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Umsatz um tausende Euro gestiegen: Heilbronner Drogendealer über die Cannabis-Legalisierung

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Cannabis ist seit dem 1. April in Deutschland legal. Bis die Social Clubs eröffnen, dauert es jedoch noch. Wir haben uns bei Heilbronner Drogendealern umgehört, wie der Verkauf seit der Legalisierung zugenommen hat.

Cannabis ist seit dem 1. April in Deutschland nicht mehr illegal. Erlaubt wird der Besitz für Erwachsene von 25 Gramm im öffentlichen Raum. In der eigenen Wohnung wird der Besitz von 50 Gramm geduldet. Auch der private Anbau von drei Cannabispflanzen ist erlaubt.

Ab Juli sollen Cannabis Social Clubs staatlich kontrolliert Cannabis anbauen und an ihre Mitglieder abgeben dürfen. Ziel der Legalisierung ist es auch, den Schwarzmarkt auszutrocknen. Davon ist nach den ersten Tagen wenig zu bemerken. Dealer gehen weiter ihren Geschäften nach. Der Handel bleibt illegal. Die Polizei will weiterhin gegen den Schwarzmarkt vorgehen.

Heilbronner Drogendealer berichtet: Schwarzmarkt in Deutschland schon gestiegen

"Mein Umsatz ist seit dieser Woche um mehrere tausend Euro gestiegen", berichtet ein anonymer Drogendealer. Seit dem 1. April verkauft er ungefähr vier mal so viel Cannabis wie davor. Er ist davon überzeugt, dass durch die Social Clubs sein Geschäft nicht einbrechen wird.

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"Die Clubs werden Cannabis mit niedrigem THC-Wert verkaufen. Die Konsumenten haben sich schon an Cannabis mit höherem Wert gewöhnt." Der Heilbronner meint außerdem, dass er die 18- bis 21-Jährigen Kunden nicht verlieren wird, da beim Kauf in Social Clubs der THC-Gehalt nicht zehn Prozent überschreiten darf. Er findet die Legalisierung gut, weil bisher viel Gras mit Chemikalien gestreckt ist, meint der Dealer.

Nach Legalisierung von Gras: "Cannabis fühlt sich immer noch illegal an"

Trotz Legalisierung fühlt er sich mit Marihuana auf der Straße noch nicht sicherer. "Man hat sich noch nicht daran gewöhnt. Cannabis fühlt sich immer noch illegal an." Wenn sein Cannabis-Geschäft nicht mehr laufen sollte, steigt er auf andere Drogen um. "Aber das wird nicht passieren. In den Niederlanden ist der Schwarzmarkt seit der Legalisierung auch besser geworden. Das gleiche wird in Deutschland auch passieren. Er ist sogar jetzt schon gestiegen", erklärt der Cannabis-Händler. 

Er selber wird keinem Cannabis Social Club beitreten. "Ich rauche kein Gras mehr und wenn ich wieder anfangen würde, rauche ich lieber Dry Sift oder Marihuana aus den USA." Dry Sift ist eine Hasch-Art mit erhöhtem THC-Gehalt. Ob der Händler seine Preise billiger macht, weiß er noch nicht genau. "Wir sind noch am Anfang der Legalisierung. Aber ich denke, dass die Preise sinken werden. Wenn die Social Clubs Cannabis billig verkaufen, sinken die Kurse noch mehr."

Dealer aus Heilbronn fühlt sich seit Legalisierung sicherer

Ein zweiter anonymer Drogendealer hat auch keine Bedenken, dass sein Geschäft aussterben wird. "Viele meiner Kunden haben mir schon versichert, dass sie trotz Legalisierung weiter bei mir einkaufen werden", erklärt er. Am Wochenende vor der Legalisierung haben viel mehr Menschen bei ihm eingekauft.

Der Heilbronner merkt aber noch keinen großen Unterschied zu davor. "Weil ich nicht so viel mit den Endkonsumenten zu tun habe. Wenn sind das nur meine Freunde, und die rauchen genauso viel wie davor." 

Er denkt jedoch, dass der Bedarf in der Zukunft steigen wird. "Wenn die Menschen ihr erstes selbst angebautes Cannabis haben, wird der Bedarf weniger. Das spielt aber keine Rolle. Gerade läuft der Umsatz gut und wenn es weniger wird, ist es auch nicht schlimm." Ihn würde es auch nicht stören, wenn der Umsatz von heute auf morgen wegfallen würde. 

Der Cannabis-Dealer fühlt sich seit der Legalisierung sicherer, da er auch nicht immer Cannabis zum Verkaufen dabei hat. "Ich muss keine Angst mehr haben, wenn ich draußen einen Joint rauche oder nicht viel dabei habe", sagt der Student. Auch wenn sein Geschäft ausstirbt, würde er niemals andere Drogen verkaufen. "Ich nehme keine andere Drogen und halte davon auch nichts." Der Heilbronner will auch nicht sein Leben lang dealen. "Ich verkaufe Cannabis, um wir was aufzubauen. In einem Jahr hör ich damit auf, da ich schon ein bisschen was gespart habe", erklärt er. Etwa 15 Kilogramm Cannabis verkauft der Dealer pro Monat.

Heilbronner Drogendealer ist sich sicher: Cannabis Social Clubs sind keine Konkurrenz 

"Ich habe keine Angst vor der Konkurrenz. Die THC-Grenze für Cannabis ist in Social Clubs zu niedrig. Die meisten meiner Kunden oder Freunde wollen auch mal Premium Hasch, das hat bis zu 40 Prozent THC. Sowas bekommt man in den Social Clubs nicht. Da muss man in seinem Geschäft von normalem Gras auf Cannabis aus dem Ausland umsteigen."

Er wird auf jeden Fall weiterhin Premium Hasch und Gras aus den USA, Spanien und Niederlande verkaufen. "Wenn die Social Clubs das Konzept von den Apotheken übernehmen, würde es den Schwarzmarkt eindämmen."


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Der Dealer wird seine Preise nicht senken, sogar eher den Kurs erhöhen. "Ich gehe trotzdem mein Risiko ein. Mittlerweile sogar ein höheres." Er denkt, dass die billigen Sorten sinken werden und die teureren steigen. In Social Clubs wird sich der Student anmelden. Der Cannabis-Dealer möchte dort eventuell Pflanzen anbauen, um das auch mal auszuprobieren.

Heilbronner Dealer verkauft seit Legalisierung doppelt so viel Cannabis

Ein dritter Drogendealer, der anonym bleiben möchte, findet die Legalisierung von Cannabis gut. "Es ist widersprüchlich, dass Alkohol und Zigaretten erlaubt sind, und einen zu kiffen nicht." Er sagt, dass sein Geschäft seit der Legalisierung besser läuft. "Ich verkaufe doppelt so viel wie davor." Bis zu 70 Gramm verkauft der Dealer aktuell in der Woche.

Der Student ist sich auch sicher, dass sein Geschäft weiterhin laufen wird, auch wenn die Social Clubs aufmachen. "Die 18- bis 21-Jährigen kaufen auf jeden Fall weiterhin beim Schwarzmarkt. Die Social Clubs haben außerdem im Vergleich zu mir nachts nicht offen und bei mir zahlt man keine Steuern."

Wenn die Social Clubs zur Konkurrenz werden sollten, geht der Dealer mit seinen Preisen nach unten. "Und wenn das auch nicht mehr klappt, steige ich auf andere Drogen um." Er fühlt sich seit der Legalisierung jedoch unsicherer als davor. "Die Polizei ist jetzt noch mehr hinter den Dealern und den Konsumenten her, die Auto fahren." 

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