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Schwarz-Campus in Bad Friedrichshall: Die interessantesten Fakten auf einen Blick

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Im Gebiet "Obere Fundel" in Bad Friedrichshall entsteht ab sofort der Schwarz-Projekt-Campus. Die Planungen dafür laufen bereits einige Jahre und haben auch Kritiker auf den Plan gerufen. Wir haben die fünf interessantesten Fakten zum Projekt zusammengestellt.

Vorgeschichte

Bürgermeister Timo Frey (rechts) übergibt die Baugenehmigung an Josef Klug, , Geschäftsführer im Bereich Standortentwicklung der Schwarz-Gruppe. Foto: Katharina Müller
Bürgermeister Timo Frey (rechts) übergibt die Baugenehmigung an Josef Klug, , Geschäftsführer im Bereich Standortentwicklung der Schwarz-Gruppe. Foto: Katharina Müller

Das Gebiet "Obere Fundel" in Bad Friedrichshall ist seit 2006 im Flächennutzungsplan als "Entwicklungsfläche Gewerbe" ausgewiesen. 2008 startete das Verfahren für einen Bebauungsplan für das Areal, um Firmen die Möglichkeit zu geben, sich in Bad Friedrichshall anzusiedeln, berichtet Bürgermeister Timo Frey. Die Nachfrage nach Gewerbeflächen war und ist in der Stadt groß. Zu seinem Amtsanritt 2015 gab es, wie Frey erzählt, bereits einen Gedankenaustausch mit der Schwarz-Gruppe. Damals war schon klar, dass die Lidl-Deutschlandzentrale in Bad Wimpfen entsteht. Auch mit anderen Firmen, die Interesse an Flächen in der "Oberen Fundel" hatten, seien Gespräche geführt worden.

2016 konkretisierte sich das Vorhaben der Schwarz-Gruppe. "Dass es diese Dimensionen annehmen würde, war damals aber noch nicht absehbar", erzählt Frey. Es folgten wichtige Entscheidungen im Gemeinderat, zudem musste man sich mit den Grundstückseigentümern einig werden. Als das geglückt war, erwarb die Schwarz-Gruppe nach und nach Flächen. 2018 fand eine Bürgerinformationsveranstaltung zu den Vorhaben im Gebiet "Obere Fundel" statt.

2020 erfolgte die erste Öffentlichkeitsbeteiligung zum Bebauungsplan, der nach weiteren Verfahrensschritten am 31. Mai Planreife erreichte. Am 22. Juni wurde der Satzungsbeschluss gefasst und am 25. Juni die Baugenehmigung an die Schwarz-Gruppe überreicht. 


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Viel Grün ist im Areal des Schwarz-Projekt-Campus geplant. Visualisierung: Schwarz-Gruppe
Viel Grün ist im Areal des Schwarz-Projekt-Campus geplant. Visualisierung: Schwarz-Gruppe

Pläne der Schwarz-Gruppe 

Der Schwarz-Projekt-Campus ist eine Art Denkfabrik, mit der die Schwarz-Gruppe im Bereich Digitalisierung und IT-Zukunftslösungen ganz vorne dabei sein will. Eine Vorhaben ist laut Josef Klug, Geschäftsführer im Bereich Standortentwicklung, zum Beispiel eine eigene Cloud zu entwickeln, um von internationalen Anbietern unabhängig zu sein. Im ersten Bauabschnitt, der zum Jahresende 2025 fertig sein soll, entstehen fünf Gebäudekomplexe.

Ein reines Bürogebäude, eine Kita, ein Mitarbeiter-Restaurant und ein Konferenz-Schulungszentrum, das nach  Planungsstand von November in zwei Quaderbauten untergebracht ist. In der Kita können 280 Kinder betreut werden, im Obergeschoss des Gebäudes entsteht ein Fitnessbereich für Mitarbeiter auf circa 2000 Quadratmetern. Im Restaurant sind nach Angaben des Projektleiters Daniel Topic 1100 Sitzplätze sowie 400 weitere auf der Terrasse geplant. Alle Gebäudeteile sind durch eine sogenannte Magistrale verbunden.

In den Gebäuden des ersten Bauabschnitts werden 3500 Menschen arbeiten. Werden später die zwei weiteren Gebäude im südöstlichen Bereich des Grundstücks gebaut, entstehen 1500 weitere Arbeitsplätze. Das Campus-Gelände und die Gebäude selbst werden vor allem eines: grün. Es ist geplant, rund 48.000 Quadratmeter auf den Tiefgaragen und den Freiflächen sowie noch einmal 8000 Quadratmeter Dachfläche zu begrünen. Nach dem Baustart in dieser Woche soll es im Juli/August mit den Rohbau-Arbeiten losgehen.

Hauptkritikpunkt

Ab Montag rollen die Maschinen an: Die Bauarbeiten für den Projekt-Campus in Bad Friedrichshall können beginnen.
Ab Montag rollen die Maschinen an: Die Bauarbeiten für den Projekt-Campus in Bad Friedrichshall können beginnen.  Foto: Veigel, Andreas

Kritik und Bedenken haben während des Bebauungsplanverfahrens viele Behörden, Bürger und Träger öffentlicher Belange geäußert. Herauskristallisiert hat sich bis zum Schluss, dass die Themen Umwelt und Verkehr dabei am meisten Fragen aufwerfen. Von manchen wird generell kritisiert, dass im Gebiet "Obere Fundel" stark in die Natur eingegriffen wurde, um es zu entwickeln. Zuvor waren dort Ackerflächen und eine Streuobstwiese. Um den Schaden so gering wie möglich zu halten, wurden jedoch zahlreiche Maßnahmen ergriffen. Eidechsen wurden umgesiedelt, für Vögel und Fledermäuse wurden unter anderem Nistkästen und -höhlen errichtet.

Gleichzeitig sind Ausgleichsmaßnahmen außerhalb des Plangebiets veranlasst worden. Die Rede ist von 1,25 Millionen Ökopunkten, die die Schwarz-Gruppe ausgleichen muss. Das gelingt zu einem großen Teil durch den Bau einer Amphibienleiteinrichtung  an der L1047 bei Widdern.

Dass der Ausgleich nicht innerhalb Bad Friedrichshaller Gemarkung erfolgt, gefällt vielen Menschen nicht. Die Argumentation der Planer ist jedoch, dass die Maßnahme demselben Naturraum zugute komme. Das sei eine Abwägungssache gewesen, sagte Bürgermeister Timo Frey. was nicht heiße, dass es nicht auch in Bad Friedrichshall Gebiete gebe, die man aufwerten könnte. Diese würden aber sicher noch für andere Ausgleichsmaßnahmen benötigt. Um den Campus verkehrstechnisch anzubinden, hat die Schwarz-Gruppe ein Mobilitätskonzept entwickelt, zu dem auch der Ausbau des B27-Knotens Kochendorf Süd gehört sowie ein neuer Stadtbahn-Haltepunkt. 

Petition 

Im März 2021 haben Kritiker eine Petition beim baden-württembergischen Landtag eingereicht mit der Forderung, die Arbeiten im Gebiet "Obere Fundel" zu stoppen bis ein rechtskräftiger Bebauungsplan vorliegt. Bis dahin hatten bereits archäologische Rettungsgrabungen begonnen sowie der Bau einer provisorischen Baustraße. Beides wurde vorübergehend gestoppt, durfte aber kurze Zeit später fortgeführt werden. Eine abschließende Stellungnahme des Petitionsausschusses liegt bisher nicht vor. Da die Bauleitplanung aber vollendet werden durfte und bisher keine Verstöße etwa gegen den Natur- und Artenschutz festgestellt wurden, sieht Bürgermeister Timo Frey „dem Ausgang des Verfahrens gelassen entgegen“.


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Wie lange es dauert, bis eine Stellungnahme vorliegt, ist laut einer Sprecherin des Landtages unklar. Veröffentlicht werde im Anschluss aber ohnehin nur die Begründung des Petitionsausschusses zur Entscheidung und das erst, wenn das Landtagsplenum abschließend über die Petition entschieden habe. Vonseiten des Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen hat Bürgermeister Frey nach eigenen Angaben schriftlich die offizielle Zusage bekommen, dass nach Rechtskraft des Bebauungsplans die Baugenehmigung für den Schwarz-Campus erteilt werden könne.

Verkehrsplanung

War man während des städtebaulichen Wettbewerbs für den Projekt-Campus im Jahr 2018 noch davon ausgegangen, dass beim Thema Mobilität der Schwerpunkt auf Autos liegen muss, hat sich das in der Zwischenzeit erheblich verändert. Josef Klug von der Schwarz-Gruppe erklärte, dass ein komplett neues Mobilitätskonzept für den Standort entwickelt wurde, das auf drei Säulen basiere: Pkw-Verkehr, Radwege und ÖPNV. Der Pkw wird über die K2117, die neu angelegt wird, über mehrere Zufahrten auf das Campus-Gelände geleitet. Stau soll durch ein Parkleitsystem sowie Rückstauflächen auf dem Gelände vermieden werden.


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Genauso intensiv wurde laut Klug an einem Geh- und Radwegekonzept gearbeitet. Ein Radweg entsteht entlang der Kreisstraße, einer führt aus Kochendorf über eine neue Brücke zum Mitarbeitereingang des Campus. Zudem setzt die Schwarz-Gruppe auf eine gute Busanbindung, die Haltestellen liegen am Kreisverkehr. Und das i-Tüpfelchen ist eine neue Stadtbahn-Haltestelle. Von dieser führt künftig eine Brücke auf das Campus-Gelände.

Da der Verkehr am Plangebiet des Projekt-Campus nicht aufhört, gehört auch die Ertüchtigung des B27-Knotens Kochendorf Süd zur Planung. Bis Ende 2025 soll es eine komplett neue Lösung geben. Der Verkehr soll künftig auf verschiedenen Ebenen rollen: Die K2117 führt unter der B27 und der Bahnlinie in Richtung K2000. So seien künftig auch alle Fahrbeziehungen möglich. Das Knotenbauwerk wird laut Planern so angelegt, dass es an eine vierstreifige B27 angeschlossen werden kann.


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Der Ausbau der Bundesstraße ist im Bundesverkehrswegeplan 2030 verankert. Bereits durch den Umbau des Knotens werde der Verkehr aber flüssiger laufen und fange die zusätzliche Belastung ab, so die Prognose. Eines kritisierten auch Stadträten an diesem Plan bis zuletzt: Künftig ist es nicht mehr möglich, von der B27 direkt links nach Kochendorf auf die Heilbronner Straße abzubiegen. Dafür gebe es aber keine andere Lösung.

 

 

 


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