wo Wütherich 1979 zu arbeiten beginnt, findet er sich jedoch nur schwer ein. Immer wieder fallen Fehler wegen vermeintlich mangelnder Konzentration auf – besonders an Motorrädern von Kunden ist das fatal. 

Doch für das Problem scheint es keine Lösung zu geben: „Was nützt es, wenn man jemandem sagt, er soll sich konzentrieren und er das gar nicht kann. Das ist ja Quatsch.“ Auch Wütherichs Ausdauer sei nicht die beste gewesen, er habe keinen ganzen Arbeitstag durchgehalten. Ob sich darin Nachwirkungen aus dem Unfall mit James Dean in den USA zeigten, lasse sich nur spekulieren, so Eckert.

Rolf Wütherich leidet nach Unfall mit James Dean unter mangelnder Konzentration

Auch Eckerts Mitarbeiter und Wütherichs direkter Vorgesetzter, Karlheinz Rumm, erzählt gegenüber der Heilbronner Stimme von den Herausforderungen in der Arbeit mit dem Ex-Porsche-Mechaniker. „Es war echt ein schwieriger Mensch.“ Man habe nie gewusst, wie er reagiert und „ob er jetzt versteht, wie wir das meinen“, ergänzt Rumms Frau Margrit, die Wütherich von Besuchen zum Abendessen kennt.

Auf die körperliche Beeinträchtigung, die Wütherich von seinem Unfall mit James Dean davon trägt, bei dem der Schauspieler stirbt, versucht Karlheinz Rumm in der täglichen Arbeit Rücksicht zu nehmen. „Ich habe immer geguckt, dass er leichte Arbeiten, kleine Mopeds und keine großen Motorräder, macht.“

Doch das hilft nur eine gewisse Zeit. Eckart selbst hatte bei Wütherichs Einstellung die Hoffnung, durch Nähe im Betrieb und Toleranz mit dem Mechaniker klarzukommen. Doch diese Hoffnung wird vom Alltag eingeholt. „Seine Schwankungen, die waren unvertretbar.“

Rolf Wütherich in Kupferzell: Katze Romeo als Begleiter kurz vor tödlichem Unfall

Von den Stimmungsschwankungen des für ihn humorvollen Mannes, der leicht schwäbelt, hat Gerd Eckert nichts mitbekommen. Er assoziiert ihn mit Motorrädern, von denen immer eines in der Garage steht. „Darauf wollte er mich immer mitnehmen – das hat er aber nie gemacht“, erinnert sich Eckert, aus dem nie ein Motorrad-Fan wird. Als Zehnjähriger ist er der Nachbar von Rolf Wütherich. Noch heute wohnt er im selben Haus. Die Räume im Dachgeschoss, in denen Wütherich damals lebt, sind heute allerdings umgebaut.

Von Wütherichs Küchenfenster aus sei dessen Katze Romeo immer wieder aufs Dach geklettert. Dort sitzt die Katze, ein Freigänger ist sie laut Eckerts Erinnerungen nicht. Doch ein paar Mal soll sie vom Dach gefallen und im Gebüsch gelandet sein.

Die Katze ist auch Wilhelm Hahne im Gedächtnis geblieben. Kurz bevor Wütherich nach Kupferzell zieht, treffen sich die beiden zum Interview. In seinem Artikel von 1979 in der Jugendzeitschrift „Rocky“ schreibt er, dass Wütherich seine Katze auf dem Arm hat, als sich die beiden verabschieden. Fast wie zu sich selbst, soll er gesagt haben: „Ich möchte in meiner Einsamkeit diese Katze nicht mehr missen.“

Unverstanden und einsam: So war Rolf Wütherich kurz vor seinem Tod in Kupferzell

Das Bild habe sich bei dem 92-Jährigen bis heute eingebrannt, erzählt er im Gespräch mit der Heilbronner Stimme. „Er wirkte auf mich, wie ein alter, einsamer Mann.“ Von Einsamkeit spricht auch Margrit Rumm. Bei der Familie Rumm sei er immer wieder nach der Arbeit vorbeigekommen. „Er hat schon versucht, Kontakt zu haben.“ Doch sein Leben hat Spuren hinterlassen: „Er war doch relativ einsam, manchmal auch in sich gekehrt.“ Vermutlich habe er darunter gelitten, dass er nicht mehr alles machen konnte, was er wollte – „er war eigentlich schon ein lebensfroher Mensch“.


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Der damals zehnjährige Nachbar Eckert hat die Einsamkeit bei Wütherich nicht wahrgenommen. Als „umtriebig“ beschreibt er ihn, schließlich ist Wütherich gleich in mehreren Vereinen aktiv. „Ein Stubenhocker war er mit Sicherheit nicht.“ Nach Wütherichs Unfall betrauert die Tennis-Abteilung des TSV Kupferzell seinen Tod in einer Traueranzeige in der Hohenloher Zeitung.

Kurz vor seinem Tod scheinen die Menschen ihn jedoch nicht mehr greifen zu können. „Der Rolf Wütherich war ein bisschen ein Sonderling“, beschreibt Günter Wolf den Mann, der ihm als Anfang 20-Jähriger immer wieder in Kupferzell begegnet ist. Dem Journalisten Wilhelm Hahne ist Wütherich mit „realitätsfremdem, verwunderlichen Verhalten“ aufgefallen. Obwohl Hahne sich laut eigener Aussage um Verständnis bemüht hat, gibt er zu: „Ich habe ihn nicht verstanden, mit seiner Art.“

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